Umfrage zum Uni-Standort Wuppertal Brutal schööön!

Wuppertal · Die Bergische Universität Wuppertal ist bei einer Umfrage zur hässlichsten Hochschule Deutschlands gekürt worden.

Der hässlichste Campus Deutschlands? Der „Flügelhügel“ mit Blick auf Mensa und das Tal zählt zu den Top-Treffpunkten der Studenten. Hier wird gepicknickt, geraucht und – psst – ab und zu geküsst.

Foto: Anna Klose

Seit vergangenem Samstag sorgt diese Umfrage unter den Studierenden im Tal für Gesprächsstoff: Auch wenn die Negativ-Auszeichnung von dem meisten mit Humor genommen wird, herrschte im Gespräch mit einigen Hochschülern bei den ersten Veranstaltungen nach den Semesterferien weitgehend Einigkeit: so ein Unfug! Die circa 70.000 Online-Abstimmenden sehen das mutmaßlich anders.

Emily Weiß (21) studiert Grundschullehramt mit Englisch, aus Wuppertal: „Ich kann verstehen, dass man unsere Uni nicht schön findet. Die komischen Rohre, die Baustellen, aber der erste Platz in diesem Ranking ist meiner Meinung nach ungerecht. Es ist angenehm, dass auf unserem Campus alles an einem Platz ist, und unsere Mensa hat eine sehr gute Qualität.“

Foto: Wuppertaler Rundschau/Tomas Cabanis

Die Initiatoren der Befragung – das Online-Content-Netzwerk „funk“ von ARD und ZDF – baten ihre Follower auf Instagram zunächst um Vorschläge, welche Hochschulen zur Auswahl stehen sollten. In der zweiten Runde präsentierten die Redakteure die zehn am häufigsten genannten Einrichtungen und stellten die Frage: „Gehört diese Hochschule für euch in die Top 5 der hässlichsten Hochschulen Deutschlands?“

Mit einem Foto vom Campus Grifflenberg erhielt die Bergische Universität die meisten Stimmen – und sicherte sich damit den ersten Platz. So gab’s Gold zum wiederholten Mal: Denn bereits 2019 kürte das inzwischen eingestellte „Vice“-Magazin die Optik der Gebäude zum Schlusslicht in Deutschland.

Bennett Gottschling (23) studiert Englisch und Chemie, aus Wuppertal: „Unser Ausblick vom ‚Flügelhügel‘ auf dem Campus Grifflenberg ist doch wunderschön, ich mag meine Uni. Wo ist in der Abstimmung eigentlich die Ruhr-Universität Bochum? Von der hört man ja immer, dass sie nicht ganz so schön ist. Also die hässlichste Uni Deutschlands ist die in Wuppertal ganz sicher nicht.“

Foto: Wuppertaler Rundschau/Tomas Cabanis

Damals kommentierte die Kunststudentin Philine Halstenbach bei einer Straßenumfrage: „Die Architektur der Wuppertaler Uni ist wie ein französischer Weichkäse. Wer den Kühlschrank öffnet, denkt erstmal ‚bah!‘. Wer ihn probiert, merkt, dass es um eine besondere Delikatesse handelt. Dass man den Geschmack dann zu schätzen weiß, kann aber ein bisschen dauern.“

Spatenstich und Schluss mit freier Wiese auf dem Grifflenberg war im November 1972. Drei Jahre später stand der markante Brutalismus-Bau, um dessen Schönheit seitdem gestritten wird.

Erik Bölling (21) studiert Wirtschaftswissenschaft und Sport, aus Wuppertal: „Das Ergebnis dieser nicht-repräsentativen Online-Abstimmung entspricht meiner Meinung nach nicht der Wahrheit. Der Campus gefällt mir gut und ich studiere sehr gerne hier. Die Universität ist vielleicht nicht die schönste, aber auf keinen Fall die hässlichste.“

Foto: Wuppertaler Rundschau/Tomas Cabanis

Mehrere Bauten, die später folgten, überzeugten bereits Jurys von Architektenpreisen – darunter die Studentenwohnheime an der Max-Horkheimer-Straße sowie der kuppelförmige Lesesaal auf dem Bibliotheksdach. Die Uni Wuppertal äußerte sich ebenfalls zur Umfrage mit einem Zitat aus einem bekannten Popsong: „I am beautiful no matter what they say. Words can‘t bring me down.“

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Rektorin der Bergischen Universität Wuppertal, im Gespräch mit der Wuppertaler Rundschau ...

Foto: Friederike von Heyden

... über die aktuelle Befragung, die die Uni Wuppertal zur hässlichsten Hochschule Deutschlands kürt:

„Wir sehen solcherlei Umfragen mit einem zwinkernden Auge und haben auch entsprechend darauf reagiert, zumal ein einziges Foto wenig aussagekräftig für eine echte Meinungsbildung ist. Wir sind eben eine Uni ‚auf den zweiten Blick’ in einer Stadt, deren Schönheit und Einzigartigkeit sich vielen auch erst auf den zweiten Blick offenbart.“

… über das, was an der Bergischen Universität schön ist:

„Ich selbst habe vorher an einer Universität gearbeitet, die viele baulich als eine der schönsten Universitäten Europas sehen: die Goethe-Uni in Frankfurt am Main. Meine Erfahrung nach drei Jahren an der Bergischen Universität: Nicht nur deren Lage auf dem Grifflenberg mit unfassbar schönem Blick über die Stadt ist unvergleichlich; auch menschlich habe ich mich hier vom ersten Tag an bestens aufgehoben gefühlt. Ist es nicht das, was wirklich zählt?

Entscheidend für uns sind letztlich die Zeiten, in denen Studierende zum Beispiel in der modernen, gut ausgestatteten Uni-Bibliothek oder auch outdoor im Grünen Campus miteinander lernen. Es gibt Abende, an denen sie auf unserer Kneipenterrasse oder dem ‚Flügelhügel’ miteinander den Sonnenuntergang über Wuppertal genießen oder im Winter – verbotenerweise! – auf Mensatabletts Schlitten fahren. Es ist das persönliche Miteinander in Kombination mit unserer professionellen Innovationskraft, das unsere Universität schön und besonders macht. Und wir laden jeden ein, das einmal mit uns zu erleben.“