Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Hüftschwung, Ohrwurm, Fetisch ...

Wuppertal / Tel Aviv · Am Dienstagabend (14. Mai 2019) fand das 1. Semifinale des ESC 2019 statt. Überrascht bin ich ein wenig, dass es keiner der folkloristischen Songs aus Polen und Ungarn geschafft hat.

Die Australierinnen an den Mästen.

Die Australierinnen an den Mästen.

Foto: Peter Bergener

Die folgenden 10 der insgesamt 17 Länder konnten sich für das Finale am Samstag im Internationalen Kongresszentrum in Tel Aviv qualifizieren: Griechenland: Katerine Duska („Better Love“), Weißrussland: Zena („Like It“), Serbien: Nevena Božović („Kruna“), Zypern: Tamta („Replay“), Estland: Victor Crone („Storm“), Tschechische Republik: Lake Malawi („Friend Of A Friend“), Australien: Kate Miller-Heidke („Zero Gravity“), Island: Hatari („Hatrið mun sigra“), San Marino: Serhat („Say Na Na Na“) und Slowenien: Zala Kralj & Gašper Šantl („Sebi“).

Dass die Tschechische Republik mit „Lake Malawi“ und dem Song „Friend of a friend“ weiterkam, hat mich nicht verwundert. Das Lied ist zwar vom Arrangement irgendwie schon mal dagewesen, aber die Sänger setzen den Song frisch, jung und flott mit farbenfrohen Elementen auf der Bühne um. Die Farbe "gelb" wird wahrscheinlich das Markenzeichen von diesem Sunny Boy werden, sei es im Video, der Pressekonferenz oder beim Auftritt ist er immer so zu sehen.

Von jung zu etwas mehr Reife: Kommen wir zu Serhat und San Marino, der in einem weißen Anzug, mit einer dunklen Stimme und einem jugendlichen Hüftschwung überzeugte und es geschafft hat, ins Finale zu kommen. Übrigens finde ich, dass der Song "Say na na na" neben dem spanischen Beitrag durchaus das größte Ohrwurm-Potenzial des diesjährigen ESC hat.

 Die Gruppe „Hatari“ auf der „Nordic Party“ im Euro-Club in Tel Aviv.

Die Gruppe „Hatari“ auf der „Nordic Party“ im Euro-Club in Tel Aviv.

Foto: Peter Bergener

Schwerelos ging es auch ins Finale für Australien. Die Sängerin Kate Miller-Heidke scheint über eine rotierende Erdkugel zu schweben. Zwei Tänzerinnen, die ebenso an schwingenden Masten hängen, vervollständigen diese Inszenierung des Songs „Zero Gravity“. Kate, eine Opernsängerin, deren Pop-Oper nicht jedermanns Sache ist. Aber durch diese genial inszenierte Show ist sie ein Stück höher bei den Buchmachern für einen vorderen Platz gerutscht.

Ja, und dann haben wir noch die Isländer. Was soll ich dazu sagen? Es stand 50:50, ob der Song ins Finale kommt oder nicht. Die Industrial-Band „Hatari“ mit dem Titel „Hatrið mun sigra“ hat es in der Tat geschafft und bringt Fetisch mit etwas Rammstein gepaart zum ESC. Ihr Song heißt übersetzt „Hass wird siegen“, aber keine Angst, die drei mit ihren BDSM-Outfits sind gar nicht so schlimm. Davon konnte ich mich selbst bei einem Gespräch mit ihnen ein Bild machen. Es ist eben alles Show, und genauso geplante Show war es, dass sie sich nicht gefreut haben, als der Moderator bekanntgab, dass sie ins Finale gekommen sind. Nein, da guckt man da eher ganz gelangweilt in die Kamera. Hat auch etwas - eben alles Show, nur Show.

Lake Malawi aus der Tschechischen Republik.

Lake Malawi aus der Tschechischen Republik.

Foto: Peter Bergener

Der ESC bewies am 1. Semifinale auch wieder mit seinen bunten und skurrilen Inszenierungen, dass es nicht nur ein Song-Contest, sondern auch ein Show-Contest ist. Vielleicht doch mal wieder Zeit, dass etwas Zurückhaltendes gewinnt, wo das Lied im Vordergrund steht.

In diesem Sinne sende ich musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort