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Roland Mönig: Der neue Direktor des Von der Heydt-Museums

Neuer Direktor des Von der Heydt-Museums : Roland Mönig: Ein Mann fürs Komplizierte

Es wurde Zeit, dass das Von der Heydt-Museum endlich eine neue Leitung bekommt. Nicht weil die amtierende Direktorin, Antje Birthälmer, keine ausgezeichnete Kunsthistorikerin wäre: Ihre Ausstellungen über Jankel Adler und Else Lasker-Schüler haben in jüngster Zeit erst wieder eindrucksvoll das Gegenteil belegt.

Aber grundsätzliche Überlegungen darüber, wohin der Weg des Museums am Elberfelder Turmhof bei leeren Kassen künftig führen kann, mussten natürlich aufgeschoben werden, um die neue Direktorin oder den neuen Direktor nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Dass es allerdings ein ganzes Jahr dauern würde, dass einer schon nominierten Kandidatin aus merkwürdigen Gründen doch wieder abgesagt wurde und dass die Stadt erst spät zu der Erkenntnis gelangte, dass man die Leitung eines der wichtigsten Museen der Bundesrepublik nicht mal eben im mehr oder weniger kompetenten kleinen Kreis benennen kann, sondern eine kenntnisreiche Findungskommission benötigt – damit hatten selbst Pessimisten nicht rechnen können.

Deshalb ist es gut, dass das Haus mit Roland Mönig (54) nun endlich einen neuen Chef hat, der die dringend nötigen Entscheidungen angehen kann: Der gebürtige Bochumer promovierte 1994 über den expressionistischen Maler Franz Marc und den expressionistischen Dichter Georg Trakl. 16 Jahre lang arbeitete er ab 1997 als Kurator am Museum Kurhaus Kleve und wechselte dann im Dezember 2013 ans Saarlandmuseum nach Saarbrücken. Auch dieses Haus wird, wie das Von der Heydt- Museum, zum Teil von privaten Geldgebern finanziert. Die Leitung dort übernahm Mönig mitten im Skandal um einen vor seiner Zeit beschlossenen und begonnenen Neubau der Modernen Galerie. „Acht Jahre Querelen und 39 Millionen Euro kostete er“, fasste die „Zeit“ zusammen, als das Gebäude, das eigentlich nur neun Millionen kosten sollte, 2017 endlich eröffnet wurde. Als Mönig antrat, gab es gerade einen Baustopp. Bald schon galt er als der Mann, der die hochgeschlagenen Wellen wieder beruhigte.

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In Wuppertal gilt es für ihn nun auch, einen in der Kunstwelt ramponierten Ruf wiederherzustellen. Schon das Ende der Amtszeit von Mönigs Vorgänger Gerhard Finckh war ein Desaster – für die Stadt, nicht für den scheidenden Museumsdirektor. Der hatte mit viel beachteten Retrospektiven impressionistischer Superstars wie Renoir und Pissarro, Manet und Monet und Themenausstellungen über den Expressionismus in Wuppertal, den umstrittenen Großsammler Eduard von der Heydt oder die Galerie und Künstlerbewegung „Der Sturm“ nicht nur für hohe Besucherzahlen gesorgt. Wuppertal und die herausragende Sammlung des Von der Heydt-Museums blieben durch Finckhs geschickte Leihgabenpolitik auch international im Gespräch.

Sein letztes Projekt „Aufbruch zur Freiheit“ – eine große Ausstellung über das gerade in diesen Zeiten so wichtige Thema Kunst und Aufklärung im Frankreich des 18. Jahrhunderts – musste der angesehene Kunsthistoriker aber kurzfristig wieder absagen: In der Trägergesellschaft aus Stadt und privaten Geldgebern wurde unter anderem befürchtet, das Thema könne nicht genügend Publikum anziehen. Prominente Partnerinnen wie die Verwaltung von Schloss Versailles, der Pariser Louvre oder amerikanische Museen, die nicht oft zu Leihgaben bereit sind, bekamen danach peinliche Post aus Wuppertal: ihre Kunstwerke würden nun leider doch nicht mehr benötigt. Ihren langjährigen Museumsdirektor, der Wuppertal großes kulturelles Renommee verschafft hatte, hatte die Stadt damit kurz vor Ende seiner Amtszeit nachhaltig düpiert.

Ähnlich dilettantisch verlief zunächst die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger. Seit Herbst 2018 hatte die Verwaltung gesucht und sich diese Aufgabe zunächst einmal selbst zugetraut. Schon im Dezember teilte sie dann mit, die Suche werde wohl länger dauern, Sorgfalt gehe vor Tempo. Im März 2019 stieg dann weißer Rauch über dem Rathaus auf: Die Suche sei beendet, eine Frau gefunden. „Zum 1.5. werden wir jemanden haben“, ließ sich Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) zitieren – um sich dann zwei Tage später von der „Von der Heydt-Museum gGmbH“ sagen lassen zu müssen, dass genau das nicht der Fall sein werde. Die privat-öffentliche Trägergesellschaft, in der neben der Stadt auch der Kunst- und Museumsverein und die Sponsorin Brennscheidt- und Jackstätt-Stiftung mit einer Einlage von mindestens 30.000 Euro Sitz und Stimme haben, fühlte sich nicht ausreichend informiert, war mit der Wahl nicht einverstanden – und verweigerte deshalb die Bestätigung.

Der Stadt blieb nichts anderes übrig, als in einer kurzen Pressemitteilung zu erklären, der Beirat habe „unter Beteiligung von Vertretern der Stadt Wuppertal nach einem weiteren Vorstellungstermin mit der von der Stadt Wuppertal ausgewählten Bewerberin am 4. Juli 2019 beschlossen, das Verfahren für beendet zu erklären und ein neues, gemeinsames Verfahren einzuleiten.“ Die Kandidatin der Stadt, der die Stelle bereits per Handschlag zugesagt worden war, musste unverrichteter Dinge wieder in einen Zug in Richtung Süden steigen – und ist bis heute erstaunt und enttäuscht über ihre Erfahrungen in Wuppertal. In der relativ kleinen deutschen Kunst- und Museumsszene spricht sich so etwas herum. Erst im September wurde dann mit Ulrike Groß (Kunstmuseum Stuttgart), Felix Krämer (Kunstpalast Düsseldorf) und dem Wuppertaler Bildhauer Anthony Cragg endlich eine kompetente Findungskommission berufen. Am Samstag vor einer Woche sprach sie im Rathaus mit den ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten, drei Männern und zwei Frauen.

Auf Mönig, dessen noch bis 2023 laufender Vertrag vorzeitig aufgelöst und der am 1. April sein Amt in Wuppertal antreten wird, kommen nun eine Reihe von dringend zu lösenden Aufgaben zu: Gerade die Wechselausstellungen der vergangenen Jahre haben vor Augen geführt, wie unbefriedigend die Raumsituation am jetzigen Standort ist. Immer wieder musste die ständige Sammlung des Hauses umgehängt werden; häufig war sie gar nicht zu sehen. Auch für den Umgang mit zeitgenössischer Kunst gibt es nach der Entscheidung, das Barmer „Haus der Jugend“ als Filiale aufzugeben, kein Konzept. Die Digitalisierung der Sammlung lässt – vor allem im Vergleich mit anderen Häusern des gleichen Kalibers – zu wünschen über.

In Sachen Provenienzforschung, zu der sich die öffentlichen deutschen Museen schon 1998 verpflichtet hatten, sind auch Fragen offen; konkrete Anfragen nach möglicher NS-Raubkunst, die auf eine Antwort warten, haben gerade erst dazu geführt, dass ein wichtiges Bild nicht an ein anderes deutsches Museum ausgeliehen wurde. Die saarländerische Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot (SPD) verband den Wechsel ihres Museumsdirektors am Montag auch mit einem indirekten Lob für Wuppertal: „Das Angebot des Von der Heydt-Museums ist auch eine Auszeichnung für die Arbeit, die Dr. Mönig mit seinem gesamten Team geleistet hat. Herzlichen Dank dafür!“