Handlung verfremdet

Betr.: "Lulu"-Operninszenierung, Rundschau vom 18. Mai

Die Stimmen der Sänger waren hervorragend und kamen allen Kapriolen des Komponisten ohne Schwierigkeiten nach, allerdings fand ich es bedauerlich, dass diese oftmals vom Orchester derart unterdrückt wurden, dass sie unhörbar waren. Eine gute Idee fand ich die deutschen Übertitel, so konnte man zumindest den Text mitlesen, wenn er unverständlich war.

Was mir in keiner Weise zusagte, war die Ausstattung und die Umsetzung der Handlung. Was, so frage ich mich, soll mir da ein rundes Podest, auf dem eine dicke Schicht Schotter aufgeschüttet wurde, auf dem sich wiederum Alwa und Dr. Schön während ihres "Dialogs" auf dem Boden wälzen, sagen — und was die Leinwand mit einem schwarzen, auf der Spitze stehenden Dreieck, statt des halbfertigen Gemäldes?

Ich begreife nicht, was sich der Regisseur dabei gedacht hat, die Handlung insgesamt derart zu verfremden, dass sie für mein Verständnis nicht nur unverständlich, sondern lächerlich wirkte.

Es mag sein, dass im "modernen" Theater andere Vorstellungen herrschen als zu den Zeiten der Erschaffer der Werke, aber diese Werke derart zu "verunstalten", finde ich, ist ein Affront gegen eben diese Erschaffer.

Dieser Meinung schienen auch einige Zuschauer zu sein, denn nach dem ersten Akt nahm die Zahl der Zuschauer um einige ab.

Klaus Döring, Hombüchel

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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