Offener Brief Offener Brief des AZ an die DITIB-Gemeinde

Wuppertal · Das Bündnis „Gathe für alle!“ hat einen offenen Brief an die Nutzerinnen und Nutzer der DITIB-Moschee an der Gathe veröffentlicht. Der Wortlaut.

Visualisierung des an der Gathe geplanten Moschee-Areals der DITIB-Gemeinde Wuppertal.

Foto: DITIB Wuppertal-Elberfeld

„Guten Tag! Hier sprechen Eure Nachbarinnen und Nachbarn vom Autonomen Zentrum! Uns gibt es seit 1972. Seit 1987 sind wir an unterschiedlichen Standorten hier an der Gathe. Die Älteren von Euch kennen uns schon lange, auch von den Kämpfen gegen die Nazis nach den Brandanschlägen in Mölln und Solingen 1992/1993. Wir kennen uns von den wochenlangen gemeinsamen Nachtwachen nach der versuchten Brandstiftung in der Helmholzstraße kurz nach dem Solinger Brandanschlag. Das AZ ist bis heute ein wichtiger und unverzichtbarer Akteur im Kampf gegen Faschisten und Rassisten jeder Richtung.

Wie ihr wisst, will Euer Vorstand in Komplizenschaft mit der örtlichen Lokalpolitik das Gelände unseres AZ mit einer neuen Moschee überbauen. Unser Haus soll ersatzlos abgerissen werden! Wir lassen uns aber nicht kampflos vertreiben! Weder von Nazis, noch von Eurem Moscheeverein!

Wenn es so weiter geht, steuern wir nach der Kommunalwahl auf einen politischen und sozialen Großkonflikt an der Gathe zu, den wir gerne vermeiden würden. Es wäre schön, wenn die demokratisch gesinnten Gemeinde-Mitglieder sich jetzt auch zu Wort melden. Ein Vorschlag von uns: Unser größter Wunsch wäre, die Elberfelder Gemeinde wird eine demokratisch orientierte Gemeinde.

● Bei der nächsten Vollversammlung schreibt die Elberfelder DITIB-Gemeinde Geschichte, weil sie als erste DITIB-Gemeinde in Europa aus der DITIB austritt und alle Kontakte zu Erdoğans Diyanet löst.

● Sie wählt einen neuen Vorstand, der nicht mehr der AKP und MHP anhängt.

● Sie stellen Imame ein, die den Antisemiten und Hamas-Freund Ali Erbaş, Chef von Diyanet, aus tiefsten Herzen ablehnen.

● Und wenn es stimmt, dass die Elberfelder DITIB-Moschee keine finanziellen Zuwendungen für den Moschee-Neubau und für ihre Imame bekommt, dann dürfte dem Austritt doch nichts mehr im Wege stehen, oder?

Die Menschen, die in die Elberfelder DITIB-Moschee gehen, sind zum Glück ja nicht alles Erdoğan-Fans. Auch die Elberfelder DITIB-Basis verachtet in ihrer Mehrheit die menschenfeindliche Politik von Erdoğan, von der AKP und MHP. Sie leugnen nicht den Völkermord an den Armenierinnen und Armerniern und Pontosgriechinnen und -griechen. Sie unterstützen gerade jetzt den berechtigten Kampf der Kurdinnen und Kurden für Selbstbestimmung und Demokratie.

Sie wissen genau, was Faschisten, egal ob deutsche oder türkische, angerichtet haben. Maraş, Çorum, Mölln, Solingen 93, Sivas, Hanau und Solingen 2024 sind nicht vergessen. Sie kämpfen für die Freilassung von Ekrem İmamoğlu und den anderen politischen Gefangenen! Sie streiten für die Rechte der Frauen und kämpfen gegen das angekündigte Kopftuch-Gebot in der Türkei!

Und sie hassen alle Formationen der sogenannten Muslimbrüder, egal ob sie aus Erdoğans AKP oder aus der Hamas stammen. Und sie kotzen bei den antisemitischen und frauenfeindlichen Tiraden des Diyanet-Chefs Ali Erbaş.

Und auch fürs AZ würde eine demokratische Gemeinde einiges ändern. Eine neue demokratisch geprägte Gemeinde überbaut nicht einfach das Grundstück seines Nachbarn. Einen guten Nachbarn lässt man nicht durch Polizeitruppen räumen und vertreiben. Eine demokratische Gemeinde vermeidet die politische Eskalation und setzt sich schnellstens mit unserer Architektin zusammen.

Auch unsere Pläne für den Gezi-Gathe-Park müssen nicht vollständig umgesetzt werden. Auch wenn es schön wäre, wenn der Mirker Bach wieder ans Tageslicht käme. Uns reicht erst mal für die Rettung des AZ an der Gathe eine Verschiebung der Bauplanung um 15 Meter nach links!

Es grüßt das Bündnis ,Gathe für alle!‘"