ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Italien – untypisch und damit erfolgreich

Wuppertal / Rotterdam · Italien hat den ESC 2021 gewonnen. Congratulazioni di cuore, Italia! Aber nicht eine typische italienische Ballade hat gewonnen, sondern ein Rocksong. Italien mal ganz anders und das Untypische geht noch weiter, wie der Bandname beweist: „Måneskin“, das ist Dänisch und steht für Mondlicht!

 Das sind „Måneskin“.

Das sind „Måneskin“.

Foto: Peter Bergener

Eines ist aber typisch: Sie schicken jedes Jahr bekannte Künstlerinnen und Künstler zum ESC, die bereits bei dem größten italienischen Musikevent, dem San-Remo-Festival, gewonnen haben. Die Rockband „Måneskin“ ist in Italien eine große Nummer mit hohen Chart-Platzierungen. Ihr Siegertitel „Zitti e buoni“ („Still und brav“) ist natürlich überhaupt nicht still und brav und weder lieb und gefügsam.

Die Glamrock-Band aus Italien traf genau den Nerv der Zeit in der Pandemie, die Sehnsucht der Zuschauerinnen und Zuschauer nach Live-Konzerterlebnissen wurde geweckt. Natürlich lag das vor allem aber auch am halbnackten, geschminkten Frontmann Damiano mit der rauen und lauten Stimme: Seine Präsenz ist so magnetisch, seine Energie reißt einen mit. Italien nimmt bereits seit 1956 am ESC teil. Mit dem Sieg haben sie insgesamt dreimal gesiegt. Der erste Erfolg war 1964 mit Gigliola Cinquetti, das zweite Mal 1990 mit Toto Cutugno. Die Bilanz der Italiener im ESC kann sich aber auch ohne Sieg sehen lassen: Sie lagen sehr oft in den TOP10 und da auch vielfach auf den zweiten oder dritten Platz.

Viele italienischen Beiträge wurden Hits und sogar international erfolgreich. Am bekanntesten darunter wohl „Nel blu dipinto di blu“ (Volare) von Domenico Modugno, das europaweit und auch in den USA den ersten Platz in den Charts erreichte. Das ebenfalls von Domenico gesungene Lied „Piove (Ciao, ciao, bambina)“ reiht sich ebenfalls in die italienische ESC-Klassikerliste ein. Ich könnte noch mehr von den italienischen Hits des ESC schreiben, aber das würden den Rahmen sprengen.

Ich bin mit dem Ergebnis des ESC 2021 zufrieden: Meine geliebte Barbara Pravi ist immerhin auf Platz zwei gelandet – einer der besten Plätze für Frankreich der vergangenen Jahre. Ich bin mit meinen persönlichen Tipps auch sehr zufrieden: Sieben meiner Favoriten sind auch in den TOP10 gelandet.

Impressionen vom ESC 2021 in Rotterdam
22 Bilder

Impressionen vom ESC 2021 in Rotterdam

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Foto: Peter Bergener

Ich wusste ja, dass Deutschland nicht vorne gehandelt wurde, aber dass wir nur auf den vorletzten Platz mit Jendrik und dem flotten Song „I don't feel hate“ landen, das hätte ich nicht gedacht. Für Deutschland gab es nur drei Punkte (zwei von Österreich und einen aus Rumänien).

Aber eines kann man sagen: Kein ESC in den vergangenen Jahren war so vielseitig wie der ESC 2021, für jeden Geschmack war etwas dabei. Ich wünsche Euch allen ein frohes Pfingstfest. Bleibt gesund und danke, dass Ihr so zahlreich meine Artikel vom ESC verfolgt habt.

Tanti saluti und musikalische Grüße, der Euro-Music-Peter!

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