Transparente Veterinärmedizin in Wuppertal Grüner Zoo: Affen-OP vor Publikum

Wuppertal · Ein Ärzteteam entnimmt der Orang-Utan-Dame Cheemo vor Zoobesuchern im Menschenaffenhaus einen Tumor. Kaum einer wendet sich ab. Im Rahmen des Konzeptes des Grünen Zoos sollen Live-Operationen bald regelmäßig stattfinden.

 Cheemo (40) hat die OP gut überstanden. Dr. Arne Lawrenz hofft, sie bald wieder im Außenbereich zu sehen.

Cheemo (40) hat die OP gut überstanden. Dr. Arne Lawrenz hofft, sie bald wieder im Außenbereich zu sehen.

Foto: Barbara Scheer

Die Operation an Cheemo ist geglückt. Sie frisst, integriert sich in ihre Gruppe. Vor gut einer Woche wurde der Orang-Utan-Dame ein Tumor an der Gebärmutter entnommen. Ein Düsseldorfer Ärzteteam operierte sie in der Futterküche des Menschenaffenhauses, live, vor den Zoobesuchern. "Die Besucher haben die OP gut aufgenommen", berichtet Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz. Für ihn, ein entscheidender Moment. "Denn Cheemos Operation war ein Testballon", sagt er. "Der Beginn für eine transparente Veterinärmedizin."

Rückblick: Die OP findet an einem Samstag statt, der Zoo ist gut besucht. Im Menschenaffenhaus operiert ein sechsköpfiges Team um Professor Claus Franke, Chefarzt am Düsseldorfer Sana-Krankenhaus und Facharzt für Bauchchirurgie. Die Ärzte entnehmen Cheemo nicht nur den Tumor, sondern auch die Eierstöcke und den bei Menschenaffen entzündungsgefährdeten Blinddarm.

Währenddessen hat sich der Zoodirektor vor der Tür des Menschenaffenhauses platziert. Er erklärt den Besuchern, was sie im Inneren des Hauses erwartet. "Kaum einer ist umgekehrt", sagt Lawrenz. Ältere Besucher, Familien mit ihren Kindern — sie alle wagen den Blick in den OP-Saal. "Ich war von Anfang an überzeugt, dass wenn man den Menschen unsere Arbeit gut erklärt, kann man sie mitnehmen", sagt Lawrenz. Für ihn ist die geglückte OP sowie die positive Resonanz ein Meilenstein, der die Vollendung des Grünen Zoos ein Stück näher bringt. Denn in Zukunft sollen regelmäßig Behandlungen für den Besucher transparent stattfinden.

"Keiner wird unvorbereitet mit dem Anblick einer OP konfrontiert", betont Lawrenz. Für ihn gehört die Erklärung seiner Arbeit zwingend zu den visuellen Eindrücken. "Wir müssen noch schauen, wie weit wir gehen können." Er selbst könnte sich vorstellen, sogar Obduktionen zu zeigen und die Besucher so in ein Tier hineinschauen zu lassen.

Die transparente Veterinärmedizin ist Teil des Gesamtkonzepts des Grünen Zoos Wuppertal. Die Neuausrichtung soll ökologisch und nachhaltiger funktionieren, der Tier-, Arten- und Biotopschutz mehr in den Vordergrund rücken. Ein weiterer entscheidender Baustein ist der Bildungsauftrag, zu dem auch die Veterinärmedizin zählt. Lawrenz: "Wir sind bereits Ausbildungsstätte für Veterinärmediziner nach dem höchsten europäischen und amerikanischen Standard." Und wenn Operationen und Behandlungen transparent stattfinden, könne auch der Zuschauer etwas über die Arbeit der Mediziner und unsere Umwelt erfahren. Denn Krankheit und Tod sind feste Bestandteile im Ökosystem, die auch ins Bewusstsein der Menschen gehören.

Wenn diese Visionen bis 2020 Gestalt annehmen, wird auch Cheemo hoffentlich noch Teil des Grünen Zoo sein. Die Orang-Utan-Dame ist 40 Jahre alt. "Und sie kann durchaus noch 10 bis 20 Jahre leben", sagt Lawrenz. Für sie heißt es jetzt aber erst einmal vollständig genesen. Der Zoodirektor vermutet, dass der Tumor gutartig war. Noch ist sie aber ein wenig stiller als sonst. "Cheemo liebt es draußen zu sein. Wir warten darauf, dass sie sich ihr grünes Reich wieder zurück erobert."

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