Bemerkenswerter Wuppertaler Eric Merl: Kunst kennt keine Krankheit

Wuppertal · Der Wuppertaler Eric Merl ist ein besonderer junger Mensch, der sich nach einem schweren Motorradunfall 2010 zurück ins Leben gekämpft hat.

 Eric Merl lässt sich nicht unterkriegen.

Eric Merl lässt sich nicht unterkriegen.

Foto: Ellen Neugebauer

18 Jahre alt ist Eric Merl, als ihn 2010 ein schwerer Motorradunfall aus dem Leben reißt, das aus der Leidenschaft für die Gastronomie besteht. Sein Wunschberuf ist Hotelfachmann. Dann plötzlich der Unfall, auf den die Dunkelheit folgt - eine nicht enden wollende Dunkelheit.

Seine Augen möchten sich nicht öffnen, denn der schwer verletzte Körper kann das Leid und die Schmerzen im Wachzustand nicht ertragen. Eine lange Zeit im Koma schließt sich an. Die Ärzte diagnostizieren einen Mediainfarkt, eine besondere Form des ischämischen Schlaganfalls. Keiner glaubt mehr daran, dass Eric noch einmal erwacht, in ein Leben mit halbseitiger Lähmung der rechten Seite und mit Aphasie.

 ChrisTine Urspruch mit dem Pina-Bausch-Portrait.

ChrisTine Urspruch mit dem Pina-Bausch-Portrait.

Foto: Ellen Neugebauer

Aphasie … das bedeutet aus dem Griechischen übersetzt „Sprachlosigkeit“. Doch Eric stellt sich seinem Schicksal mit der ihm ureigenen Leben- und Willenskraft. Er öffnet seine Augen. Eine siebenmonatige Zeit der Reha ist sein nächster Schritt. Er ist ein Kämpfer, der seine Familie zutiefst liebt und aus ganzem Herzen wiedergeliebt wird.

Er geht weitere Schritte und überwindet die Sprachlosigkeit, entdeckt die Ästhetik für sich, die Schönheit der Welt, die er mit der Handykamera ohne Nachbearbeitung künstlerisch festhält. Von 2017 bis 2019 arbeitet er im Landhauscafé, muss aber krankheitsbedingt wieder aufhören. Auch 2021, das Jahr zwei der weltweiten Corona-Pandemie, zwingt ihn nicht in die Knie. Er unterstützt seine Mutter Brigitte Merl, die Künstlerin Ellen Neugebauer und die Autorin Tanja Heinze (Organisatorinnen) mit vollem Einsatz in der Begegnungsstätte „Auszeit“ (Solinger Straße 19, Wuppertal Cronenberg) im September, in der Künstlerinnen und Künstler ihre Werke und Bücher für die Flutopferhilfe Cronenberg spenden.

Drei Tage lang kümmert er sich nicht nur ums leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher. Auch als Gesprächspartner begeistert er. Als Dankeschön für seinen Einsatz schenkt die Künstlerin Ellen Neugebauer (Portraits von Pina Bausch, Udo Lindenberg und vielen mehr) ihm ein eigens für ihn angefertigtes Bild seiner Lieblingssängerin Adele.

Eric traut sich und reicht ein Foto vom Islandufer bei einem Fotowettbewerb ein – und liegt ganz weit vorne. Ob es zum Sieg reicht, bleibt abzuwarten. Die vielen abgegebenen Stimmen sprechen für sich. Sein Talent, die Welt durch die Handykamera zu betrachten und einzufangen, wird er in Zukunft bei weiteren Projekten zeigen: In der Planung sind eine Ausstellung in der Tagespflege am Eich und im ehemaligen Tierheim in Vohwinkel. Für einen guten Zweck: Dort werden übriggebliebene, nicht vermittelbare Tiere versorgt.

 Das Adele-Bild.

Das Adele-Bild.

Foto: Ellen Neugebauer

Meist geht es bei den Ausstellungen Ellen Neugebauers um Charity-Projekte. Eric Merl ist gerne dabei. Neugebauer zeigt: Kunst kennt keine Krankheit, denn sie kämpft wie Eric gegen einen Schicksalsschlag. Auch nach ihrer Bauchspeicheldrüsen-OP kämpft sie für die Schwachen – und motiviert die Schwachen, zu starken Kämpfern und Kämpferinnen zu werden. Auch ChristTne Urspruch, Schauspielerin und Tatort-Pathologin, weiß das zu schätzen und nimmt kurz nach der „Auszeit“ ihre von Neugebauer gemalte Pina Bausch in Empfang.

Stark oder schwach, diese Unterschiede spielen keine Rolle, denn Eric Merl sowie Ellen Neugebauer beweisen: Kreativität macht nicht nur sich selbst, sondern vor allem andere Menschen froh.

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