Leserbrief „Ein solches Vorhaben ist zutiefst unsozial“

Betr.: Vorschläge des OB zur Verkehrswende

Viel Verkehr auf allen Ebenen in Vohwinkel.

Viel Verkehr auf allen Ebenen in Vohwinkel.

Foto: Achim Otto

Es gibt viele Ideen, eine Verkehrswende in Wuppertal umzusetzen. Besonders beliebt ist dieses Thema bei unserem Oberbürgermeister. Seine Diskussionsrunde zeigt dies. Leider zeigen auch die diskutierten Vorschläge häufig, dass es sich vielfach um eine Elitendiskussion handelt; Menschen, die von den Maßnahmen teilweise existenziell betroffen sind, fehlen auf dem Podium.

Wenn ernsthaft vorgeschlagen wird, Gehwegparken in den hochverdichteten Quartieren der Elberfelder Nordstadt, der Südstadt, dem Rott und am Kothen zukünftig zu verbieten, dann werde ich als langjähriger Bewohner eines solchen Quartiers den Verdacht nicht los, dass man die Lebenssituation vieler Menschen einfach nicht zur Kenntnis nehmen möchte.

Wo soll eine Krankenschwester, die morgens ihr Kind in die Kita bringt, um dann zum Dienst zu fahren, ihr Auto parken, wenn nicht in den engen Straßen, teilweise auch auf dem Bürgersteig? Quartiersparkhäuser gibt es nicht. Dabei geht es in dieser Stadt mit Quartieren aus der Gründerzeit, die es in anderen Städten so nicht gibt, um Tausende von Parkplätzen. Aus der sicheren Perspektive eines Mehr- oder Einfamilienhausbewohners mit Garage im Grünen mag man die damit verbundenen Probleme nicht erkennen, es ändert nichts an der Abgehobenheit dieses Vorschlags.

Ein solches Vorhaben ist zutiefst unsozial. Es trifft die Menschen, die zur Miete wohnen, die täglich zur Arbeit müssen, die Steuern zahlen und dieses Land am Laufen halten. Es trifft auch die kleinen Gewerbetreibenden, die es dort zum Glück noch gibt. Dient es dann dem Klimaschutz? Nein, denn für sehr viele ist das Auto alternativlos, die Folge wäre ein enorm gesteigerter Parksuchverkehr und auch E-Autos sind dank der Kohlekraftwerke nicht umweltfreundlicher.

Ich hoffe, dass die im Rat vertretenen Parteien bei den anstehenden Beschlüssen näher an der Lebensrealität vieler Menschen sind, als mancher im akademischen Dialog.

Manfred Zöllmer MdB a.D.

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