Top Wuppertal Und der Dezernent spielt den Bass ...

Wuppertal · Jeden Donnerstagabend verwandelt sich Wuppertals Baudezernent Frank Meyer in einen groovenden E-Bassisten. Quasi wie ein Chameleon. Und genauso heißt die elfköpfige Gruppe, die seit Jahren seine musikalische Heimat ist.

 Noten lesen kann Frank Meyer nicht – doch für sein Bass-Spiel bekommt er auch so gute Noten…

Noten lesen kann Frank Meyer nicht – doch für sein Bass-Spiel bekommt er auch so gute Noten…

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Zwei Schläge von Micky Neher, der heute den etatmäßigen Schlagzeuger vertritt, und schon geht die Post ab: Drei Bläser, drei Sänger, Gitarre, E-Piano, Bass, Schlagzeug – jede Menge los auf der Bühne. „Do you remember, the 21st night of September?“ funkt es durch den Raum. Earth Wind and Fire stehen hier Pate, und der Sound klingt verdammt echt.

Trompete und Saxophone setzen messerscharfe Akzente, Rainer Babik steuert an der Gitarre rhythmische Riffs bei, ja, und Frank Meyer? Zupft gegen und mit dem Takt seine Bass-Lines rauf und runter. Sicher und variantenreich sorgt er mit seinem professionellen Kollegen an der Schießbude für die funkige Basis.

Am Schluss der kleinen Session wird er ganz schön ausgepowert sein. Musik in dieser Stilrichtung ist nun mal schweißtreibend – auch am Bass. „Da kann man so schön im Hintergrund stehen“, hat Meyer im Vorgespräch verraten, warum ihm dieses Instrument auch liegt. Gut, wer ständig in der Öffentlichkeit ist und dort auch nicht selten im Kreuzfeuer steht, der mag ganz froh sein, wenn er bei seinem Hobby mal in Ruhe gelassen wird. Wobei – beim geselligen Umtrunk vor und nach der Probe muss er sich auch manchen Spruch anhören. Bevorzugt von Bandleader und Chameloen-Gründer Rainer Babik.

 Da geht die Post ab ...

Da geht die Post ab ...

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Er hat die Combo vor 38 Jahren ins Leben gerufen, ist heute der einzige aus der Ursprungsformation und er hat auch jene spektakuläre Proben-Location geschaffen, die in Wuppertal ihresgleichen sucht. In den ehemaligen Produktionsräumen der Etikettenfirma Himmelmann hat er in Eigenregie eine spacige Arena geschaffen, die eine ideale Umgebung für diese Funk-, Soul, Pop- und Jazz-Tunes darstellt. Aufgebaut hat sie der mit 69 Jahren immer noch aktive Physiklehrer aus akustischen Gründen auf 700 Kegeln.

 Rainer Babik hat Chameleon vor fast 40 Jahren gegründet.

Rainer Babik hat Chameleon vor fast 40 Jahren gegründet.

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Überhaupt gehen neben dem Bassisten und dem Gitarristen auch die anderen Bandmitglieder „bürgerlichen“ Berufen nach. Eine gründliche musikalische Ausbildung haben sie natürlich dennoch aufzuweisen. Wobei Frank Meyer damit kokettiert, bis heute keine Noten lesen zu können. Aber schon als Jugendlicher hat er im Aachener Raum den König Herodes in Jesus Christ Superstar gesungen, seine erste E-Gitarre am eigenen Röhrenverstärker traktiert und in der Punkgruppe „Dauerfrust“ handfesten Rock abgeliefert. „Aber das war dann doch nicht so meins“, und so wechselte er die Fronten, spielte Tanzmusik zur Karnevalszeit und verdiente sich so etwas zum Studium.

 Die Band ...

Die Band ...

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Doch die Zeiten des bierseligen Discofox sind vorbei. „Always there“, Ronnie Laws Fusion jazz-Klassiker swingt durch den Raum und dann – „Jetzt mal was Ruhiges!“ – „I do my best work at night“ setzen sie einen richtigen Tower of Power in die Unterbarmer Nacht. Wobei gerade dieser Titel die Kritiker des Baudezernenten schon wieder zu beißendem Spott ermuntern könnte. Aber der rollt unbeeindruckt auf seinem Griffbrett rauf und runter: „Es ist einfach ein wunderschöner Ausgleichssport zu dem, was ich sonst mache.“

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