Fitzek-Thriller im TalTonTheater Spürbare Beklemmung

Wuppertal · Wer ist „der Seelenbrecher“ und wie traumatisiert er junge Frauen so schlimm, dass sie sterben? Das Taltontheater (TTT) begibt sich in seiner neuesten Produktion auf Mördersuche.

 Für ein finsteres Stück hat das Taltontheater eine passende finstere Bühnensituation konstruiert.

Für ein finsteres Stück hat das Taltontheater eine passende finstere Bühnensituation konstruiert.

Foto: Joachim Schmitz

Das Publikum ist live dabei, wenn in einer psychiatrischen Privatklinik ein Psychopath umgeht. Wer auf der Bühne ist es? Der Thriller nach einem Buch von Sebastian Fitzek bedient eine Urangst: Man ist in einem Gebäude eingesperrt und kann niemandem vertrauen. Das Ensemble unter Regie von Benjamin Breutel setzt das Stück wirkungsvoll in Szene.

Auch die Zuschauer erleben einige Schreckmomente. Ein verzerrtes Schwarz-Weiß-Fernsehbild, auf dem eine junge Frau zu sehen ist, ist der Einstieg zu gut zwei Stunden (mit Pause) spannender Unterhaltung. Dann lernen die Zuschauer die Patientin Greta (Doris Hartmann) kennen. Sie will im Wohnzimmer der Klinik des ständig brüllenden Professors Raßfeld (Jens Kalkhorst) fernsehen. Caspar, ein Patient mit Gedächtnisverlust, kümmert sich um das kaputte Gerät. Moritz Stursberg als Caspar hat die schwierigste Rolle und meistert sie gekonnt. Das langsame Zurückkehren seines Gedächtnisses hält den Spannungsbogen im Stück hoch.

Kennt er den Seelenbrecher oder ist er es selbst? Seine einzige Vertraute ist Dr. Dorn (wandlungsfähig: Miriam Kalkreuth), die genau ins Beuteschema des Seelenbrechers passt. Mit der Pflegerin Yasmin und dem Hausmeister Bachmann (Stephanie Spichala und Denny Pflanz) sind sie in der Klinik, als Jonathan Bruck (Niklas Selz) nach einem Unfall dort eingeliefert wird. Schnell scheint klar: Er ist der Seelenbrecher – auch wenn er kein Wort sagt.

Dafür redet Tom (Moritz Heiermann) der Fahrer des verunglückten Krankentransports, umso mehr. Er schwingt sich zum Anführer der Gruppe auf, als diese im Wohnzimmer Schutz vor dem Verbrecher sucht. Die Anwesenden können nicht fliehen, denn die Ausbruchsicherung der Psychiatrie lässt sich nicht ausschalten. Großartiger Einfall der Regie: Die achteckige Außenwand des Wohnzimmers wird vor den Augen des Publikums mit Gitterplatten verkleidet. Das verstärkt die Beklemmung. Die Handlung nimmt immer wieder unerwartete Wendungen. Das sorgt für Spannung. Das Ende ist überraschend, aber auch verwirrend. Die Schlussszene stellt mehr Fragen als sie beantwortet. Wer es genau wissen will, liest im Nachgang Fitzeks Thriller.

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