Fußball-Regionalliga: 2:2 (0:0) in Lotte WSV holt Punkt nach langer Überzahl

Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV wartet weiter auf den nächsten Sieg. Das Team von Trainer Alexander Voigt kehrte am Samstag (16. November 2019) aber immerhin mit einem 2:2 (0:0)-Unentschieden vom Match bei den Sportfreunden Lotte zurück. In der Tabelle liegt der WSV einen Punkt hinter den Nichtabstiegsplätzen.

 Semir Saric im Vorwärtsgang.

Semir Saric im Vorwärtsgang.

Foto: Stefan Rittershaus

Kevin Pytlik ersetzte an alter Wirkungsstätte den gelbgesperrten Daniel Grebe. Bei sechs Grad Außentemperatur und Sonne war der Rasen gut bespielbar. Dennoch vergab Marcell Sobotta in der 5. Minute die erste dicke Chance für Lotte: Von links im Strafraumzentrum perfekt angespielt, musste der Stürmer im Grunde nur noch einschieben. Doch er trat über den Ball. Der WSV machte seinerseits in der 12. Minute erstmals aus sich aufmerksam. Den Schuss von Semir Saric hielt Torwart Jhonny Peitzmeyer sicher.

Lotte übernahm zunehmend das Kommando. Trotzdem bot sich den Gästen die Chance, in Führung zu gehen: Peitzmeier patzte beinahe folgenschwer. Er irrte im Strafraum herum, Kapitän Tjorben Uphoff kam zum Kopfball. Diesen hielt der Keeper erst im Nachfassen fest (20.). Neun Minuten später schlenzte Beyhan Ametov den Ball von links im Strafraum in Richtung langes Eck. Peitzmeier konnte gerade noch nach vorne abwehren. Auf der Gegenseite wurde der Winkel für Lottes Torjäger Kevin Freiberger zu spitz (32.). Kurz danach Schreckminuten: Filip Lisnic traf Nick Osygus mit dem Fuß bei einem Fallrückzieher am Kopf (34.). Der Youngster sank zu Boden, wurde minutenlang behandelt und mit einer Halskrause per Trage vom Feld gebracht. Lisnic sah die rote Karte. Für Osygus kam Noah Salau. Dennoch musste Tjorben Uphoff auf der Linie retten, nachdem Kevin Freiberger Lübcke mit einem gut getimten Kopfball überwand (45.). Nach zehn Minuten Nachspielzeit ging es in die Kabinen.

Trotz Überzahl kassierte der WSV den ersten Treffer: Erst wurde ein Schuss von Jaroslaw Lindner soeben noch zur Ecke abgefälscht (47.). Dann konnte Freiberger die Hereingabe zu unbedrängt einköpfen - 1:0 (48.). Trainer Voigt reagierte in doppelter Hinsicht mit dem Wechsel von Mike Osenberg für Pytlik. Einerseits wollte er die Offensive stärken, andererseits beim bereits verwarnten Verteidiger kein Risiko eingehen (57.). In der 63. Minute folgte der Lohn: Nedim Pepic brachte eine Ecke von rechts herein, Lukas Knechtel wurde sträflich frei gelassen und überlistete den Lotter Schlussmann aus kurzer Distanz - 1:1 (63.). Mehr noch: Osenberg hatte, freigespielt von Ametov, die WSV-Führung auf dem Fuß, zielte aus elf Metern aber vorbei (68.).

Und dann der neuerliche Rückschlag: Freiberger wurde im Strafraum angespielt und netzte zum 2:1 für die mit einem Mann weniger agierenden Lotter ein (74.). Doch Gianluca Marzullo antwortete prompt: Ametov flankte von rechts und der Deutsch-Italiener setzte einen starken Kopfball an. Er brachte richtig Druck hinter die Kugel, Peitzmeier streckte sich vergebens - 2:2 (76.). Lotte mischte aber weiter munter mit. Lindner tauchte frei vor Lübcke auf, schoss jedoch über den Kasten (83.). Der Wuppertaler Keeper musste auch noch einmal gegen Freiberger parieren (87.). Der WSV ließ auch in dieser Phase zu viele Chancen zu. Höchststrafe für Achouird Fatni: Er wurde wieder ausgewechselt. Für ihn kam der A-Jugendliche Leonard Bajraktari (89.). Lotte war dem Sieg näher. Diesmal überstanden die Rot-Blauen aber die siebenminütige Nachspielzeit.

Alexander Voigt (Wuppertaler SV): „Es waren 95 aufregende Minuten. Ich bin auch ein bisschen kaputt nach diesem turbulenten Spiel. Wir sind von Anfang an nicht wirklich gut im Spiel und haben gebraucht, um die Zweikämpfe anzunehmen. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Danach haben wir umgestellt, kamen öfter an den Ball und wussten nicht so viel damit anzufangen. Die Unterbrechung hat uns ein bisschen rausgebracht. Eine Überzahl ist manchmal sogar schwerer. Das hat man dann auch gesehen. Nach der Pause kriegen wir wieder nach einem Standard ein Tor. Das hat etwas mit fehlender Bereitschaft zu tun. Wir haben dann die beste Phase des Spiels und verpassen aber die Führung. Nach einem Slapstick-Tor kassieren wir das 2:1 und kommen aber glücklicherweise noch einmal zurück. Am Ende müssen wir froh über den Punkt sein.“ Auf Nachfrage ergänzte Voigt zum Gesundheitszustand von Nick Osygus: „Unser Torwarttrainer ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Das sah nicht besonders gut aus. Er war kurzzeitig weggetreten. War dann aber wieder da. Eine Gehirnerschütterung wird er schon haben.“ Ob der Kampf heute etwas gefehlt habe, wurde Voigt außerdem gefragt und entgegnete: „Man darf eine Überzahl wie gesagt nicht unterschätzen. Erst recht, wenn man keine Mannschaft ist, die den Gegner an die Wand spielt. Ich weiß nicht, ob man, wenn man zweimal zurückkommt, von fehlendem Kampf sprechen kann. Aber wir haben nicht zeigen können, dass wir in Überzahl waren, das ist richtig.“

Ismail Atalan (Sportfreunde Lotte): „Ich weiß nicht, was mehr überwiegt. Der Stolz über die Truppe, die so gekämpft hat in Unterzahl. Von der Einstellung her war das ein sehr gutes Fußballspiel. Wir hatten anfangs viel Ballbesitz, konnten damit nicht so viel anfangen. Wir haben umgestellt. Dann kam die Situation. Ob er Rot zücken muss - aufgrund der Verletzung ja. Aber er sieht ihn nicht. Ich hätte Gelb gegeben. Dann gibt er die Ecke am Ende nicht. Da waren ein paar unglückliche Szenen. Wir gehen dann in Führung. Nach dem 2:2 machen wir ein brutal gutes Spiel und haben Chance über Chance. Wir haben einen großartigen Kampf abgeliefert und haben gezeigt, dass wir gewinnen wollten. Das ist das Wichtigste. Alles ist zu verzeihen, nur nicht alles zu geben. Dass nur ein Punkt bleibt, ist am Ende bitter. Aber es ist kein Wunschkonzert. Dem WSV und vor allem Nick Osygus alles Gute.“

Die nächste Partie steht erst in zwei Wochen an. Am 30. November (Samstag) empfängt der WSV die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf im Stadion am Zoo. Anstoß ist um 14 Uhr.

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