Leserbrief „Sicherheitsgefühl ist subjektiv“

Betr.: Fahrradklimatest des ADFC, Rundschau-Kommentar

Symbolbild.

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Foto: Rundschau

Sehr geehrter Herr Seitz, vielen Dank für den angenehm sachlichen Kommentar am 7. Mai zum Fahrradklimatest.

Die Frage, ob das Fahrrad als (ganzjährig) tägliches Verkehrsmittel in Frage kommt, müsste ich auch mit „nein" beantworten. Schlechtes Wetter und Bequemlichkeit oder genauer: der Aufwand, sich bei nassem oder schweißtreibendem Wetter auf der Arbeitsstelle in einen kundenverkehrstauglichen Zustand zurückzuverwandeln, wären wohl die Hauptgründe.

Dass aber massenhaft Leute auf das Rad umsteigen, wenn mehr für das Sicherheitsgefühl getan würde, bezweifle ich stark. Und das nicht nur, weil Sicherheitsgefühl etwas sehr Subjektives ist. Noch nie hat ein Sicherheitsplus in einem Verkehrssektor zu mehr Nutzung geführt. Was hat denn am meisten zur Attraktivität des Autos beigetragen? a) Tempolimits, b) der Sicherheitsgurt oder c) der Autobahnbau?

Es ist natürlich der Reiz, mit dem eigenen Fahrzeug bequem und in kürzester Zeit große Entfernungen zurücklegen zu können. Und auch der anhaltende Fahrradboom der letzten 15 Jahre lässt sich nur mit der Markteinführung des E-Bikes und vielleicht noch mit dem Ausbau der Bahntrassen erklären, aber sicher nicht mit ein paar Kilometern Schutzstreifen oder jahrelangem Streit um einige 100 Meter Fahrradstraße oder Busspurmitbenutzung.

Die ständige Forderung nach immer mehr (zum Teil vermeintlicher) Sicherheit in Form von Radwegen, Schutzstreifen oder Tempo-30-Zonen schürt nur unnötig Ängste vor den ganz normalen radwegfreien Stadtstraßen und verleitet immer mehr Radfahrer aller Altersklassen, zu Lasten schwächerer Verkehrsteilnehmer (und des eigenen Vorankommens) auf den Bürgersteig auszuweichen.

Die Wuppertaler werden sich auch weiterhin das für sie günstigste Alltags-Verkehrsmittel aussuchen, und die städtische wie staatliche Radverkehrspolitik hat leider noch nie einen nennenswerten Einfluss darauf nehmen können.

Vielleicht, weil sie sich zu sehr mit Sicherheitsfragen beschäftigt.

Susanne Zweig

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