Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Italien laust der Affe - und winkt der Sieg

Wuppertal / Kiew · Mein Tipp: Dieses Jahr gewinnt Italien. Der Song, der Künstler sowie dessen Show bilden ein absolutes Gesamtpaket, dass nach "Italien — 12 Punkte" schreit. Der Song heißt "Occidentali's Karma" und ist ein richtiger Ohrwurm, lädt zum Mitsingen und zum Tanzen ein.

Francesco Gabbani mit seinem Bühnenpartner.

Foto: Peter Bergener

Außerdem ist der Song "catchy", radiotauglich und bereits jetzt schon ein Riesenhit in Italien.

Gesungen wird er von Francesco Gabbani, der 1982 in Carrara geboren wurde, einer Kleinstadt in der Toskana, die bekannt ist durch ihr weißes Marmorvorkommen, dem "Carrara-Marmor". Während er noch vergangenes Jahr im San-Remo-Festival den Sieg mit dem Lied "Amen" in der Newcomer-Kategorie einheimste und sogar den Kritikerpreis gewann, schaffte er es, diesmal das Festival als so genannter "etablierter" Künstler für sich zu entscheiden — mit dem ESC-Lied.

Francescos Song ist also somit schon ein Siegerlied. Ich bin froh, dass man es nicht zur Eurovision ausgetauscht hat. Der Song erreichte Platz 1 der italienischen Charts und wurde bereits mit dreimal Platin ausgezeichnet. Sein gerade erst veröffentlichtes Album "Magellano" schoss direkt auch auf Rang 1. Das wünschte ich mir auch mal wieder über einen deutschen ESC-Teilnehmer berichten zu dürfen …

Hier zum Einstimmen das Video, welches bereits schon fast 114 Millionen Mal angeklickt worden ist.

Hinzu kommt noch, dass Francesco unglaublich sympathisch und offen ist. Bei den Pressekonferenzen versprüht er sofort gute Laune, was aber natürlich auch an seinem Mitbringsel liegt bzw. seinem Showpartner auf der Bühne. Es ist ein Affe. Francesco wird in die Geschichte des ESC eingehen als "der Mann, der mit dem Affen tanzte".

Abgesehen davon, dass man diesen italienischen Up-tempo-Song so schön mitsingen kann, stellt man sich die Frage: Was will der Künstler uns mit seinem Werk sagen? Man merkt bei genauerer Betrachtung, dass in den Lyrics auch noch ein tiefgründiger Inhalt verborgen ist.

Rundschau-Musikexperte Peter Bergener mit dem kommenden Sieger - oder doch nicht?

Foto: Peter Bergener

Der Song handelt einmal von der Faszination des Westens für die Kultur des Orients, aber auch vom Wesen des Menschen, der sich viele Verhaltensweisen seines nächsten Verwandten, des Affen, bewahrt hat. Als Symbol dieser Verhaltensweise wird der Gorilla auf der Bühne mit Francesco in derselben Choreographie tanzen.

Gleichzeitig bekräftigte Francesco auf der Pressekonferenz, dass er mit seinem Lied eine ironische Sicht auf die westliche Lebensart vermitteln möchte. Da wird doch jeder Kritiker hellhörig. Und vielleicht werden die kritischen Jurymitglieder das mit Punkten belohnen. Das Publikum wird ja sowieso auf seiner Seite sein bei solch vielen Klicks auf YouTube!

Komponiert und geschrieben hat der 34-Jährige den Titel gemeinsam mit seinem Bruder Filippo, Fabio Ilacqua sowie Luca Chiaravalli. Schon lange war Italien nicht mehr so nah am ESC-Sieg wie dieses Jahr. Wenn man dann auch noch auf seinen Namen schaut, dann verbirgt er auch noch ESC-Sieger-Qualitäten: In seinem Vornamen FrancESCo steckt das "ESC" und im Nachnamen "GABBAni" steckt das "ABBA".

Bestens gelaunt: Francesco Gabbani.

Foto: Peter Bergener

Wow — die Zeichen für einen Sieg stehen wirklich gut, wenn da nicht der Adel aus Portugal wäre und es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Italien und Portugal kommen könnte. Ich gönne es beiden Ländern, aber ich bin in meiner Seele ein "kleiner Italiener" (ein deutscher ESC-Beitrag von 1962), spreche ganz gut die italienische Sprache, liebe die Kultur und die Mensche. Und falls Italien gewinnt, bekomme ich sogar von meiner besten Freundin Marina ihre Garage in der Nähe von Mailand gestellt, um eine Berichterstattung für meinen Musik-Blog 2018 zu machen.

"In bocca al lupo", damit sind wir jetzt vom Affen zum nächsten Tier, dem Wolf, gekommen. Denn "in bocca al lupo" heißt übersetzt "im Maul des Wolfes", bedeutet aber auf keinen Fall was Negatives, sondern "viel Glück!".

Das wünsche ich Italien im Finale und sende "tanti saluti", der Euro-Music-Peter!