Top Wuppertal Atemtraining und Arbeitsrecht
Wuppertal · Der Wuppertaler Jonas David Jacob ist Klassik-Trompeter – sowie zugleich Rechtsanwalt.
Das Große Tor von Kiew, das letzte Bild der „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky, hatte es dem kleinen Jungen besonders angetan. Die goldene Trompete strahlte über dem großen Sinfonieorchester, der Trompeter beherrschte mit seiner Kraft und seinem Ton den Saal. Dem achtjährigen Jonas David Jacob wurde dabei klar, dass die Trompete sein Instrument werden würde. Die Schneidezähne gab es schon, Lippenspannung, Luft und die kräftige Atemmuskulatur haben ausgereicht. So unterstützten die Eltern seinen Wunsch und meldeten ihn in der Musikschule „Béla Bartók“ in Berlin an.
Tatsächlich machte ihn das Instrument glücklich, Nach drei Jahren spielte er jährlich bei „Jugend musiziert“, gewann bald Preise und blies als elfjähriger Solist mit Orchester im schönen Rathaus Weißensee ein barockes Trompetenkonzert. Cool.
Richtig viel geübt hatte er nicht, was aber bei der Trompete auch nicht ganz einfach ist. „Die Tonerzeugung und Ansprache sind teilweise besser, wenn ich eine Woche mal nicht geübt habe“, sagt Jonas David Jacob im Gespräch mit dem Top Magazin. Dem Gymnasiasten, der auch sehr gerne Fußball gespielt hat, schien es bald nicht mehr abwegig, die Musik später beruflich zu betreiben.
Zahlreiche Konzerte in verschiedensten Jugendorchestern unter bekannten Dirigenten bestärkten ihn darin. „Die Trompete hat mich getragen, gehörte zu meinem Kern und Bachs Weihnachtsoratorium mit seinen glanzvollen Trompeten habe ich als Schüler mehrfach mitgespielt. Das hat mich sehr geprägt.“
Konzerttrompete, Kornett und Flügelhorn
So wechselte der junge Mann von der Musikschule als Jungstudent zu Guillaume Couloumy, dem damaligen Solotrompeter des Konzerthausorchesters Berlin und jetzigen Solotrompeters des NDR-Sinfonieorchesters der Elbphilharmonie. Mit ihm hat sich Jacob für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule vorbereitet. In Lübeck hat er nach dem Abitur sein Musikstudium aufgenommen. Hauptfach „Trompete“ bedeutete dann, sich bald in der gesamten Trompetenfamilie zu tummeln: Von der strahlenden deutschen Konzerttrompete bis zum weicheren Kornett und romantischem Flügelhorn, die eigentlich schon zur Familie der Hörner gehören, aber meist von Trompetern gespielt werden.
Auch als Musikstudent spielte er immer wieder in verschiedenen Orchestern, in deren Routine und Diensten er zu fürchten begann, dass Spaß und Freude an der Musik beeinträchtigt werden könnten. Beruflich sein ganzes Leben allein von der Trompete abhängig sein, schien ihm bedenklich. Beim Triathlon-Training zur Stärkung der für das Trompetenspiel so notwendigen Kondition reiften Ideen und Entscheidungen. Er schaute sich um und entschloss sich, nach Praktika in Krankenhaus und bei Gericht parallel zum Hauptfach Trompete Jura zu studieren.
Morgens üben, dann zur Vorlesung
So ein Doppelstudium gleichzeitig an Universität und Musikhochschule war in Leipzig, auch in Saarbrücken möglich. Dorthin ist Jonas David Jacob nach dem Grundstudium für jeweils zwei Jahre gewechselt. In Saarbrücken war sein Lehrer an der Musikhochschule Robert Hofmann, der Solotrompeter der dortigen, sehr renommierten Deutschen Radiophilharmonie. „Das war eine erfüllte und konzentrierte Zeit. Morgens ab sechs Trompete üben, dann zur Juravorlesung“, erinnert sich der Musiker und Jurist.
Als Orchestermusiker hat Jonas David Jacob beispielsweise im Konzerthausorchester Berlin, in der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz und im Orchester des Friedrichstadtpalastes Berlin gespielt. Solistisch ist er zu hören gewesen etwa im großen Saal der Berliner Philharmonie, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt und im Festspielhaus Baden-Baden. Solche Herausforderungen durch Doppelstudium und Konzerttätigkeit erforderten volle Konzentration. Wie anstrengend allein das Trompetenspiel ist, wusste schon Maurice André, der sich dabei wie ein Matador in der Stierkampfarena fühlte.
Auch ein Beitrag in der „Emma“
Die beiden Studien beendete Jonas David Jacob 2016, absolvierte sein Referendariat beim Oberlandesgericht Düsseldorf und stieg dort in eine große, bundesweit aktive Rechtsanwaltskanzlei ein. Seit 2020 arbeitet er bei der Kanzlei Frowein & Partner in Wuppertal, ist besonders interessiert an Urheberrecht, an Kunst- und Musikrecht, aber auch am Arbeitsrecht. Musikerkollegen und Kulturinstitutionen aus ganz Deutschland suchen seinen Rat. Als Doktorand der Uni Münster bearbeitet er Fragen, die für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz von Bedeutung sein können. Dazu hat sich Jonas David kürzlich in der Zeitschrift „Emma“ in der Ausgabe vom 20. Februar geäußert.
Sozusagen nebenbei greift er fast täglich zur Trompete, versucht mit dem Air-Trainer einen Tischtennisball durch konstanten Luftstrom in gleicher Höhe schweben zu lassen oder trainiert die Atmung mit einem Sechs-Liter-Atembeutel. Grundlegende Übungen von Joseph Jean-Baptiste Laurent Arban, einem berühmten Trompetenlehrer des 19. Jahrhunderts, kommen hinzu. So hält Jonas David Jacob sich fit und spielt nach wie vor als Solist Konzerte in ganz Deutschland, im benachbarten Ausland und in Wuppertals Kirchen und Konzertsälen – bis zu 20 sind es pro Jahr. Was der Familienzuwachs zukünftig zulässt, bleibt abzuwarten: „Meine zweijährige Tochter zu Hause und ich wollen uns natürlich auch sehen und erleben, ganz abgesehen von meiner Frau.“
Immer wieder Benefiz und Soziales
In der Kanzlei am Neumarkt, wo sich Akten auf dem Schreibtisch stapeln und zwei große Computerbildschirme den Blick aus dem großen Fenster fast versperren, hat das Top Magazin mit Jonas David Jacob gesprochen. Seine Musik versteht er als „Motor der Transformation“, hat schon als Student Benefizkonzerte (etwa für Agent-Orange-Geschädigte) veranstaltet, spielt auch heute immer wieder in Altenheimen oder unterstützt mit Inklusionskonzerten Menschen mit Behinderung. Jacob glaubt, dass Musik und Kultur zu einem besseren gesellschaftlichen Miteinander führen müssen.
Und der Musiker-Jurist denkt weiter: Klimawandel und große Transformation seien am Ort dank Wuppertal Institut große Themen. Statt Konsum und Fernreisen, statt ungebremstem Wachstum müsse Reichtum neu definiert werden: Saubere Luft und sauberes Trinkwasser, funktionierende Kitas, Kindergärten und Schulen sowie Motivation und Inspiration durch örtliche Kunst und Kultur seien da von größter Wichtigkeit. Mit Menschen in Not spricht Jonas David Jacob seit Jahren ehrenamtlich, wenn er ihnen im Rahmen des Besuchsdienstes der Caritas zuhört.
Ob bei Wagner, Bruckner, im Jazz, bei „Zarathustra“, bei Haydn oder Hummel: Wichtige Höhepunkte der Musik vermittelt die Trompete. Dass Jonas David Jacob aus offenem Kanzleifenster über den Neumarkt hinweg der Politik im Elberfelder Rathaus den Marsch bläst – damit muss trotzdem aktuell nicht gerechnet werden.