Fußball-Oberliga, Wuppertaler SV Daniel Grebe: Zurück in die Zukunft

Wuppertal / Essen · Ein Junge vom Ölberg kehrt nach 15 Jahren zurück ins Tal. Selbst in Essen nimmt ihm das niemand übel.

 WSV-Neuzugang Daniel Grebe (28) ist bei Borussia Wuppertal groß geworden und kommt jetzt über Köln, Windelen, Siegen und Essen zurück ins Tal.

WSV-Neuzugang Daniel Grebe (28) ist bei Borussia Wuppertal groß geworden und kommt jetzt über Köln, Windelen, Siegen und Essen zurück ins Tal.

Foto: Tim Leusmann

Als Günter Pröpper im Jahre 1969 von Rot-Weiß Essen zum Wuppertaler SV ging, da schlugen die Wellen der Empörung hoch. Ein Transfer zwischen diesen beiden Rivalen galt als höchst brisant. Doch die Zeiten haben sich grundlegend geändert. Beide Vereine dümpeln in den Niederungen des Regional-Fußballs herum. Völlig geräuschlos vollzog sich daher in dieser Winterpause der Wechsel von Daniel Grebe, der nach 18 Monaten die Hafenstraße verließ und bis zum Juni 2018 im Stadion am Zoo unterschrieb. "Klar hat mir der eine oder andere Fan im Spaß einen Spruch gedrückt, aber im Großen und Ganzen haben mir die Anhänger viel Glück für meine Zukunft gewünscht", erzählte Grebe im Gespräch mit der Rundschau.

Zurück in die Zukunft, ließe sich dabei sogar treffend formulieren. Schließlich ist Daniel Grebe waschechter Wuppertaler. Geboren auf dem Ölberg, wo seine Eltern immer noch wohnen, spielte Grebe bis zum Jahr 2000 bei Borussia Wuppertal. Mit 13 zog es ihn dann aber schon früh in die Jugend des 1. FC Köln und es bahnte sich eine durchaus vielversprechende Karriere an. "Ich habe für die deutsche U15-, U16— und U17-Nationalmannschaft insgesamt acht Länderspiele bestritten und dabei ein Tor erzielt. Zudem hat mich Trainer Holger Gehrke beim 1. FC Köln am 12. November 2006 in den Kader für das Zweitligaspiel beim SC Freiburg berufen", sagte Grebe.

Im Nachhinein aber weiß Grebe, dass er wohl zu lange bei den "Geißböcken" auf seine Chance gewartet hat. Auf seiner Position im zentralen defensiven Mittelfeld kam er nicht an Enis Alushi vorbei, der aktuell für den FC St. Pauli spielt. "So saß ich dann meistens auf der Ersatzbank und dadurch ist meine Karriere ins Stocken geraten. Daher kann ich heutzutage jedem talentierten Nachwuchsspieler in zweiten Mannschaften nur raten, sich zum Sammeln von Spielpraxis an einen Zweitligisten oder auch an einen guten Drittligisten ausleihen zu lassen", sagte Grebe.

Als der 1. FC Köln 2008 in die Bundesliga zurückkehrte, wurde die Kluft endgültig zu groß. Grebe ging zu Germania Windeck, wo er immerhin im DFB-Pokal sowohl 2009 gegen den FC Schalke 04 als auch 2010 gegen den FC Bayern München auf der ganz großen Bühne spielen durfte. 2011 dann wechselte Grebe zu den Sportfreunden Siegen, von dort 2014 zu RWE und in Bergeborbeck sah es zunächst richtig gut aus. Trainer Marc Fascher hielt große Stücke auf Grebe. "Daniel ist laufstark und spielintelligent sowie mit seiner gesunden Aggressivität ein guter Balleroberer. Er kann mit seiner Übersicht Takt und Tempo einer Partie bestimmen", sagte Fascher.

Dumm für Grebe, dass Fascher im März 2015 aus dem Georg-Melches-Stadion gejagt wurde. "Der neue Trainer Jan Siewert hat dann nicht mehr auf mich gesetzt, obwohl ich in der Mannschaft anerkannt war." Im Dezember bat Grebe um die Freigabe und entschied sich zur Rückkehr in seine Heimatstadt. "Uerdingen wollte mich auch und bei denen hätte ich mehr Geld verdient. Aber ich habe in der Jugend versäumt, eine Ausbildung zu machen. Das möchte ich jetzt unbedingt nachholen. Zudem bin ich gerade Vater geworden. In dieser Konstellation war das Angebot des WSV wie ein Sechser im Lotto", sagte Grebe.

Im Trainingslager in der Türkei möchte sich Grebe nun integrieren und für einen Stammplatz empfehlen. Denn dass er von einem Regionalligisten kommt, bedeutet für den 28-Jährigen keine Einsatzgarantie. "Da ist gute Konkurrenz. Das wird kein Selbstläufer für mich." Für Günter Pröpper allerdings wurde es dies vor fast 47 Jahren ...

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