Kommentar: Zwei Jahre nach der Oberbürgermeisterwahl Mucke hat viele enttäuscht

Wuppertal · Er hat ihn nicht verloren, diesen jugendlichen, fast jungenhaften Charme, diese "Hoppla- jetzt-komm`-ich-Attitüde", die mit dem Amt als Oberbürgermeister naturgemäß nicht abgenommen hat, wenn er den Raum betritt.

 Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Er wirkt sympathisch, ist meist gut gelaunt, sogar, wenn der Anlass es gar nicht hergibt, er lobt gerne und freut sich über (oft auch eigene) Scherze. Kurzum: Zwei Jahre nach seiner Wahl ist Andreas Mucke erkennbar zufrieden mit dem, was er als Wuppertaler Stadtoberhaupt abliefert. Doch stellt sich die Frage, ist die Stadt auch zufrieden mit ihm?

Es gibt mittlerweile nicht wenige, die recht unverblümt ihre Enttäuschung zum Ausdruck bringen, weil sie sich vom neuen OB mehr versprochen hatten. Das wäre nicht weiter bedenklich, wenn diese Frustration von Menschen käme, die mit ihrem persönlichen Anliegen bei jedem "Neuen" aufschlagen und aus gutem Grund scheitern. Aber man hört die Kritik zunehmend von Verantwortungsträgern, die sich hingehalten fühlen, von Leuten, die ihr Engagement nicht honoriert sehen, von Mitarbeitern, die Initiativen im Sande verlaufen sehen. Besonders im Handel staunt man über schwierige Terminfindungen, komplizierte Verhandlungen, unbefangene Absagen. Sicher gibt es auch nicht wenige Gegenbeispiele, in denen Muckes persönlicher Einsatz einer guten Sache zum Erfolg verholfen hat. Aber zu denken geben müsste ihm schon, dass die kritischen Stimmen nicht einmal politisch, geschweige denn parteipolitisch motiviert sind.

Denn an dieser Front nörgeln ganz andere, die sich an die vollmundigen Ankündgungen aus dem Wahlkampf erinnern, in denen Mucke sich als "politischer Oberbürgermeister" ankündigte. Wie das mit den Mehrheitsverhältnissen im Rathaus gelingen sollte, war von vorneherein unklar. Doch auch 25 Monaten nach dem OB-Wechsel ist ein "Change" nicht im Ansatz erkennbar. Die Kooperation von SPD und CDU spult ihr Programm unbeeindruckt weiter ab — vielleicht ist das ja nicht mal so schlecht für die Stadt, deren Parameter sich seit Jahren kontinuierlich verbessern. Doch wenn Mucke ein Oberbürgermeister sein will, der sich selbst und "seiner" Stadt ein spezielles Profil verleihen will, muss er langsam anfangen Pflöcke zu setzen. Da reicht es nicht mehr, hier für die Bühnen, dort für die Sportvereine ein paar Tausend Euro im Haushalt locker zu machen.

Muckes gerade ins Leben gerufene "Bündnis gegen Armut" weist in die richtige Richtung. Auch seine Vision einer "digitalen Vorreiterstadt" hat Charme — auch wenn er gerade seines E-Government-Dezernenten verlustig geworden ist. In einem Szenario, das auch nicht zur Erfolgsgeschichte taugt. Aber noch hat er eben seinen jungenhaften Charme, strahlt jede Menge Tatkraft aus, zeigt fraglos sieben Tage die Woche Einsatz. Und er betont, "gemeinsam, nicht gegeneinander" das Beste für die Stadt umsetzen zu wollen. Aber manchmal braucht es halt auch das "Gegeneinander", wenn man ein politischer OB sein will.

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