Karl Otto Mühl ist gestorben Ein Stiller, ein Großer

Wuppertal · Karl Otto Mühl, der große alte Mann der Wuppertaler Literaturszene, lebt nicht mehr. Im Alter von 97 Jahren ist Mühl, der bis zuletzt geschrieben hat, „zu Hause friedlich eingeschlafen“, wie Alfred Miersch vom Wuppertaler Nordpark-Verlag, wo zahlreiche Mühl-Bücher erschienen sind, sagt.

 Der Wuppertaler Schriftsteller Karl Otto Mühl ist im Alter von 97 Jahren gestorben.

Der Wuppertaler Schriftsteller Karl Otto Mühl ist im Alter von 97 Jahren gestorben.

Foto: Torsten Krug

Karl Otto Mühl wurde am 16. Februar 1923 in Nürnberg geboren – und obwohl er schon 1929 als kleiner Junge mit seiner Familie nach Wuppertal kam, hat er das ausgeprägt rollende fränkische „R“ nie verloren. Seine Sprechweise war unverkennbar. Ebenso wie sein Stil. Lakonisch, auf den Punkt, ehrlich, schnörkellos.

Den Zweiten Weltkrieg erlebte Karl Otto Mühl in Afrika, die Gefangenschaft in Ägypten, Südafrika, den USA und England. Er war sein gesamtes berufliches Leben Angestellter einer großen Wuppertaler Firma – als Werbe- und Verkaufsleiter. Parallel dazu entwickelte sich seine literarische Karriere: Die Theaterstücke „Rheinpromenade“, „Kur in Bad Wiessee“ oder auch „Die Reise der alten Männer“ wurden in den 70er Jahren von vielen Bühnen gespielt. 1975 veröffentlichte Mühl seinen außergewöhnlichen Realismus-Roman „Siebenschläfer“, den der Nordpark-Verlag 2002 wieder auflegte.

Ich habe Karl Otto Mühl oft getroffen, über viele seiner Bücher geschrieben. In sein „Fernlicht“, das 1997 noch im Peter-Hammer-Verlag erschien, hat er mir eine Widmung notiert.

Karl Otto Mühl war still und stark. So wie seine Texte. „Siebenschläfer“ – auf jeden Fall. Aber für mich sind es vor allem seine beiden großartigen Romane „Nackte Hunde“ und „Hungrige Könige“ aus dem Jahr 2005. Es ist ein häufig verwendetes Literatur-Lob: Da ist kein Wort zu viel. Aber wenn es wahr ist, so wie bei Mühl, dann kann man es nicht oft genug sagen.

Karl Otto Mühl war bis in die jüngste Zeit hinein ungeheuer produktiv: Gedichte, Aphorismen, kleine Geschichten aus der Nachbarschaft und aus dem Freundeskreis. Nachdenklich und traurig, aber auch augenzwinkernd und voller Humor.

Wann habe ich Karl Otto Mühl zuletzt getroffen? Vor etwa anderthalb Jahren muss das gewesen sein. Im griechischen Restaurant „Platon“ am Uellendahl, dem Stadtviertel, wo KOM zu Hause war. Mühl saß am Tisch mit Hermann Schulz, dem anderen großen alten Mann der Wuppertaler Literatur. Die beiden sind echte Freunde gewesen. Wir haben alle drei kurz ein bisschen geplaudert. Hermann Schulz war am Tag vor Karl Otto Mühls Tod noch bei ihm.

Karl Otto Mühl – ein stiller Mensch mit Ecken und Kanten. Mit einem lustig-listigen Lächeln, mit einem so freundlichen Blick. Ein großer Schriftsteller. Ich habe nicht viele Autoren getroffen, die so gut zu ihren Texten passen.

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