Trotz Energiepreiskrise Bergisches Geschäftsklima verbessert sich

Wuppertal · Die wirtschaftliche Situation im Bergischen Städtedreieck hat sich trotz der Energiepreiskrise verbessert – gleichwohl sehen die Unternehmen skeptisch in die Zukunft, vor allem auch wegen der Inflation. Das ist das zentrale Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 555 Unternehmen mit 26.600 Beschäftigten beteiligt haben.

IHK-Präsident Henner Pasch.

IHK-Präsident Henner Pasch.

Foto: Malte Reiter

Derzeit stufen 30 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut ein, 51 Prozent als befriedigend, 19 Prozent als schlecht. Der Geschäftslageindex, der die Differenz der „gut“- und „schlecht“-Einschätzungen wiedergibt, steigt geringfügig von sechs auf gut zehn Punkte.

Obwohl die Unternehmen je nach Branche etwas weniger pessimistisch in die Zukunft blicken als im vergangenen Herbst, so trüben Energiepreise und Inflation die konjunkturelle Erwartung. In der Industrie grassiert die Sorge vor dem langfristigen Einfluss der hohen Energiepreise. „Die bergische Industrie sorgt sich um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit“, fasst IHK-Präsident Henner Pasch zusammen.

Energie bleibe auch 2023 das mit Abstand relevanteste Geschäftsrisiko, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge. Auch trotz der politischen Maßnahmen. „Nur sechs bis sieben Prozent der befragten Unternehmen sind davon überzeugt, dass die Strom- sowie die Gas- und Wärmepreisbremsen ihre wirtschaftliche Lage kurzfristig stabilisieren werden. Mehr als die Hälfte der Befragten konnte dazu keine Aussage treffen“, so Wenge.

Das verbesserte Geschäftsklima im Vergleich zur letzten Umfrage ist wohl auch auf die stabileren Energiepreise zurückzuführen und darauf, dass kein Gasmangel eingetreten ist, wie befürchtet worden war. Gerade in der Industrie sorgt das für mehr Vertrauen.

„Dennoch ist nicht mit einem Aufschwung zu rechnen. Bei zahlreichen Unternehmen sind aktuell die Auftragseingänge rückläufig. Die teils vollen Auftragsbücher resultieren daraus, dass die Industriebetriebe in den vergangenen zwei Jahren wegen der gestörten Lieferketten nicht alle eingehenden Aufträge abarbeiten konnten“, so die IHK. „Da Energie ein bestimmendes Thema und Risiko bleiben wird, investieren gut 30 Prozent der Unternehmen in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, rund 20 Prozent stellen Investitionen wegen der hohen Energiepreise zurück.“

Die Teuerungsrate und die damit verbundene geringere Kaufkraft sorgen im Einzelhandel sowie in Teilen des Dienstleistungssektors für Pessimismus, da Verbraucher sich mit Ausgaben zurückhalten. Der Einzelhandel schätzt die Entwicklung am schlechtesten ein. Im Dienstleistungssektor ist die Lage differenziert zu betrachten, da etwa IT-Unternehmen weiter auf Expansion setzen.

Angesichts der steigenden Zinsen berichten etwa Großhändler von weniger Nachfrage aus dem Baugewerbe, ebenso wie Kreditinstitute weniger Kredite in diesem Bereich vergeben.

Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel sind strukturelle Probleme, die weitgehend von der konjunkturellen Entwicklung entkoppelt sind. Alle Branchen berichten von Engpässen. Für das kommende Jahr ist besonders in Remscheid mit einem Bewerbermangel für Ausbildungen zu rechnen.

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