Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Das ist nicht so meins

Wuppertal · Im Bergischen reden wir ja gerne Klartext. Diese sympathische Eigenschaft wird leider durch eine immer mehr um sich greifende Zurückhaltungsrhetorik akut bedroht. Vorreiter dabei ist die fürchterliche Redewendung "Das ist nicht so meins!

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

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Die hört man jetzt überall. Zum Beispiel im Restaurant. Wenn ein Gast den noch fast vollen Teller mit der Schlachtplatte Bauernglück zurückgibt und sich der Kellner erkundigt, ob es nicht geschmeckt hat, kommt inzwischen in 50 Prozent der Fälle "Das ist nicht so meins." Gemeint ist in Wirklichkeit: "Mit dem knorpeligen Pansen kannze höchstens deinen Dackel füttern, aber nicht mich." Aus Höflichkeit sagt das aber kaum noch jemand.

Dem Gastro-Personal geht es umgekehrt übrigens genauso. Neuerdings müssen Bedienungen bei der Entgegennahme einer Bestellung grundsätzlich und mit besonderer Betonung "Gerne!" sagen, um nicht sofort entlassen zu werden. Sicherer ist noch "Sehr gerne!". Das führte neulich in einer Elberfelder Restauration zu folgendem Dialog:

Kellnerin: "Wollt ihr noch was zu trinken? Ich: "Nein." Kellnerin: "Sehr gerne!"

Richtig wäre natürlich gewesen: "Meint ihr eigentlich, wir heizen hier umsonst, ihr Fötte." Aber das ist im Zuge der allgemeinen Weicheierigkeit inzwischen verboten.

Ich vermute, dass auch dieser Trend aus den USA kommt. Da stellen sich einem die Kellner ja sogar mit Namen vor und versichern alle zehn Sekunden "you're welcome". Letzteres ist komplett überflüssig, weil ich das in der Gastronomie eigentlich voraussetze.

Die Amerikanisierung macht mir übrigens auch beim Gebäck großen Kummer: Aus unerfindlichen Gründen heißt der Schokoladenkuchen inzwischen "Brownie" und ist nur noch halb so groß wie früher, dafür aber doppelt so teuer. Erschwerend kommt hinzu, dass der Wuppertaler das Wort "Brownie" nicht aussprechen kann und deshalb "Brauni" sagt. Braunis sind aber gar nicht im Kuchenbüffet, sondern in der NPD.

Noch schlimmer ist der amerikanische Feingebäck-Migrant namens "Cupcake". Der heißt so, weil er die Menge eines anständigen Stückes Kuchen so weit kappt, bis sie in ein winziges Papierförmchen passt. Selbiges lässt sich anschließend in der Regel nicht mehr vom Teig lösen, so dass Cupcakes für den Verzehr weitgehend ungeeignet sind. Trotzdem haben sie traditionelle Torten in vielen Geschäften und Haushalten bereits verdrängt.

Der Cupcake ist aber noch harmlos gegen den schon zu Ronald Reagans Zeiten bei uns einmarschierten Muffin. Es handelt sich dabei um ein Mundaustrocknungsmittel in Kreisform, dem oft Blaubeeren zugesetzt werden, damit man beim Essen nicht vor Langeweile einschläft und erstickt. Falls Sie mir mal eins anbieten wollen - lassen Sie es. Ist nicht so meins ...

Bis die Tage!

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