Von der Heydt-Museum „Ein Fall von innerer Notwendigkeit“

Wuppertal · Das Von der Heydt-Museum will bewusst ins digitale Zeitalter starten. Mit einem High-Tech-Scanner der Wuppertaler Firma „Image Access“ wird jetzt die gewaltige Sammlung des Hauses aufgenommen: Es geht immerhin um 3.000 Gemälde, 30.000 Zeichnungen und 400 Skulpturen.

 Der Kunst-Scanner „WideTek36 Art“ der Wuppertaler Firma „Image Access“ im Einsatz im Von der Heydt-Museum: Museumsdirektor Dr. Roland Mönig (li.), Museumsmitarbeiterin Dr. Anna Storm und „Image Access“-Geschäftsführer Rüdiger Klepsch.

Der Kunst-Scanner „WideTek36 Art“ der Wuppertaler Firma „Image Access“ im Einsatz im Von der Heydt-Museum: Museumsdirektor Dr. Roland Mönig (li.), Museumsmitarbeiterin Dr. Anna Storm und „Image Access“-Geschäftsführer Rüdiger Klepsch.

Foto: Simone Bahrmann

„Museum 4.0“ lautet die Devise, die Direktor Roland Mönig und sein Team für sich ausgegeben haben. Dazu passen die Möglichkeiten des neuen Scanners, den Mönig „einen Fall von innerer Notwendigkeit“ nennt: Mit dem Gerät können Kunstwerke bis zur Größe von 1 x 2 Metern dank dreier Objektive extra-hochauflösend und berührungsfrei gescannt werden, ohne dass sie unter eine Glasplatte gepresst werden müssen. Der Vorlagentisch bewegt sich in den Fokus des 600-dpi-Scanners – ganz automatisch.

Für die (digitale) Erfassung aller Kunstwerke, die größer oder wie Skulpturen dreidimensional sind, kommen nach wie vor ganz klassisch Profi-Fotografen zum Einsatz. Per Zufall kennengelernt haben sich Museums-Chef Roland Mönig und „Image Access“-Geschäftsführer Rüdiger Klepsch – und gleich gewusst, „dass es passt“. Und das nicht nur wegen der kurzen Wege zwischen der Elberfelder City und Hatzfeld, wo „Image Access“ seit 1994 zu Hause ist. Fünf bis zehn Minuten dauert ein Scan-Durchlauf pro Kunstwerk – hinzurechnen muss man das Herausnehmen aus dem jeweiligen Rahmen und die spätere Wieder-Einrahmung.

Der Scan-Vorgang funktioniert ohne eventuelle Schäden durch UV- oder Infrarotlicht, die Schärfe lässt Blicke in die Tiefenstrukturen eines Bildes möglich werden. Roland Mönig: „So kommt man einem Kunstwerk näher als jeder Betrachter im Museum.“

Ein Glücksfall ist die Technik des Wuppertaler Herstellers, der weltweit schon etwa 65 vergleichbare Geräte in Museen, Großgalerien oder Bibliotheken aufgestellt hat, einerseits für die Online-Präsentation der zahlreichen Kunstschätze, die im Gebäudekomplex am Turmhof lagern – andererseits aber auch für die Herstellung von Katalogen. Zusatzeffekt: Für die Ausleihe von Kunstwerken kann deren Zustand für Versicherungen exakt dokumentiert werden.

Museum und Gerätehersteller haben sich auf eine gegenseitig vorteilhafte Kooperation geeinigt: „Image Access“ stellt den 37.000-Euro-Scanner zur Verfügung – und profitiert dafür von der (Werbe-)Aufmerksamkeit, die das Von der Heydt-Museum deutschlandweit und darüber hinaus hat. Roland Mönig sieht ein „zukunftsweisendes Miteinander von kultureller und technischer Innovation“, nennt die Zusammenarbeit „einen gesunden Merkantilismus“ – und zitiert Museumsgründer Eduard von der Heydt: „Das Notwendige fördert sich selbst, das Schöne muss gefördert werden.“

Für das Von der Heydt-Museum hat sich jetzt ein Weg geöffnet, um die Sammlung des Hauses in ihrer ganzen Tiefe für die Öffentlichkeit erschließen zu können: Der „4.0-Plan“ sieht vor, jedes Werk online zu zeigen, zu erläutern und in das jeweilige kulturell-künstlerische Umfeld einzuordnen. In Deutschland stehen nur wenige Museums-Scanner, und da sich die Rolle des Von der Heydt-Museums über seine umfassende Sammlung definiert, markiert die neue „Haus-Technik“ eine bedeutende Chance zu viel mehr Möglichkeiten für Kunstbegegnungen. Und zwar nicht nur jetzt angesichts von Corona-Schließungen, sondern auch weit darüber hinaus.

Hausherr Roland Mönig: „Die echte Begegnung mit Kunst steht immer im Vordergrund. Sie ist unverzichtbar. Aber wir müssen die Chancen, auf der digitalen Ebene viele neue interessierte Menschen zu gewinnen, trotzdem offensiv ergreifen.“

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