ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Weltstar auf beeindruckender Abschiedstournee
Wuppertal · Mireille Mathieu, ein Weltstar, eine Ikone und in vieler Hinsicht ein absolutes Phänomen, deren Hits im Laufe ihrer langen Karriere unzählig sind. Diese Frau, deren kraftvolle und kristallklare Stimme mit ihrem unverkennbaren Timbre einzigartig ist, gehört in ihrem Heimatland Frankreich zum nationalen Kulturgut und steht in einer Linie mit Edith Piaf oder Charles Aznavour.
Außer ihrer Stimme und Ausstrahlung wurde aber auch ihre Frisur zu ihrem Markenzeichen, dem typischen Pagenkopf. Unglaubliche 60 Jahre steht sie bereits auf der Bühne. Der weltweit gefeierte Star verkaufte 190 Millionen Tonträger und das in vielen Sprachen, so zum Beispiel auch in Russisch, Chinesisch, Spanisch, Italienisch. Sie gehört neben der Frankokanadierin Celine Dion zur kommerziell erfolgreichsten französischsprachigen Sängerin. Staatsmänner aller Herren Länder schmückten sich bereits mit ihr.
Zudem lieh Mathieu dem französischen Nationalsymbol „Marianne“ auf Briefmarken der französischen Post und als Skulptur in Rathäusern des Landes ihr Gesicht. 1984 erhielt sie sogar das deutsche Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft. (Bilder)
Mireille, 1946 in Avignon geboren, wuchs mit 13 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. 1960 verließ sie die Schule ohne Abschluss, um als Hilfsarbeiterin in einer Fabrik zu arbeiten und somit zum Familieneinkommen beizutragen. Ihre Liebe galt jedoch immer der Musik: Im Juni 1964 gewann sie in Avignon mit Edith Piafs Song „La vie en rose“ einen Gesangswettbewerb und erhielt daraufhin eine Einladung nach Paris, um für die Fernsehshow „Télé-Dimanche“ vorzusingen. 1966 nahm Mathieu ihre erste Single „Mon Crédo“ auf. Der Song entwickelte sich zu einem großen Erfolg, denn es wurden 1,7 Millionen Exemplare davon verkauft und brachte ihr direkt ihren ersten Nummer-1-Hit in den französischen Charts ein.
Ein Hit nach dem anderen folgte in den vielen Jahrzehnten und das nicht nur in Frankreich oder im deutschsprachigen Raum. Es würde diesen Artikel sprengen, wenn man auf all ihre Songs eingehen würde. Jetzt ist Mireille Mathieu „La Demoiselle d‘Avignon“, wie sie in Frankreich genannt wird, bzw. der „Spatz von Avignon" (so wird sie im deutschsprachigen Raum genannt) auf Abschiedstournee. Sie trägt den Namen „Goodbye my love Goodbye“, der Titel eines ihrer großen Hits (im Duett mit dem unvergessenen Peter Alexander).
Ein Lied, das kein Geringerer als der bekannte Komponist Ralph Siegel geschrieben hat. Übrigens hatte Ralph bereits zuvor einen super Song zusammen mit dem Gitarristen und Textdichter Richard Palmer-James geschrieben. Der Song „Together we're strong" wurde auch international ein Hit (in Frankreich Platz 1) und war ein Duett mit Patrick Duffy, der damals als „Bobby Ewing“ in der TV-Serie Dallas sehr erfolgreich war.
Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Einladung in die Tonhalle Düsseldorf von Semmel Concerts Entertainment erhielt, und mich dann erst einmal seit langer Zeit wieder mit Mireille beschäftigt. Als ich in mein großes Musik-Archiv so wühlte, da kamen Erinnerungen an viele Jahre hoch. Neben diversen CDs und Singles habe ich doch tatsächlich 30 LPs in deutscher, englischer und französischer Sprache von ihr. Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Sie ließen beim Ansehen und Anhören wieder mein Herz höher schlagen.
Eines meiner ersten Berührungen mit den Songs von ihr war „Tarata-Ting, Tarata-Tong“, das ich 1969 zum ersten Mal im Wohnzimmer meiner Eltern im Radio hörte und sofort leidenschaftlich mitsingen konnte. So kam sie neben Gitte Haenning, Vicky Leandros und Mary Roos in die Liga meiner oft gespielten Sängerinnen. Ihr Hit „Ganz Paris ist ein Theater“ begeisterte mich so sehr, dass ich von da an immer Sehnsucht hatte, in diese Stadt zu kommen, was meine Mutter mir auch später mit einer Bustour nach Paris ermöglichte.
Umgehauen hat mich dann 1974 der Song „Un jour tu reviendras“, komponiert von Ennio Morricone, sowie das Lied „On ne vit pas sans se dire adieu“ (französische Version von „Tränen lügen nicht“). Jetzt wusste ich, dass es noch mehr von ihr gibt als nur der deutsche Schlager. Seitdem war ich verrückt nach ihren französischen Chansons, den in Deutschland nicht so bekannten Songs sowie den Fotos auf den LPs, auf denen Mireille mal ganz anders aussah (siehe Fotos von den LPs) .
Mitte der 70er war ich dann aber im absoluten Disco-Fieber und die Musik von Gloria Gaynor, Donna Summer oder Penny Mc Leans „Lady Bump“ sowie die Musik von ABBA gehörten in meiner Jugendzeit dann eher zu meinen Favoriten. Nichtsdestotrotz war ich als Musik-Liebhaber nach wie vor jedoch immer über alles von Mireille informiert, vor allem über die Zusammenarbeit mir Ralph Siegel oder auch die CD, auf der Mireille Lieder von Edith Piaf sang und die ich bis heute noch sehr oft höre.
Und jetzt am 31. Oktober 2024 sehe ich live Mireille Mathieu auf der Bühne in Düsseldorf. Das ist ein unglaubliches Erlebnis und weckt so viele tolle Erinnerungen in mir. 60 Jahre steht Mireille auf der Bühne und direkt beim ersten Ton in der Düsseldorfer Halle, wusste man, unverkennbar: Das ist Mireille Mathieu!
Das Gehen fällt ihr nicht mehr leicht, aber sie bewegt sich immer lächelnd. Sie spricht nicht viel, mal ein „Vielen Dank“, „Wunderbar“, „Merci“ und einem vom jubelnden Publikum belohnten Satz „Ich bin glücklich, hier in Düsseldorf zu sein“. Sie lässt eben lieber ihre Musik sprechen und das nicht nur mit ihren deutschen Hits, denn zu meiner großen Freude gab es genauso viele Lieder in französischer Sprache.
Ergreifend singt sie eine Liebeserklärung an ihre verstorbene Mutter: „Maman, c'est toi la plus belle du monde“. Unglaublich berührend! Und fast nach jedem Song gab es Standing Ovations und viel Jubel vom gesamten Publikum in der ausverkauften Tonhalle in Düsseldorf. Noch nie habe ich so viele Fans zum Bühnenrand strömen sehen, um Blumen und Geschenke zu überreichen. So viel Standing Ovations, dass ich nicht wusste, ob es jetzt das Ende der Show an dem Abend war, aber nein, es ging weiter. Einfach genial!
Was für eine Verehrung und Wertschätzung gilt dieser Künstlerin. Grandios sang sie ihre atmosphärischen französischen Chansons, wie „Non je ne regrette rien“ und „L‘hymne a l‘amour“, die unglaubliche Leidenschaft, Sehnsucht und Hoffnung ausdrücken – und das alles mit der von ihr gewohnten eindrucksvollen Mimik und Gestik präsentiert.
Sie wurde an dem Abend von einem exzellenten großen Orchester begleitet und harmonierte bestens damit. Ihre deutschsprachigen Schlager wie „An einem Sonntag in Avignon“, „Ganz Paris ist ein Theater“, „Hinter den Kulissen von Paris“ und „Akropolis Adieu“ machen einfach unglaubliche Freude und natürlich klatschte das Publikum gerne mit. Sie wurde anschließend mit Bravorufen gefeiert.
Nach mehreren Zugaben und tosendem Applaus endet dieser großartige, zweieinhalbstündige Konzertabend, und ich bin so glücklich, dass ich die Ehre hatte, an dem Abend ein Teil davon gewesen zu sein. Ja, ich fühlte so, wie sie einst in einem Hit bereits sang: „Es geht mir gut, Merci, Cheri“. Bravo, Mireille et merci!
Ich hoffe, ich konnte Euch mit meiner Begeisterung einen Einblick in den Abend geben bzw. auch über dieses Phänomen und Weltstar Mireille Mathieu.
Viele musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!