Landgang mit Schleicher

Wuppertal · Zwischen Bukarest und Sankt Petersburg liegt Wuppertal. Jedenfalls für Andreas Schleicher. Als kurzer Zwischenstopp nämlich, bei dem der Musiker erst mal zum Friseur ging. Und weil auch Redakteure sich gelegentlich die Haare schneiden lassen, trafen sich die Wege dort — und "Haube an Haube" kam man ins Gespräch.

 Ausdrucksstarkes Porträt von Andreas Schleicher, aufgenommen von Deutschlands bekanntestem Jazz-Trompeter Till Brönner, dessen Fotos von bekannten Musikern gerade hochgelobt werden. „Dies ist aber vor dem großen Hype entstanden“, sagt Schleicher.

Ausdrucksstarkes Porträt von Andreas Schleicher, aufgenommen von Deutschlands bekanntestem Jazz-Trompeter Till Brönner, dessen Fotos von bekannten Musikern gerade hochgelobt werden. „Dies ist aber vor dem großen Hype entstanden“, sagt Schleicher.

Foto: Till Brönner

Über Schiffsreisen mit bekannten Kollegen, eine neue CD und das Leben in Wuppertal.

Keine Frage, wer auf einem Kreuzfahrtschiff wie der "MS Europa 2" unterwegs ist, bei dem muss die Frisur sitzen. Daher sollten die blonden Locken bei Andreas Schleicher auch schnell etwas gestutzt werden, bevor es an Bord geht. Wobei: Ein Auftritt auf einem Kreuzfahrtschiff — das klingt dann doch ungewöhnlich für den Sänger, Gitarristen und Komponisten, der vielen auch durch die "Popolski-Show" bekannt sein dürfte.

"Nein, nicht als Bordband", beruhigt der 49-Jährige amüsiert und verweist auf seine namhafte "Reisegruppe", zu der auch Mietze Katz (Sängerin der Band "Mia") und Max Giesinger gehören, dessen Song "80 Millionen" dank der EM richtig durch die Decke ging. "Ein Klassetyp mit Super-Songs", erzählt Andreas Schleicher, der solche Begegnungen liebt. "Man unterhält sich über das Leben, hört, welche Erfahrungen Kollegen machen und hat eine gute Zeit miteinander." Zehn Tage reisen die Musiker von Sankt Petersburg über Estland nach Skandinavien und geben dabei zwei Konzerte an Bord.

Doch so toll und spannend die Reisen auch sein mögen, am liebsten ist der Musiker zu Hause. In Lüttringhausen, unmittelbar an der Grenze zu Ronsdorf, lebt Schleicher mit seiner Familie. "Postalisch gehört es schon zu Remscheid", räumt er ein. "Doch ich fühle mich als Wuppertaler." Besonders die Ruhe und die Natur schätzt er an seiner Heimat. "Sonst ist es ja oft genug laut in meinem Leben, sind immer viele Menschen um mich herum."

Ein Konzert in Wuppertal hat der Künstler allerdings schon länger nicht mehr gegeben. Das soll sich jetzt ändern: Am Sonntag spielt er im "Kultur im Kontor" in Cronenberg. "Das ist eine ganz tolle Atmosphäre dort", schwärmt er und kann auch der ungewöhnlichen Uhrzeit am Nachmittag etwas Gutes abgewinnen: "Da ist man rechtzeitig zum ,Tatort' wieder auf der Couch."

Spielen wird er dort mit Quartett. Und worauf können sich die Gäste freuen? "Ich denke, wir werden eine Hälfte aus dem Programm ,Mädchen gegen Jungs' spielen und auch ein paar neue Songs", verrät Schleicher. Denn geplant ist auch ein neues Album, das im Frühjahr 2017 erscheinen soll.
In den neuen Songs geht es um das Thema Entschleunigung. "So viele Menschen klagen über Stress oder leiden an Burn-Out, es geht so oft um Schnelligkeit, Ehrgeiz und Wettbewerb", sagt Schleicher.

Doch keine Sorge, allzu melancholisch wird es nicht. "Bei einem Konzert will ich lachen und berührt werden", bekennt der Musiker, "so versuche ich auch meine Konzerte zu gestalten." Und um die Frisur muss er sich auch keine Sorgen machen...

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