„Es ist der erste Wurf des jungen Paares und die Freude ist groß, dass sie sich um zwei der drei Jungtiere kümmert“, heißt es aus dem Tierpark. Am Sonntag wurde ein totes Jungtier in der Anlage gefunden. „Ob es sich dabei um ein bislang unentdecktes viertes Jungtier handelt oder möglicherweise doch um das dritte Jungtier, das entgegen der ersten Annahme gar nicht gefressen wurde, lässt sich nicht mehr eindeutig klären.“
Und weiter: „Auch wenn der Fund uns traurig stimmt, spiegelt er das wider, was in der Natur häufig vorkommt: Nur etwa die Hälfte der Jungtiere überlebt die ersten Lebensmonate. Besonders bei unerfahrenen Müttern wie Tullia gehören solche Rückschläge zum natürlichen Verlauf.“
Die beiden überlebenden Tiger entwickeln sich augenscheinlich gut. „Dennoch muss in dieser frühen Phase der Aufzucht weiterhin mit Rückschlägen gerechnet werden, insbesondere bei einer noch unerfahrenen Mutter wie Tullia.“ In Absprache mit dem EAZA Ex-situ-Programm, das die Zucht in menschlicher Obhut koordiniert, wurde vereinbart, in jedem Fall auf eine Handaufzucht der jungen Tiger zu verzichten. So soll eine Fehlprägung auf den Menschen vermieden und es Tullia ermöglicht werden, die Jungtieraufzucht zu erlernen.
Die Tigermutter hält sich mit ihrem Nachwuchs in der Wurfbox der Innenanlagen auf und ist deshalb für Zoobesucherinnen und -besucher noch nicht zu sehen: „Da die Familie viel Ruhe benötigt, beobachtet auch das Tierpflegeteam die Aufzucht nur mit viel Abstand. Kameras in den Innenanlagen ermöglichen eine Überwachung, ohne die Tiere zu stören.“
Tullia kam im November 2023 aus dem polnischen Zoo Płock nach Wuppertal. Vater des Nachwuchses ist der vierjährige Tigerkater Kasimir, der im Zoo Duisburg geboren wurde und seit August 2023 im Grünen Zoo lebt. Beide Tiere wurden auf Empfehlung des EAZA Ex-situ-Programms (EEP) zusammengeführt. Ziel des EEP ist es, durch koordinierte Haltung und Zucht eine genetisch vielfältige Reservepopulation einer bedrohten Tierart aufzubauen.
Der Sibirische Tiger, auch Amurtiger genannt, ist die größte Tiger-Unterart und damit die größte lebende Katze der Welt. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt nur noch in Russland und im Nordosten Chinas. Durch Lebensraumverlust und Wilderei sind seine Bestände stark zurückgegangen. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Sibirischen Tiger in ihrer Roten Liste als „stark gefährdet“ ein.