Handball-Bundesliga: BHC Vize-Weltmeister Darj freut sich auf Deutschland
Wuppertal · Seit Juli 2017 trägt Max Darj das Trikot des Handball-Bundesligisten Bergischer HC. Der Schwede kam von Aling-sas HK und half mit, den BHC zurück ins Oberhaus zu führen. Seitdem hat sich der 29-Jährige zu einem Spieler internationaler Klasse entwickelt. Der Kreisläufer spricht vor dem Heimspiel am Samstag (6. März 2021) gegen den TSV Hannover-Burgdorf über die Saison, seinen Ehrgeiz und das Nationalteam.
Rundschau: Herr Darj, mit gut einem Monat Abstand, was überwiegt: die Freude über WM-Silber oder die Enttäuschung über das verpasste Gold?
Darj: „„Ich hänge auch nach dieser Zeit immer noch dazwischen. Einerseits bin ich schon stolz auf das Erreichte, schließlich hatten wir mit einem veränderten Team sowie einem neuen Trainer einen Neustart zu bewältigen. Der ist uns besser gelungen als erwartet, aber ein Finale zu verlieren, bleibt natürlich trotz allem sehr bitter.“
Rundschau: Die Mannschaft hat in Ihrer Heimat viele Sympathien gewonnen, weil sie durch Corona-Fälle keine richtige Vorbereitung absolvieren konnte. Glauben Sie, dass der nicht erwartete Erfolg die Handball-Euphorie in Schweden neu entfachen wird?
Darj: „Die fehlende Vorbereitung war möglicherweise gar nicht schlecht. So hatten wir beim Turnier noch mehr Bock, Handball zu spielen. Beim Finale gab es dann im schwedischen Fernsehen Rekord-Einschaltquoten. Ja, vielleicht entsteht ein kleiner Boom.“
Rundschau: Wie beurteilen Sie die BHC-Hinrunde mit 22:16 Punkten? Was sind die Ziele für die Rückrunde angesichts der Tabellensituation?
Darj: „Wir haben eine gute Mannschaft und uns besonders ab Dezember weiterentwickelt. Wenn wirklich alles passt, dann können wir jedes Team besiegen. Wir können allerdings auch immer noch gegen jede Mannschaft verlieren. Eine Zielvorgabe macht daher keinen Sinn. Ich weiß, es ist eine langweilige Antwort – aber wir schauen wirklich nur von Spiel zu Spiel. Wir wollen einfach gewinnen und versuchen das als Nächstes gegen Hannover.“
Rundschau: Auffällig war in der Hinrunde, dass der BHC gegen die Top-Teams immer nahe dran war, stets aber leer ausging. Gegen Berlin fehlten zwei Treffer, gegen Melsungen, die Rhein-Neckar-Löwen sowie Leipzig jeweils einer. Ist so etwas immer nur Pech oder irgendwo auch eine Frage fehlender Qualität?
Darj: „Wenn sich so etwas häuft, dann kann es nicht immer Pech sein. Dann muss man ehrlich sagen, dass uns noch ein kleines Stück fehlt. Was es ist, ist schwer zu sagen. Vielleicht ein wenig Spielintelligenz, vielleicht ein wenig mentale Stärke. Es zeigt, dass wir leider noch nicht perfekt sind. Aber wir arbeiten daran.“
Rundschau: Besonders Sie sollen daher jedes Training wie ein Spiel betrachten und von allen vollen Einsatz verlangen ...
Darj: „So extrem, wie es dargestellt wird, ist es nicht. Aber es stimmt, dass ich im Training immer etwas Druck mache. Ich möchte, dass wir uns von Woche zu Woche verbessern. Dies zu schaffen, kann nicht allein die Aufgabe des Trainers sein. Da muss ich als erfahrener Spieler vorangehen. Aber ich mache das nicht als Einziger, es helfen dabei auch andere aus dem Kader.“
Rundschau: Sie arbeiten sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Was ist das Geheimnis, dass Sie nie müde werden?
Darj: „Da gibt es keins. Ich lebe ganz normal, ohne privaten Fitness-Trainer oder einen speziellen Ernährungsplan. Ich liebe es einfach, Handball zu spielen. Dafür bin ich bereit, immer alles zu geben.“
Rundschau: Nächste Woche in der Olympia-Qualifikation auch gegen Deutschland. Ein Länderspiel wie jedes andere – oder sind Sie im Zwiespalt?
Darj: „Nein, ich freue mich total darauf. Es ist toll, da ich mit Schweden noch nie gegen diese große Handball-Nation angetreten bin.“
Rundschau: Als Vize-Weltmeister gehen Sie als Favorit in dieses Qualifikations-Turnier ...
Darj: „Das sehe ich nicht so. Wir mögen zwar bei der WM besser gewesen sein, aber wir haben wie erwähnt eine neue Mannschaft, und Deutschland wird zudem auch wieder auf nahezu alle seine Leistungsträger zurückgreifen können. Darüber hinaus spielt das DHB-Team daheim. Es sind zwar keine Fans erlaubt, doch die Spieler kennen die Halle in Berlin. Es wird mit den starken Slowenen ein harter Dreikampf um die zwei Olympia-Tickets werden.“
Rundschau: Folgen im Anschluss ihre letzten drei Monate beim BHC? Sie sollen stark vom dänischen Champions-League-Teilnehmer Aalborg HB umworben sein ...
Darj: „Das sind Spekulationen, und Spekulationen möchte ich nicht kommentieren.“
Rundschau: Was ist denn das wahrscheinlichste Szenario? Dass Sie den BHC in diesem Jahr verlassen, im nächsten Jahr, oder dass Sie ihren Vertrag verlängern?
Darj: „Ich habe beim BHC einen Vertrag bis Juni 2022 unterschrieben, und so soll es dann eigentlich auch sein.“