Ehrgeiziges Projekt Der lange Weg zum Tierschutzzentrum

Wuppertal · Auf dem Gelände der Bergischen Diakonie entsteht ein Tierschutzzentrum, das in Deutschland seinesgleichen sucht – in einem über 100 Jahre alten Haus, das 1,8 Hektar Parkanlage umgibt. Wie fühlt es sich an, so ein Megaprojekt zu stemmen? Von maroden Balken, Nachbarschaftskonflikten, politischen Entscheidungen, Geldsorgen und viel Tatendrang – ein Besuch auf der Baustelle.

Ulrich Schuechen und Anke Süper am Eingang der Baustelle des künftigen Tierschutzzentrums.

Ulrich Schuechen und Anke Süper am Eingang der Baustelle des künftigen Tierschutzzentrums.

Foto: Wuppertaler Rundschau/bos

Es ist dieses eine Zimmer, das im Erdgeschoss des ehemaligen Diakonissen-Heims liegt und das davon erzählt, welche Vision Anke Süper in ihrer ehrenamtlichen Arbeit antreibt. Der schmucke, mit petrolfarbenen Fliesen verkleidete Kachelofen, daneben ein bereits eingeräumter hölzerner Buffetschrank. Im Raum verteilen sich pittoresk bunt durcheinandergewürfelte Stühle und Tische. „Das ist unser Tierschutz-Café. Gerade aber vor allem unser Schmuckstück“, sagt Anke Süper und streicht über die frisch gestrichenen Wände. „Aber ich zeige Ihnen auch gern den Rest.“

Anke Süper ist die Vorsitzende des Vereins „Pechpfoten“, dessen Kerngeschäft es immer war, Fundtiere zu vermitteln und der im September 2022 dieses riesige Projekt gestartet hat. Die Bergische Diakonie hat dem Verein ein altes Diakonissenheim samt großem Grundstück auf ihrem Gelände am Schönefelder Weg verpachtet. Seit September koordinieren die ehrenamtlichen Tierschützer nun Handwerker, akquirieren Spenden und packen vor allem selbst mit an, um das baufällige Haus nach ihren Vorstellungen und tierschutzkonform in ein Tierschutzzentrum zu verwandeln.

Anke Süper geht voran, zeigt die Zimmer, die einmal Quarantänestation, Badezimmer, Büro und Mitarbeiterwohnung werden sollen. 320 Quadratmeter verteilen sich auf zwei Etagen, auf denen jedes Zimmer bei der Renovierung eine eigene Herausforderung darstellt, aber auch seinen eigenen Charme besitzt. Süper erzählt von herausbrechendem Mauerwerk, herunterkommenden Decken und zig Metern nicht funktionierendem Kabelsalat.

Zurück im Café sitzt Ulrich Schuechen an einem der Tische. Das Vereinsmitglied ist auf der Baustelle zum „ehrenamtlichen Bauleiter“ aufgestiegen. „Hat das Haus uns im Griff oder wir das Haus?“, stellt Schuechen die rhetorische Frage, die über dem Projekt schwebt. Und antwortet selbst: „Nach mehreren Monaten kann ich sagen, wir haben das Haus im Griff. Wir haben schon Großes geschafft, zum Glück.“

Und trotzdem ist der Weg noch lang. Nachbarn, die gegen das Projekt geklagt haben, haben sich nun auch an die Öffentlichkeit gewandt. Sie sorgen sich wegen möglicher Lärmbelästigung durch die Tiere. „Wir haben uns juristisch beraten lassen“, sagt Anke Süper. „Wir haben Konflikte befürchtet, fühlen uns aber rechtlich auf der sicheren Seite.“ Das Thema Lärm nehme sie sehr ernst. „Unser ganzes Konzept ist darauf angepasst, dass niemand sich durch uns und die Tiere gestört fühlt.“

Und dann ist da noch die große Sache mit der Finanzierung. 160.000 Euro sind bereits investiert. Die Gesamtkosten wurden zum Baubeginn auf 900.000 Euro geschätzt. Durch ihre starke Eigeninitiative wollen die „Pechpfoten“ unter den geschätzten Kosten bleiben. Beim Landestierschutzbund und dem deutschen Tierschutzverband sind Gelder beantragt. Am Montag hat der Stadtrat den Haushaltsantrag auf Unterstützung mit rund 50.000 Euro abgelehnt.

Mit dieser politischen Entscheidung könnte auch die Zusage des Tierschutzbundes kippen. „Denn die unterstützen nur, wenn die Kommune es in derselben Aufwendung ebenfalls tut“, sagt Süper. Ein Hoffnungsschimmer ist das Bürgerbudget, für das sich der Verein ebenfalls beworben hat. „Wir könnten bis zu 50.000 Euro erhalten. Und die würden uns riesig helfen.“

Große Hürden sind zu meistern, viele Steine, die noch auf dem Weg des Vereins liegen. Und trotzdem steht das Team um Süper und Schuechen mit beiden Beinen auf der Baustelle, eben mittendrin im Projekt. „Ein Zurück gibt es nicht“, sagt Schuechen. „Wir gehen diesen Weg zu Ende.“

Im einzig fertigen Raum, dem mit dem alten Ofen, hängt ein Plan an der Wand, der die ganze Vision und das Ende des Weges skizziert. Jedes Viereck steht für ein Tierhaus, eingezeichnete Bänke und ein Naturteich für die erträumte Parkatmosphäre. „Wir planen noch dieses und das kommende Jahr als Baustelle ein“, sagt Anke Süper. „Den Rest werden wir sehen. Fest steht: Je mehr Menschen uns unterstützen, desto eher werden wir am Ziel sein.“

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