„Kirche an der Uni“ Caring Community am Campus

Wuppertal · Mit offenen Gesprächen und Solidarität im Alltag will „Kirche an der Uni“ zeigen, was Gemeinschaft bedeutet. Studierendenpfarrerin Claudia Andrews setzt im neuen Wintersemester auf Mitbestimmung, Achtsamkeit und Themen, über die sonst kaum gesprochen wird.

Studierendenpfarrerin Claudia Andrews.

Foto: Kirche an der Uni

Das Wintersemester steht bei „Kirche an der Uni“ unter dem Motto „Caring Community“. Was verstehen Sie darunter und warum haben Sie dieses Motto gewählt?

Andrews: „In diesem Satz drückt sich für uns aus, was wir auf dem Campus für die Studierenden und die Uni sind: Wir sind verlässlich da für alle, die hier studieren und arbeiten. Wir sind ein Ort, an dem sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, denn wir alle suchen und benötigen Resonanz und Impulse für unsere Entwicklung, unseren (Bildungs-) Weg. Wir bieten Studierenden Lernraum.

Wir heben hier gesellschaftliche Tabu-Themen ins Bewusstsein und zeigen so Solidarität mit Stimmen und für Menschen, die andernorts allzu oft kein Gehör, keinen Raum, keine Unterstützung finden. Das sind zum Beispiel die Themen Tod und Trauer, unterschiedliche Formen von Diskriminierung und Gewalt. Und wir sind konsequent offen für alle auf dem Campus, unabhängig ihrer Herkunft und religiösen Prägung.“

Studierende haben gerade nicht das Gefühl, dass sich die Politik gut um sie kümmert. Es gibt zu wenig günstige Studentenzimmer, zu wenig Bafög und oftmals harte Studienbedingungen. Was bietet „Kirche an der Uni“ Studierenden, um sie etwas zu entlasten?

Andrews: „Es ist ein Problem, dass Studierende in der Politik nicht wirklich eine Lobby haben. Wir stärken sie darin, für ihre eigenen Belange einzutreten, für sich selber und andere gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, sich aktiv als Akteure einzubringen. Das können sie in unserer ,Kirche an der Uni‘ ausprobieren: Studierende bestimmen selbst mit, was sie bei uns erleben und was wir veranstalten. So Selbstwirksamkeit erfahren zu können, stärkt sie enorm.

Unser Programm umfasst auch gemeinschaftliches Kochen und kostenloses Essen in Gemeinschaft sowie sozial-diakonische Beratungsangebote für Studierende. Eine besondere fachliche Beratung für internationale Studierende haben wir dank der Zusammenarbeit mit ,Brot für die Welt‘ bzw. der Diakonie und Caritas im Angebot – mit der Möglichkeit finanzieller Hilfen. In Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk Wuppertal können wir Studierenden, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, Zugang zu Mensagutscheinen schaffen.

Sie wagen sich bei Ihren Vortragsabenden auch an das Thema des geistlichen Missbrauchs. Warum ist das wichtig für „Kirche an der Uni“?

Andrews: „Wir haben ein Podiumsgespräch zum Thema geistlicher Missbrauch ins Programm genommen, um zu signalisieren: Wir sind beim Thema Missbrauch in Kirche hier im Haus nicht naiv. Aus der Veröffentlichung verschiedener Studien zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen und katholischen Kirche haben wir gelernt, dass wir Verantwortung für Prävention, also den Schutz vor Übergriffen, tragen. Dazu gehört wesentlich das Benennen von allen möglichen Formen von grenzüberschreitendem Verhalten, die unterschiedliche Ausprägungen von Missbrauch ermöglichen.

Wir gehen davon aus, dass nicht nur Studierende, sondern die gesamte Hochschulöffentlichkeit von den Missbrauchsskandalen in der Kirche gehört haben. Mit der Veranstaltung am 27. Oktober zeigen wir, dass wir in der Kirche an der Uni unserer Präventionsverantwortung aktiv nachgehen. Wir haben selbstverständlich Gewaltschutzkonzepte für unser Haus und bieten für interessierte Studierende im Rahmen der kirchlichen Begleitung Studierender Evangelischer Religionslehre Präventionsschulungen an.

Im Programm fällt auf, dass Sie stark international unterwegs sind. Es gibt Veranstaltungen auf Englisch und internationale Themen, etwa wie sich Trumps Politik auf Studierende auswirkt.

Andrews: „Internationalisierung ist ein wichtiger und relevanter Entwicklungsprozess und eine permanente Gestaltungsaufgabe nicht nur an der Uni, sondern in unserer Gesellschaft und auch in der Kirche. Wir können hier also intensiv und viel lernen, miteinander und voneinander! Daher geben wir internationalen Veranstaltungen und Themen breiten Raum. Dabei lernen wir auch internationale Studierende und Gastdozentinnen und -dozenten kennen und freuen uns, dass sie ihre Erfahrungen mit uns teilen.“