Kein Heroin, keine Schlaghose

Wuppertal · Mit der Visitenkarte "Janis! Eine Hommage an Janis Joplin" stellt sich Schauspielerin Lena Vogt in Wuppertal vor — und eröffnet zugleich die Spielzeit 2016/17. Ein Abend über eine der Ikonen der Hippie-Bewegung — ganz ohne Kostüme, Drogen und Rollen.

 „Ich wollte zum Einstand unbedingt einen musikalischen Abend machen“, sagt Lena Vogt.

„Ich wollte zum Einstand unbedingt einen musikalischen Abend machen“, sagt Lena Vogt.

Foto: Sebastian Eichhorn

Schrill. Laut. Vulgär. Wer an Janis Joplin denkt, der wird vermutlich diese Rampensau vor Augen haben, die sich auf der Bühne — tatsächlich — die Seele aus dem Leib gesungen hat. Die Woodstock-Ikone, wie sie fleht, kreischt, stottert und den Text einfach herauskotzt. Dass die exzessive Bluessängerin, die 1970 mit gerade mal 27 Jahren an einer Überdosis Heroin starb, auch eine ganz andere Seite hatte, will "Janis! Eine Hommage an Janis Joplin" von Mark Payn zeigen.

Lena Vogt, Neuzugang am Schauspiel Wuppertal, will sich mit dieser "Visitenkarte" dem Wuppertaler Publikum vorstellen. Gewagt, möchte man sagen — wer will seinen Einstand schon freiwillig mit einem solchen Vergleich geben? Doch Lena Vogt lächelt. "Janis hatte viel Mut — da kann man sich eine dicke Scheibe von abschneiden", sagt die zierliche Schauspielerin und stellt klar: "Das wird ein Theaterabend, kein Konzert! Ich werde mich den Songs mit meinem Organ nähern, nicht einfach ihre Lieder einstudieren und nachsingen — das ginge ja gar nicht. Ich will sie verstehen."

Kein Vergleich mit der Unvergleichlichen also. Keine Imitation, keine Schlaghosen-Party, keine Heroin-Spritzen auf der Bühne: Auch Regisseur Maik Priebe — in Wuppertal bereits durch seine "Tartuffe"-Inszenierung bekannt — macht klar, wohin die Reise geht oder besser, wohin nicht. "Es gibt keine Kostüme, keine Rolle — statt dessen: Lena trifft Janis." Mehr verrät er nicht.

Ausgangspunkt des Stücks sind die Briefe von Janis Joplin an ihre Familie. In ihnen entsteht ein ganz anderes Bild von ihr. "Dort", so Stefan Leibold, musikalischer Leiter des Abends, "begegnet einem ein oft sehr einsamer Mensch, immer auf der Suche nach Liebe." Dieser Kontrast ist es, der alle Beteiligten fasziniert. "Da ist eine ganz zarte Seite von ihr, da wirkt sie so zerbrechlich", beschreibt Lena Vogt die Musikerin, die von ihrem Kommilitonen einst zum "hässlichsten Jungen der Uni" gewählt wurde.

Und weil Schauspielerin, Regisseur, musikalischer Leiter und Dramaturgin sich einig sind ("Nach spätestens fünf Liedern geht einem dieses permanente Schreien nach Liebe auf die Nerven!") werden die Songs ganz anders klingen. "Cry" etwa soll ein leiser Schrei werden, "total reduziert, fast wie ein Wiegenlied", so Stefan Leibold, der mit einem "Sammelsurium an Instrumenten" auf der Bühne sein wird. Und irgendwo, zwischen den Worten und den Noten, wird man ihr ganz sicher begegnen, der unvergleichlichen Janis Joplin.


Wer dieses spannende Experiment erleben will, hat am Freitag, 9. September 2016, 19.30 Uhr, im Theater am Engelsgarten die erste Gelegenheit. Weitere Termine: 9. und 16. September sowie 16. Oktober. Karten gibt es bei der KulturKarte (Schloßbleiche 40) unter Telefon 563- 7666 oder kontakt@kulturkarte-wuppertal.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort