Aus Ronsdorf nach New York Jana Rokitta ist Leistungssportlerin und Model
Wuppertal / New York · Ganz schönes Pensum, was die 23-Jährige da absolviert: Jana Rokitta studiert an der Fordham University in New York City, dazu trainiert die Leistungssportlerin Hoch- und Dreisprung und obendrein modelt sie in Manhattan auf dem Laufsteg. Karl-Heinz Krauskopf besuchte die ungewöhnliche junge Frau in Big Apple.
Bei Google taucht Jana Rokitta vor allem noch als begabte Nachwuchsdreispringerin auf, die in den Jahren 2016 und 2017 innerhalb von Nordrhein-Westfalen in der Altersklasse U19 kaum zu schlagen war. Wenn man sich dann Bilder anzeigen lässt, tauchen neben Fotos aus der Leichtathletik mittlerweile Laufsteg- und Modefotos auf, wobei man da wirklich sehr genau hinschauen muss, um Jana in dem spektakulären Make-up und Styling zu erkennen. Sie lacht, wenn man sie auf die Kluft zwischen der eher ungeschminkten Jana des Alltags und dem hinweist, was da so alles in ihr Gesicht hineingepinselt wird. Aber Modefotografie und Laufsteg sind eben eine ausgezeichnete Möglichkeit, im teuren New York City nebenher etwas Geld zu verdienen. (Bilder)
Aber der Reihe nach: Geboren wurde Jana pünktlich zum neuen Jahrtausend, in Wuppertal-Ronsdorf wuchs sie zu einem bleistiftdünnen Schlacks auf, der am Carl-Fuhlrott-Gymnasium durchstartete und auch auf dem Sportplatz mit hervorragenden Leistungen glänzte. Mit 17 Jahren hatte sich die Abiturnote bei 1,1 eingependelt und sportlich war sie in der NRW-U18-Elite im Dreisprung ganz vorne.
In einer einjährigen Pause nach dem Abitur lotete sie dann aus, ob es zur absoluten Spitze im Leistungssport reichen würde oder ob es nicht besser wäre zweigleisig zu fahren. Nebenbei absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr für den Kinderschutzbund und entdeckte ein neues Faible – das Modeln. Nach einer zufälligen Begegnung auf der Straße in Düsseldorf hatte die Modellagentur Aquamarine eine Sedcard für sie angelegt. Nicht ohne Folgen: Einsätze auf der Fashion Week wechselten sich mit dem Verteilen von Essen an Kinder ab und weil der Kopf noch ein wenig Kapazitäten hatte, war schnell recherchiert, dass man in Nordamerika durch hervorragende Leistungen in Sport ein Stipendium für das Studium bekommen kann.
Zwar werden dort schon mal 50.000 Dollar an Studiengebühren und Kosten für Unterkunft und Verpflegung fällig, dafür findet man aber hervorragende Studienbedingungen vor. Darüber hinaus hat der Sport für nordamerikanische Hochschulen eine enorme Bedeutung. Um sich sportlich „breit aufzustellen“, rekrutieren die Universitäten auch Spitzensportler im Turnen, Tennis, Volleyball, Schwimmen, Fußball oder Leichtathletik, so können sie von deren Erfolgen mit profitieren.
Jana schickte kurzerhand drei, vier Bewerbungen ins Blaue und traf an der Loyola University in Chicago ins Schwarze. An der größten jesuitischen Hochschule des Landes bot man ihr ein Vollstipendium an. Mit dem konnte sie in einer pulsierenden Metropole leben, ein Bachelor-Studium auf Englisch beginnen und weiterhin auf hohem Niveau Leistungssport treiben. Im Studium fühlte sie sich im gewählten Studiengang Psychologie etwas unterfordert,
vielleicht war auch US-amerikanische Uni-System schuld, in dem man in den ersten Studienjahren sehr viel ausprobieren kann, jedenfalls kamen bald noch Umweltstudien hinzu.
Nach drei Jahren stand dann im Ergebnis 2021 ein doppelter Bachelor und in der Leichtathletik der Wechsel vom Dreisprung auf den Hochsprung. Janas Tage scheinen mehr als 24 Stunden zu haben, denn sie erinnert sich vor allem an den Spaß im Studium und auf dem Sportplatz. Nach diesen Erfahrungen änderte sie ihren Berufswunsch von Psychologie in Richtung Stadtentwicklung und ihren Lebensmittelpunkt von Chicago nach New York. Denn: Wenigstens so cool wie Chicago sollte es schon sein und der Zeitunterschied für Telefonate mit der Familie ließ Los Angeles ausscheiden.
Schließlich entschied sie sich für die New Yorker Fordham University, deren Institut für Stadtentwicklung mitten in Manhattan angesiedelt ist. Neben einem sehr guten Sportprogramm bot man ihr dort ein lukratives Stipendium und eine Position als Research Assistant an. Gewissermaßen als Sahnehäubchen ist New York zudem für eine Karriere als Model nicht gerade die Wüste.
Ein Paradies also, nur faul sollte man nicht sein. Janas Wecker geht um 6 Uhr, gelegentlich verhandelt sie noch 20 Minuten heraus, etwas herumzuträumen, aber spätestens um 6:30 Uhr geht es nach dem Frühstück zum Training, erst normales Training bis 9 Uhr, dann noch mal eine Stunde Krafttraining. Danach zur Physiotherapie, denn ohne Zwicken und Zwacken trainiert niemand auf diesem Niveau. Die Unikurse fangen dann am späteren Nachmittag an und gehen bis in den Abend, weil viele der Mitstudierenden das Studium parallel zum Job machen. Jana ist das recht, denn zwischen Sport und Studium passt dann gelegentlich noch ein wenig Laufsteg oder Foto-Shooting.
Dass Jana nebenbei noch das vibrierende Großstadtleben New Yorks genießt, beruhigt angesichts des übrigen Tagesablaufs. Mittelfristig soll es dann aber doch wieder nach Deutschland oder wenigstens Mitteleuropa zurückgehen, näher der Familie und näher einem günstigeren Umfeld für eine eigene Familie. New York ist ja super, vor allem, wenn man jung ist, aber irgendwann reicht es auch ...