Gefahren der Digitalisierungs-Euphorie Hauptsache, es „funzt“ irgendwie?!

Betr.: „Die Pandemie wirkt wie ein Brandbeschleuniger“, Rundschau vom 2. Mai

Bei der ganzen Euphorie um die Digitalisierung und „Working from home“ (Home Office ist im Englischen eher so etwas wie das Innenministerium) darf der gesunde Menschenverstand nicht vergessen, dass jedes „private“ Gespräch übers Netz zur Übertragung erst einmal aufgezeichnet werden muss und dabei auch für andere Zwecke Dritten wie Facebook oder Zoom zur Verfügung steht.

Niemand würde Firmengeheimnisse offen auf die Wäscheleine hängen, aber viele laden wichtige Dokumente „in die Cloud“. Mitarbeiter kommen normalerweise nur mit Spezialausweis und Scanner in die Firma, sollen sich aber in Corona-Zeiten eine Gammelsoftware einer Startup-Klitsche herunterladen und darüber vertrauliche Gespräche führen. Und Hacker freuen sich dann über Löcher und konzeptionelle Fehler in der Software.

Es geht auf keine Kuhhaut, wie in der digitalen Welt nach dem Motto „Hauptsache, es funzt irgendwie“ gearbeitet wird. Nur wenn dann der nächste Datenreichtum da ist, ist das Geschrei wieder groß.

Das Sicherheitskonzept gehört vor einer neuen Maßnahme angepasst – nicht hinterher. Dazu gehört bei der Stadt zum Beispiel die Einrichtung einer eigenen internen Konferenzmöglichkeit – ohne Google, Facebook und dergleichen. Das ist erstens datenschutzkonform und zweitens steht man nicht dumm da, wenn der externe Dienstleister Zensur übt oder den Service dichtmacht.

In der Vergangenheit waren da beispielsweise die im Netz gekauften Musiksammlungen, die am Ende nur noch Datenmüll sind, weil der Lizenzserver nicht mehr läuft – oder die intelligente Glühbirne nicht mehr funzt, weil der Anbieter pleite gegangen ist und dessen Server nicht mehr laufen.

Norbert Bernhardt

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