Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Ein ganzer Haufen Freude

Wuppertal · In meiner beliebten Reihe „Schlagzeilen, die uns aufrütteln“ gibt es ein neues Highlight aus Wuppertal. Produziert hat die Hammer-Headline der Grüne Zoo. Sie lautet: „Erster Kotabsatz bei Okapi Zuri!“

Okapi Zuri hat sein Geschäft erfolgreich erledigt.

Foto: Grüner Zoo Wuppertal/Claudia Philipp

Ohne nähere Erläuterung lässt einen diese offensichtlich überaus positiv gemeinte Überschrift zunächst schmunzeln und dann ratlos zurück. Immerhin ist tierischer Kotabsatz im Allgemeinen eher nicht dazu geeignet, in größerem Umfang Freude auszulösen.

Man denke nur an das neuralgische Problem überbordender Mengen von Hundeköttelen auf Bürgersteigen. Das saugende Geräusch, das erzeugt wird, wenn sich der Profilschuh schwergängig aus einem unbedacht betretenen braunen Haufen löst, beschert Betroffenen in der Regel erst Herpes und dann besinnliche Minuten beim späteren Auskratzen der kontaminierten Rillen.

Wie kann es also sein, dass es genau das Gegenteil auslöst, wenn ein Okapi unter sich lässt? Dazu muss man tiefer in die wundersame Welt der Okapis eintauchen. Diese Paarhufer sind ja schon optisch eher ungewöhnlich: Sie sehen aus wie eine Mischung aus Zebra und Kuh, an der vorne ein Giraffenkopf ohne nennenswerten Hals montiert wurde. Trotz dieses eher gewöhnungsbedürftigen Erscheinungsbildes sind Okapis bei der Partnersuche überraschenderweise öfter erfolgreich und bekommen dann Nachwuchs. So wie jetzt auch im Wuppertaler Zoo, wo am 27. Mai Jungtier Zuri geboren wurde.

Nun wissen wir von menschlichen Babys, dass sie im Grunde mit nichts anderem beschäftigt sind, als Nahrung zu sich zu nehmen und sie ziemlich unmittelbar und mehrfach am Tag wieder von sich zu geben. Bei kleinen Okapis verhält es sich vollkommen anders: Die prümen zwar auch ordentlich, behalten das Futter vom ersten Lebenstag an aber komplett bei sich. Und zwar wochenlang.

Dabei handelt es sich nicht um einen tragischen Fall von frühtierkindlicher Verstopfung, sondern um einen raffinierten Trick, den nach aktuellen zoologischen Erkenntnissen nur Okapis beherrschen: Weil sie keine Häufchen absondern, geben sie auch keine starken Gerüche ab, die Feinde anlocken könnten. Und weil die Kälbchen auch selbst anfangs noch nach nichts riechen, sind sie sozusagen olfaktorisch perfekt getarnt.

Irgendwann allerdings müssen auch kleine Okapis aus der Deckung kommen und sozusagen erstmals aufs Klo gehen. Diese Entsorgungs-Premiere ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, quasi eine Art Verdauungs-Reifeprüfung auf dem Weg zum Okapi-Erwachsenwerden, den Zuri 60 Tage nach der Geburt erfolgreich hinter sich gebracht hat. Aus der Pressemitteilung des Zoos über diesen Kotabsatz spricht daher verständlicherweise eine unbändige Freude und Erleichterung, die man sonst nur von Eltern kennt, deren Kleinkinder zum ersten Mal ein Häufchen ins Töpfchen statt in die Pampers gedrückt haben.

Das Ganze bringt mich auf eine interessante Idee: Wenn man die Wuppertaler Bevölkerung davon überzeugen könnte, statt bekanntermaßen besonders zum unkontrollierten Kotabsatz neigenden Hundewelpen kleine Okapis als Haustiere zu halten, würde sich die Zahl der Hundehaufen auf unseren Straßen möglicherweise in beträchtlichem Umfang reduzieren. Gleichzeitig täten wir damit etwas für den Erhalt der Okapis, deren frei lebender Bestand nur noch auf 10.000 bis 50.000 Exemplare geschätzt wird.

Sie gelten daher als ähnlich gefährdet wie der WSV in der Fußball-Regionalliga. Letzterer hat das mit dem Kotabsatz übrigens wesentlich schneller hingekriegt als Okapi Zuri. Das 0:5 gegen Oberhausen war nur sieben Tage nach Saisonbeginn ja schon richtig Scheiße ...

Bis die Tage!