1. Leser

Leser: Nicht unwidersprochen lassen

Leser : Nicht unwidersprochen lassen

Betr.: "Jung und politisch": Liliane Pollmann, Rundschau vom 2. Januar

Zunächst möchte ich betonen, dass ich es außerordentlich begrüße, wenn sich Jugendliche oder junge Erwachsene für die Umwelt engagieren. Die Aussage von Frau Pollmann "Ich stand da als junger Mensch und habe mich aufgeregt, dass lauter alte Menschen meine Erde kaputt machen und ich damit leben muss", kann ich aber nicht unwidersprochen lassen.

Sehr geehrte Frau Pollmann,

wen meinen Sie mit "lauter alte Menschen"?

Meinen Sie diejenigen noch lebenden, alten Menschen, die ihre Kindheit während des Zweiten Weltkriegs und der ersten Zeit danach verbracht haben? Die Hunger kennen und gelernt haben, Lebensmittel wertzuschätzen und nicht tonnenweise wegzuwerfen? Kilometerweit zu Fuß gegangen sind, weil sie weder ein Auto hatten, noch der öffentliche Nahverkehr funktionierte? Dorthin gezogen sind, wo die Väter zu Fuß zur Arbeit gehen konnten und die Mütter ihre Kinder zu Fuß zu Kindergarten und Schule gebracht haben? In späteren Jahren belächelt wurden, weil sie zum Einkaufen noch Körbe und Taschen mitgenommen haben, statt Plastiktüten zu verwenden? Noch Milch, Butter und Eier bei dem Bauernhof in der Nähe gekauft haben? In ihrem eigenen Garten Obst, Gemüse und Kartoffeln angebaut haben, um ihre Kinder zu ernähren?

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Oder meinen Sie die nachfolgende Generation, die- mit den oben genannten Gepflogenheiten aufgewachsen sind und dies ebenso gehandhabt haben? Bei denen es ein Familienauto gab, welches am Samstag zum Einkaufen und sonntags für den Ausflug zum Spaziergang genutzt wurde? Von denen die meisten noch nie unterwegs Fastfood in Verpackungen oder "Coffee to go" in Einwegbechern gekauft haben? Mit Wasser und Früchtetee statt Softdrink-Flaschen aufgewachsen sind? Seit Jahrzehnten akribisch Müll trennen? Als Schüler und Auszubildende zu Fuß zur Schule und zu ihren Hobbys gingen? Als Kinder in der freien Natur gespielt haben und gesehen haben, woher die Lebensmittel kommen und wie Tiere aufwachsen sollten?

Oder meinen Sie mit "die Alten" eher Ihre Generation, die aufgewachsen ist mit dem Zweitwagen in der Familie, dem Elterntaxi zu Schule oder Vereinen? Fastfood in Verpackungen, "Coffee to go" und Softdrinks in Plastikflaschen für normal halten? Für die selber Kochen völlig unbekannt ist und die warmes Essen in Pizzakartons finden? Gemüse und Obst nicht unterscheiden und benennen können? Spätestens ab dem 18. Geburtstag mit dem eigenen Auto jeden Meter fahren? Lieber "Hotel Mama" zu Hause genießen, die Eltern den Müll trennen lassen, mit dem eigenen Auto zur Uni oder zum Ausbildungsbetrieb fahren, statt sich selbstständig zu machen? Als Freizeitbeschäftigung Handys, soziale Medien und draußen höchstens die Freizeitparks mit Daueranimation kennen?

Bettina Lünsmann

(Rundschau Verlagsgesellschaft)