Afrikanische Schweinepest "Die Sauen folgen dem Mais"

Wuppertal · "Sie kommt", sagt Frank Auer über die Afrikanische Schweinepest. Der Chef der Kreisjägerschaft erklärt Zusammenhänge und Folgen.

 Frank Auer und sein Prinz (5). Nach dem Gespräch erzählte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, dass immer mehr Frauen den Jagdschein machen. „Das finde ich richtig gut.“

Frank Auer und sein Prinz (5). Nach dem Gespräch erzählte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, dass immer mehr Frauen den Jagdschein machen. „Das finde ich richtig gut.“

Foto: Wuppertaler Rundschau / Simone Bahrmann

Das alles mit allem zusammenhängt und wir in einer Welt leben, in der jede klitzekleine Bewegung eine Welle nach sich ziehen kann, daran erinnert uns zuweilen die Natur. Beim Spaziergang mit Frank Auer geht es aber nicht um den berühmten und oft zitierten Schlag des zarten Schmetterlingsflügels, sondern um Tiere, die bis zur Hüfte ragen und bis zu 100 Kilogramm auf die Waage bringen.

In Auers Jagdrevier oberhalb der Herbringhauser Talsperre wurde 1981 das erste Schwarzwild gesehen. Seitdem ziehen die Wildschweinrotten Richtung Westen durch. In einer Nacht an die 20 Kilometer weit. Und auch wenn der Spaziergänger die scheuen Tiere nicht sieht, sind sie für den guten Betrachter unübersehbar.

Kraterartige kahle Flächen ziehen sich über die satte Wiese. "Wildschäden", sagt Frank Auer. "Der Revierpächter muss dafür aufkommen." Das Gesetz, das seinen Ursprung im Mittelalter hat und eine Schuldigkeit des jagenden Adels gegenüber dem ackerbestellenden Volk festlegte, gilt bis heute. Deshalb wird, wenn eine Wildschweinrotte in einem Maisschlag gewütet oder saftiges Grünland nach Engerlingen durchwühlt hat, immer noch der Jäger zur Kasse gebeten.

Überwiegend für die Verwertung in Biogasanlagen wird immer mehr Mais auf immer größeren Flächen angebaut. Und die "Sauen", wie der Jäger sagt, folgen dem Mais. Sie verschwinden rottenweise in den dichten Stangen und sind hier nur schwer zu bejagen. Natürliche Feinde brauchen die Schwarzkittel hierzulande nicht zu fürchten. Bis auf einen: Denn nun folgt ein todbringender Virus den Tieren auf ihrem Streifzug durch Europa.

Die afrikanische Schweinepest, kurz ASP, die schon seit längerem in Osteuropa tobt, ist in der vergangenen Woche nun auch bei verendeten Tieren in Belgien nur 60 Kilometer vor der deutschen Grenze entdeckt worden. Das sorgt auch hierzulande für Schrecken in der Landwirtschaft, denn die ASP macht auch vor Hausschweinen nicht Halt. "Nur ein Fall", sagt Frank Auer, und weist auf das wirtschaftliche Ausmaß hin, "und die EU macht die Grenzen für den Export zu."

Die großen Mastbetriebe könnten das überleben, so schätzt er, aber gerade für kleine Höfe kann die ASP den Niedergang bedeuten. Und ist die ASP erst in einen Stall eingedrungen, müssen alle Tiere geschlachtet und verbrannt werden. "Und ein Bauer hängt an jedem Tier."

Die Jäger haben gerade durchgesetzt, dass nicht sie, sondern Profis verendete Wildschweine abholen und fachgerecht entsorgen. "Sonst breitet sich die Pest schneller aus, als wir gucken können." Hauptüberträger der ASP ist neben den Wildschweinen übrigens der Mensch, der zum Beispiel mit einem achtlos weggeworfenen Wurstbrot den Virus verbreiten kann. Zu ganz besonderer Lebensmittelhygiene sind deshalb Reisende und Fernfahrer aufgerufen, die aus den von ASP betroffenen Ländern kommen.

Noch hat die ASP die Grenze nicht übersprungen. Die Schwarzkittel, die sich tagsüber in dichten Dickungen unsichtbar machen, toben nachts auf den bergischen Wiesen und Feldern. Ihren Bestand angesichts der Seuchengefahr zu reduzieren, bedeutet Arbeit und zusätzliche Verantwortung für die Jäger. Die Jägerei an den Nagel zu hängen, das kommt für Frank Auer trotzdem nicht in Frage: "Ich habe die Jägerei einfach im Blut."

Das Umweltministerium ruft dazu auf, Funde von toten Wildschweinen unter Telefon 0201/71 44 88 oder per Mail an nbz@lanuv.nrw.de zu melden.

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