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Kommentar: Von „Hotspots“ und Termin-Unsicherheit

Kommentar : Von „Hotspots“ und Termin-Unsicherheit

Eine „kommunikative Herausforderung“ hat Krisenstabsleiter Johannes Slawig am Donnerstag im Verlauf der Pressekonferenz des Oberbürgermeisters die aktuelle Lage in Sachen Corona-Impfungen genannt.

Während über die Kassenärztliche Vereinigung schon Termine im Wuppertaler Impfzentrum für bestimmte Menschen der Priorisierungsgruppe 3 gebucht werden können, haben noch längst nicht alle Menschen der Priorisierungsgruppe 2, die sich nach dem vor einiger Zeit noch so vorgegebenen Verfahren per Mail an die Stadt gemeldet haben, überhaupt einen Termin erhalten. Im Impfzentrum würden, so Johannes Slawig, parallel nun Gruppen der „Prio 2“ geimpft und diejenigen, die zu den Berechtigten der „Prio 3“ gehören, müssten viel Wartezeit einplanen.

Das klingt sehr technisch. Angesichts der Tatsache aber, dass überall – was ich persönlich für den komplett falschen Weg halte – flächendeckende Restriktionslockerungen für Geimpfte (und Genesene) auf den Weg gebracht werden, bedeuten Formulierungen wie „Wartezeit einplanen“ & Co. Druck für alle Beteiligten. Wenn es beispielsweise bei den Impftermin-Buchungen heißt, die Bearbeitung könne „einige Tage dauern“ und man solle von Rückfragen absehen, ist das zuerst verständlich. Wenn aber auf der anderen Seite die Nachrichten von den oben genannten Restriktionslockerungen für Geimpfte sowie von der Komplettfreigabe des AstraZeneca-Impfstoffes beinahe komplett beherrscht werden, sorgt das für starke Verunsicherung.

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Wer sich Primel-Samen für den Balkon oder einen Klopapierrollenhalter fürs Badezimmer online bestellt, erhält vom Paketlieferdienst detaillierte Benachrichtigungen über den Stand des Versandes. Das ist heute selbstverständlich.Aber in Sachen Impftermin offenbar nicht: Was bedeutet „einige Tage“? Kümmert sich jemand? Wie ist der Stand der Dinge? Wann bekommt man Antwort?

Eine zusätzliche „kommunikative Herausforderung“, bei der es dann auch erforderlich sein werde, „offensiv dagegenzuhalten“ nannte Krisenstabsleiter Slawig am Donnerstag außerdem: Wuppertal bewirbt um die Teilnahme am NRW-Modellversuch für die Impfung in sozialen Brennpunkten. Wenn es nicht klappt, Modellkommune zu werden, will die Stadt das Ganze allein durchziehen. Zwar in kleinerem Maßstab – aber auf jeden Fall. Sehr gute Idee!

Wovon reden wir da? Von nicht unbekannten Vierteln, Quartieren und Straßen, in denen Lebensverhältnisse, Bewohnerstruktur und manches mehr offenbar eine hohe Corona-Gefahr bedeuten. Die FDP wollte die Zahlen dieser Wuppertaler „Corona-Hotspots“ seit langem von der Stadtspitze haben, hat sie aber nicht bekommen. Jetzt, so hieß es am Donnerstag aus dem Rathaus, werde man sich mit Hilfe des Wuppertaler „Sozialdatenatlas“ an die Brennpunkt-Bereiche herantasten. Wozu wird das führen? „Die da bekommen Impfungen mit mobilen Teams und wir kriegen noch nicht mal eine Antwort, wann wir einen Impftermin haben können“ – so in etwa. Oder viel schlimmer. Social Media sei Dank.

Ich hoffe sehr, dass die, die an den Stadt-Hotlines solche Reaktionen abbekommen, für ihr „offensives Dagegenhalten“ gut bezahlt werden.