Event entlang der Nordbahntrasse Viertelklang: Im Osten viel Neues

Wuppertal · Bei der sechsten Auflage des Festivals locken am 27. August 22 Künstler an 13 spannende Orte entlang der Nordbahntrasse zwischen Rott und Wichlinghausen. Dabei gibt es viel zu entdecken.

Er hat dem Festival seinen Namen gegeben, am Konzept mitgewirkt — und er hätte auch bei der sechsten Auflage von "Viertelklang" dabei sein sollen: Thomas Beimel. Ende Juni starb der beliebte Musiker, völlig überraschend. "Er fehlt uns sehr", bekundet Monika Heigermoser, Leiterin des Kulturbüros, Ausrichter des Viertelklangs. Im Programmheft ist er dennoch vertreten — mit dem "poetOmobile" — einer fahrbare Gedichtwerkstatt — das er gemeinsam mit dem Schauspieler Olaf Reitz entwickelt hat. "Das poetOmobile wird zwar wie geplant am Wichlinghauser Bahnhof stehen", sagt Kulturdezernent Matthias Nocke, "doch bespielt wird es nicht. Es soll stumm an Thomas Beimel erinnern."

Abgesehen davon wird es beim "Viertelklang" am 27. August auf der Nordbahntrasse aber alles andere als stumm zugehen. Die Trasse ist der rote Faden, der die 13 Orte zwischen Rott und Wichlinghausen miteinander verbindet, an denen zwischen 19 und 23 Uhr 22 halbstündige Konzerte zu erleben sein werden. "Das ist der sensationärste Teil der Trasse", schwärmt Monika Heigermoser. "In diesem Stadtteil bewegt sich etwas — und das machen wir mit dem Festival sichtbar."

Denn mit Bedacht haben die Organisatoren nicht nur das vielfältige Musikprogramm, sondern auch die Orte ausgewählt, die zum Teil ganz seltene Einblicke gewähren und erstmals für Kulturzwecke genutzt werden: die Konsumgenossenschaft Vorwärts, das BOB Kulturwerk, die Skaterhalle Wicked Woods, die Königsberger Höfe oder die Kirche St. Johann Baptist — alle in wenigen Minuten mit dem Rad über die Trasse zu erreichen. Wer kein Rad hat, kann sich bei Utopiastadt oder am Radbahnhof Wichlinghausen übrigens eins leihen. Es gibt in jedem Fall viel zu entdecken — auf der Trasse, wo die RaumZeitPiraten mit ihrer fahrbaren Lichtinstallation unterwegs sind — und natürlich am Rande.

Am entspanntesten genießt man den Viertelklang, indem man sich treiben lässt und neugierig Orte und Musik erkundet. Kleiner Tipp von Ulrich Marxcors vom Kulturbüro: "Am besten man fängt im Osten oder Westen an und bewegt sich dann auf die Mitte zu, wo sich alle irgendwann treffen."

So verschieden die Veranstaltungsorte sind, so vielseitig ist die Musik, die sich von Chormusik bis Klassik, von Rock bis Jazz, von Chanson bis Weltmusik präsentiert. Und manchmal ist es vor allem die Chemie aus beidem, die den Reiz ausmacht. So wie etwa der Auftritt der Kantorei Dreiklang — zu deren Repertoire Oratorien von Brahms und Bach sowie Werke von Arvo Pärt und Knut Nysted gehören — in der Skaterhalle Wicked Woods.

Ein Blick ins Programmheft beweist die Spannbreite der Konzerte: Die Ufermann Formation & Hayat Chaoui versprechen Jazz und Poesie zwischen den Kulturen. Unter dem Titel "Beethoven meets Oriental Music" spielen drei Flüchtlinge, alle studierte Musiker aus dem Projekt der Mandolinen-Konzert-Gesellschaft. Susanne Strobel und ihre Formation Apito Fiasco verbinden kraftvolle Percussion mit poetischen Industrie-Sounds. Ilona Ludwig und Stefan Mühlhaus stellen Stücke aus ihrem Soloprogramm vor. Der bekannte Harfenist Tom Daun verzaubert mit keltischen Klängen. Die beliebte Wuppertaler Sängerin Anna Luca sorgt gemeinsam mit Ehemann und Schlagzeuger Chris Morhenn als "Anna Luca et Monsieur Batterie" mit ihrem eigenwilligen und zugleich federleichten Jazz für Gänsehaut. Und und und ...

"Viertelklang ist eine echte Erfolgsgeschichte", sagt Matthias Nocke — "und zwar eine bergische!" Denn seit ein paar Jahren hat sich das Festival auf die Nachbarstädte Remscheid, Solingen und Velbert ausgedehnt. "Das Projekt lebt von der regionalen Zusammenarbeit", erklärt der Kulturdezernent. Denn nur so werden 50 Prozent der Gesamtkosten vom Land NRW übernommen. Die weiteren Viertelklang-Termine gibt es in Velbert-Langenberg am 2. September, in Remscheid-Lüttringhausen am 17. September und in Solingen-Wald am 8. Oktober.

Insgesamt treten mehr als 250 Musiker an den vier Abenden an 29 Spielstätten bei insgesamt 78 Konzerten auf. "Wir tauschen übrigens nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum untereinander aus", freut sich Monika Heigermoser über die bergische Zusammenarbeit. Viele Wuppertaler habe sie in den vergangenen Jahren schon in Remscheid oder Solingen gesehen. Nocke: "Viertelklang ist einfach gemacht für das Bergische."

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