Grüner Zoo Wuppertal Diskussion über Bonobo: "Mangel an Sachkenntnis"

Wuppertal · Der Grüne Zoo Wuppertal hat sich am Dienstag (29. Januar 2019) erneut zum Zustand des von seiner Gruppe gemobbten Bonobos Bili geäußert. Am Sonntag hatten Tierschützer vor dem Eingang demonstriert und eine Verlegung in eine Aufzuchtstation nach England gefordert.

 Bonobo Bili.

Bonobo Bili.

Foto: Grüner Zoo Wuppertal / Claudia Philipp

Der Wortlaut.

"Der Grüne Zoo Wuppertal ist weiterhin bemüht, den Bonobo-Mann Bili in seine bestehende Bonobo-Gruppe zu integrieren. Das Tier kam im vergangenen November auf Empfehlung der Spezialistengruppe des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes nach Wuppertal, nachdem er nach Erreichen seiner Geschlechtsreife nicht länger in der Bonobogruppe des Frankfurter Zoos bleiben konnte.

Im bisherigen Verlauf der Eingewöhnung, die gerade bei männlichen Bonobos bekanntermaßen problematisch sein kann, musste Bili aufgrund arttypischer Aggressionen einige Verletzungen erdulden. Diese führten zu massiven Vorwürfen gegen den Zoo, denen allerdings in aller Deutlichkeit widersprochen werden muss. Die vor allem in den sozialen Netzwerken sehr emotional und wenig sachlich geführte Auseinandersetzung ist dabei leider auch von groben Beleidigungen und sogar Drohungen geprägt.

Von einem erheblichen Mangel an Sachkenntnis zeugt die Forderung, die Eingewöhnung von Bili abzubrechen und ihn in eine andere Einrichtung ohne Bonobos zu geben. Dem Tier würde damit die Chance genommen, sich in einer stabilen sozialen Gruppe einzugewöhnen. Eine Unterbringung in einem Tierpark, der keinerlei Erfahrung in der Haltung von Bonobos hat und diese Tierart auch gar nicht pflegt, würde zudem zur Folge haben, dass Bili sein weiteres Leben in sozialer Isolation verbringen würde.

Möglicherweise ist vielen Diskussionsteilnehmern nicht bewusst, dass eine solche Maßnahme keineswegs das Wohlergehen des Tieres steigern, sondern im Gegenteil nachhaltig negativ beeinflussen würde und insofern auch nicht tierschutzgerecht wäre.

Derzeit halten allerdings weder der Grüne Zoo noch die Spezialisten des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes und anderer zoologischer Einrichtung mit Erfahrung im Umgang mit Bonobos einen Abbruch der Eingewöhnung für erforderlich.

Der Grüne Zoo ist natürlich weiterhin bemüht, eine Abschwächung der Aggressionen gegen Bili zu erreichen. Eine dafür getroffene Maßnahme ist die Schaffung von "Auszeiten" für Bili, in denen er zusammen mit anderen Gruppenmitgliedern von den Tieren, die hauptsächlich für die Aggressionen verantwortlich sind, getrennt wird.

Dadurch wird das System einer "fission-fusion-Gesellschaft", wie es bei Bonobos existiert, nachgeahmt. Aktuell scheinen sich die Bemühungen wie erhofft günstig auszuwirken, die Aggressionen gegen Bili haben nachgelassen und es können vermehrt positive Sozialkontakte zwischen Bili und anderen Mitgliedern der Bonobo-Gruppe beobachtet werden.

Dennoch kann zu diesem Zeitpunkt noch keine abschließende Aussage über den endgültigen Verlauf der Zusammenführung getroffen werden. Selbstverständlich wird die Situation weiterhin beobachtet und beurteilt. Falls die Integration am Ende doch nicht wie erhofft gelingen sollte, würde vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm und dem Netzwerk der europäischen Bonobohalter eine alternative Lösung für Bili vorgeschlagen werden."

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