Von der Heydt-Museum zeigt Maurice de Vlaminck Wilder, Boxer, Rennradfahrer

Wuppertal · Mit der großen Ausstellung „Maurice de Vlaminck – Rebell der Moderne“ lässt das Von der Heydt-Museum ab Sonntag, 16. Februar 2025, offensiv den Geist der „Fauves“, der „Wilden“, aus der Flasche.

Maurice de Vlaminck: „Häuser in Chatou“, gamalt um 1905.

Foto: Wuppertaler Rundschau/sts

Das muss ein sehr eigenwilliger Mann gewesen sein, dieser Maurice de Vlaminck, geboren 1876, gestorben 1958. Zu den Großen der französischen Malerei zählt er – und kam doch erst spät zur farbigen Kunst. Zuvor verdiente er sein Geld als Violinist, Boxer und Rennradfahrer.

„In jeglicher Hinsicht wild, und so wollte er auch wahrgenommen werden“, sagt Museums-Co-Chefin Anna Storm. Sie hat eine Ausstellung kuratiert, die auf die ganz unterschiedlichen Gesichter de Vlamincks blickt. Und ihm die zur Seite stellt, die zu seiner Zeit gehörten: Picasso, Cézanne, Derain oder Matisse. Sowie deutsche „Brücke“-Expressionisten – natürlich.

Aus dieser Mischung ergibt sich viel – auch viel Gesprächsstoff. Und dass man über Maurice de Vlaminck trefflich reden beziehungsweise streiten kann, zeigt sich schon zu Anfang der Schau. In einem „Doku-Raum“ entfalten sich die Stationen eines ungewöhnlichen, auch umstrittenen Lebens. Maurice de Vlaminck war, obwohl als „entartet“ beschimpft, ein Freund Arno Brekers, lobte die Kulturpolitik der Nazis, besuchte auf Einladung gern das Land der Frankreich-Besatzer – und hatte nach dem Krieg in seiner Heimat folgerichtig erst einmal Ausstellungsverbot.

Trotzdem: Maurice de Vlaminck war Anarchist, Avantgardist, Instinkt-Maler ohne akademische Ausbildung (mit bewusstem Stolz genau darauf), Kritiker-Schreck, Selbstdarsteller – und, so Museumsdirektor Roland Mönig, „ein Tausendsassa“.

Gezeigt werden in Wuppertal 50 Bilder von de Vlaminck in fünf Räumen – die erste große Werkschau in Deutschland seit beinahe 100 Jahren. Und: Schon 1911 konnte das Von der Heydt-Museum, das damals noch nicht so hieß, seinen ersten de Vlaminck in die Sammlung aufnehmen.

Ein Beispiel für das Spätwerk von Maurice de Vlaminck: „Reetdachhäuser“ aus dem Jahr 1933.

Foto: Wuppertaler Rundschau/sts

Es macht großen Spaß und lässt die Augen sich weiten, wenn man das jetzt bewusst „wilde“ zweite Museums-Obergeschoss durchstreift. Der Bogen de Vlamincks spannt sich von sehr zurückhaltenden Stillleben über wahre Farb-Räusche bis hin zu faszinierenden Seine-Landschaften, um zum Schluss beim Spätwerk anzukommen. Das ist, so Roland Mönig, „immer noch kaum bekannt“ – und zeigt düstere, brennende, windgepeitschte Landschaften und Orte.

Wer „Rebell der Moderne“ auf sich wirken lässt, wird verstehen, warum die französische Kunst-Kritik seinerzeit den Begriff „Fauves“ (= die Wilden) prägte. Und dass der hieraus entstandene Begriff Fauvismus viel, sehr viel mit dem deutschen Expressionismus zu tun hat.

Am Ende des Rundganges überrascht im Shed-Saal übrigens noch eine Hommage an den im Herbst 2024 gestorbenen US-Künstler Joseph Marioni: Da geht es nur um eines – die reine Farbe.