„Räuber Hotzenplotz“ läuft im TiC Ein bisschen aus der Zeit gefallen

Wuppertal · Der Räuber Hotzenplotz treibt im Theater in Cronenberg (TiC) sein Unwesen. Gut, dass es Kasperl und Seppl gibt, die es mit dem Unhold aufnehmen.

  Ein Duo auf der Jagd nach dem Räuber Hotzenplotz: Kasperl (Nicole Gurske, rechts) und Seppel (Fernando de Bruyckere) sind cleverer und mutiger als die Polizei.

Ein Duo auf der Jagd nach dem Räuber Hotzenplotz: Kasperl (Nicole Gurske, rechts) und Seppel (Fernando de Bruyckere) sind cleverer und mutiger als die Polizei.

Foto: Martin Mazur

Das TiC hat sich mit dem diesjährigen Familienstück einen Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler ausgesucht. Regisseur Ralf Budde setzt in seiner Inszenierung auf klassisches Kasperletheater mit entsprechend auf alt getrimmten Kostümen (Noelle-Magali Wörheide).

Auch die Figuren sind wie im Buch: Kasperl (Nicole Gurske), Seppel (Fernando de Bruyckere), die Großmutter / Fee Amaryllis / Unke (Livia Carus), Wachtmeister Dimpfelmoser / Petrosilius Zwackelmann (Wolfgang Sprotte) und natürlich der Räuber Hotzenplotz (wahrlich furchteinflößend: Frank Fischer) sind alle Stereotypen, die hauptsächlich eine einzige Eigenschaft verkörpern. Das wirkt teilweise etwas aus der Zeit gefallen, vor allem, wenn der Kasperl mit „du bist so dumm“ beschimpft wird.

Dabei legt die Handlung genau das Gegenteil nahe: Kasperl und Seppel wollen den Räuber Hotzenplotz fangen, der die Kaffeemühle der Großmutter geraubt hat. Der Wachtmeister hat da schon längst aufgegeben und wirkt sehr zerstreut (wobei sich nicht genau sagen lässt, ob das die Rolle oder Premierenfieber ist). Jedenfalls sind Kasperl und Seppel cleverer und mutiger als die Polizei.

Die Inszenierung punktet durch ein sehr cooles Bühnenbild im Comic-Stil. Die gezeichneten Umgebungen – Haus der Großmutter, Wald, Räuberhöhle und Schloss des Zauberers – sind im wahrsten Sinn des Wortes phantastisch. Ganz großes Lob an Bühnenmalerin Hannah Dickel!

Es war schade, dass zur Premiere gerade einmal acht Kinder da waren und sich nicht alle so begeistert zeigten wie die Erwachsenen. Die fühlten sich offenbar in ihre Kindheit zurückversetzt, als Kasperletheater ein kultureller Höhepunkt war. Zu empfehlen ist die Inszenierung erst für Schulkinder, da doch einige Szenen, wie der Überfall auf die Großmutter, beängstigend wirken können. Anderthalb Stunden mit Pause ist zudem recht sportlich für ein Familienstück.

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