Geschichte(n), Engels-Krimi, Sagen-Epos Essay-Wissen und Kaviar-Essen

Wuppertal · Lust aufs Lesen? Kein Problem: Hier sind vier ganz unterschiedliche Bücher aus beziehungsweise über Wuppertal(er).

 "Revolution und Kaviar" von Sebastian Thiel ist im Gmeiner Verlag erschienen und kostet 14 Euro.

"Revolution und Kaviar" von Sebastian Thiel ist im Gmeiner Verlag erschienen und kostet 14 Euro.

Foto: Gmeiner Verlag

Weit zurück blickt der Historiker Jürgen Reulecke, der in Wuppertal zur Schule ging und noch immer viele Kontakte in der Stadt hat, in seinem stattlichen Band „Geschichte(n) am Wegesrand – Essayistische Ausflüge ins 19. und 20. Jahrhundert“.

Reulecke spannt auf 240 Seiten einen erstaunlichen Bogen vom Einfluss des Wetters auf die Menschheitsgeschichte oder der Geburt des Weihnachtsmannes über ein hochinteressantes Detail zum Umgang Friedrich Engels’ mit einer 1845er Statistik bis hin zu einer emotionalen Barmer Polemik von 1893 gegen die Jesuiten und viele Aspekte rund um die beiden Weltkriege. Auch der „Fall Forestier“, der Anfang der 50er Jahre zu einem deutschen Literaturskandal führte und über den der Wuppertaler Schriftsteller Michael Zeller den Roman „Falschspieler“ geschrieben hat, kommt zur Sprache.

Jürgen Reulecke nimmt seine Leser mit auf eine wahrliche weite Reise, die sogar bis ins vorderasiatische Zweistromland etwa 2.000 Jahre vor Christus führt...

Donat Verlag, 18 Euro.

Von Friedrich Engels war oben schon (nebenbei) die Rede: Ganz im Mittelpunkt steht der bekannteste Wuppertaler in Sebastian Thiels „Revolution und Kaviar“, das den Untertitel „Friedrich-Engels-Krimi“ trägt.

Das streckenweise rasant geschriebene Buch erzählt von Engels’ Jugend in Barmen an und folgt ihm – stets eng verbunden mit der Geschichte der (verschmähten) Jugendfreundin Lene – durch viele Orte Europas. Die Liebe und manches andere Gefühl, der Kampf gegen Obrigkeit und Ausbeutung, Zerwürfnisse mit den Eltern, mächtige Feinde mit großem Einfluss: Das und mehr markiert den Rahmen des Textes, zu dem das Label „Krimi“ nicht wirklich passt.

 Dorothea Müllers "Was hinter dem Spiegel ist", kommt aus dem Wuppertaler Nordpark Verlag und kostet 12 Euro.

Dorothea Müllers "Was hinter dem Spiegel ist", kommt aus dem Wuppertaler Nordpark Verlag und kostet 12 Euro.

Foto: Nordpark Verlag

Dies noch an die Adresse von Autor (der am Niederrhein lebt) und Lektor: In Wuppertal sagt niemand „Barmener“. Es heißt „Barmer“.

Gmeiner Verlag, 14 Euro.

Von ganz anderem Kaliber zeigt sich „Was hinter dem Spiegel ist“, ein Band mit 46 Erzählungen von Dorothea Müller. Die Wuppertalerin, die schon zahlreich publiziert hat, präsentiert hier ein erstaunliches Kaleidoskop von nachdenklicher, brüchiger Zwischenmenschlichkeit, Erinnerungskraft auch mit aktuellen Bezügen und exakter Beobachtungsgabe.

Da werden keine Blätter vor den Mund genommen, da wird Bitteres offen ausgesprochen, ohne dass allerdings je die Hoffnungslosigkeit die Oberhoheit übernähme. Dorothea Müller hat viel Potenzial – siehe beispielsweise ihre beiden Texte „Wiederbegegnung“ oder „Ein Tag“.

Der Klappentext des Buches nennt ihren Schreibstil „raue Realität“. Das ist wahr.

Nordpark Verlag, 12 Euro.

Zum Schluss etwas ganz Anderes: Der Wuppertaler Wolfgang Wiebecke hat sich in besonderem Format und Gestaltung mit der slowenischen Sagengestalt Zlatorog, die mit dem Berg Triglav verbunden ist, auseinandergesetzt.

„Das Triglav-Lied. Epische Gestaltung der slowenischen Sage vom Zlatorog“ vereint auf 162 Seiten einen ausführlichen vershaften Text, der das gesamte facettenreiche Zlatorog-Märchen erzählt, zahlreiche eigenwillige Illustrationen sowie Musiknotenabschnitte.

Wolfgang Wiebecke, der dem Thema, wie er am Ende des Buches schreibt, schon als Kind begegnete, hat mit dieser ungewöhnlichen Kunst-Literatur-Musik-Arbeit den Versuch unternommen, den Kern der alten Sage auf ganz individuelle Weise wiederzufinden.

Verlag Ch. Möllmann, 28 Euro.

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