Interview: Schauspielerin Julia Reznik über ihre Zeit in Wuppertal "Wir sind angekommen"

Wuppertal · Als schüchterne Tochter Orgons sorgte Julia Reznik in "Tartuffe" für Lacher, glänzte als Melanija in "Kinder der Sonne" — und dem Wuppertaler Publikum stellte sie sich mit "Spoonface Steinberg" in einer sehr persönlichen "Visitenkarte" vor.

 Julia Reznik liebt das „Familiengefühl“ eines Drei-Sparten-Hauses. Und sie hofft auf eine Hauptrolle.

Julia Reznik liebt das „Familiengefühl“ eines Drei-Sparten-Hauses. Und sie hofft auf eine Hauptrolle.

Foto: Sebastian Eichhorn

Mit ihr sprach Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä über die Theaterarbeit im Tal.

Rundschau: Was hat Sie gereizt, nach Wuppertal zu kommen?

Reznik: Das Angebot. Ich hatte keine feste Vorstellung, einfach die Lust zu kommen, wollte spielen, mich ausprobieren. Vorher habe ich freischaffend gearbeitet. NRW ist meine deutsche Heimat, ich wollte hier fest ankommen.

Rundschau: Gab es am Anfang größere Schwierigkeiten?

Reznik: Unser Arbeitseinsatz wurde wenig wahrgenommen, da die neue Spielstätte in der Stadt noch völlig unbekannt war. Das war schon komisch. Mittlerweile sind wir gut angekommen und das Publikum ist auch da.

Rundschau: Obwohl die Situation für das Sprechtheater hier schwierig ist, bleiben Sie?

Reznik: Die Lust, hier zu spielen, war und ist riesig. Theater ist ein langer Prozess, jedes Stück kann anders sein, ein neues Publikum anziehen oder auch abstoßen. Jedes Theater braucht eine Biografie. Daher bleibe ich, um diesen Prozess weiter zu begleiten.

Rundschau: "Tartuffe" im Opernhaus — der richtige Schritt?

Reznik: Ein lang ersehnter Schritt, von Beginn an hatte ich den Wunsch, auf dieser Bühne zu spielen. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Engelsgarten ist charmant und gut zur Improvisation. Die Oper hat Flair, man kann sich anders präsentieren. Und die Akustik ist super, jede Nuance kommt rüber.

Rundschau: Wie sieht es bei den Kollegen aus?

Reznik: Den Wunsch, in der Oper zu spielen, haben wir alle. Man fühlt sich wieder wie an einem Drei-Sparten-Haus, hat die Nähe zu den anderen Künstlern, sieht, was in der Oper, beim Orchester oder im Tanztheater passiert. Man gehört einfach dazu, wie bei einer Familie. Dieses Gefühl liebe ich, es kann inspirieren.

Rundschau: Das Gefühl wird sich mit dem neuen Opern-Ensemble sicher verstärken?

Reznik: Bestimmt. Hoffentlich werden dann weitere spartenübergreifende Projekte möglich. Das neue Ensemble bringt neues Leben, man begegnet sich.

Rundschau: Gab es in der gerade beendeten Spielzeit eine Lieblingsrolle?

Reznik: Gespielt habe ich alles sehr gern. Marianne in "Tartuffe" zu spielen, hat am meisten Spaß gemacht. Die Reaktionen der Zuschauer, die mit mir und über mich gelacht haben, waren toll.

Rundschau: Haben Sie Wünsche für die Zukunft des Schauspiels?

Reznik: Ja, dass das Schauspiel unantastbar etabliert ist. Dass die Anerkennung größer wird. Es kann nicht alles gelingen, es muss auch erlaubt sein, Fragen zu stellen, Produktionen auf die Bühne zu bringen, die nicht jeden interessieren. Wir sind normale Schauspieler, keine Helden, die das Schauspiel retten.

Rundschau: Ihr persönlicher Wunsch für die kommende Spielzeit?

Reznik: Eine Hauptrolle (lacht). Aber das ist wohl der Wunsch jeder Schauspielerin. Nach den Ferien freue ich mich erstmal auf "Buddenbrooks" in der Concordia in Barmen, da gehen wir wie bei "Die Wupper" wieder in die Stadt.

Rundschau: Gibt es neben Ihrer Tätigkeit am Schauspiel noch Raum für Hobbys?

Reznik: Ich bin immer unterwegs, nehme noch Gesangsunterricht, versuche den Kontakt zur Familie zu halten. Außerdem lese ich Sachen, die nichts mit dem Spielplan zu tun haben, und ich habe einen Italienisch-Kurs an der VHS besucht. Jetzt freue ich mich auf die Theaterferien und auf einen Urlaub in Italien.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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