planetW So grün leben Wuppertaler Studierende

Wuppertal · Auf dem Grifflenberg ist eine Wohnoase entstanden. Und das auf einer Brache, die als nahezu unbebaubar galt. Michael Müller vom Büro ACMS Architekten erklärt bei einem Rundgang, wie die Vision von einem spürbar nachhaltigen Leben auch für studentisches Budget möglich geworden ist.

 Die Gebäude an der Max-Horkheimer-Straße.

Die Gebäude an der Max-Horkheimer-Straße.

Foto: Sigurd Steinprinz

Als Michael Müller an den Studentenwohnheimen am Grifflenberg vorbei spaziert, entdeckt er ein wunderbares Symbol. Eine Hängematte, die ganz unscheinbar abseits der kleinen Terrasse zwischen zwei Bäumen gespannt ist und nur auf ihren Besitzer zu warten scheint, damit er sich nach der Uni mit einem Buch in sie wirft und dem Vogelzwitschern lauscht. Eine Hängematte, die einfach nur hängt und doch beweist: Hier ist eine Vision tatsächlich wahrgeworden.

Das Projekt, das das Wuppertaler Büro ACMS Architekten seit 2018 gemeinsam mit dem Bauherren, dem Hochschul-Sozialwerk Wuppertal, entwickelte, war ein ambitioniertes. Auf einem Grünstreifen zwischen Kleingärten und der Max-Horkheimer-Straße sollte studentischer Wohnraum entstehen. Extrem schmal und mit einem enormen Gefälle galt die Brache als nahezu unbebaubar.

Wie sollten hier mehr als 130 Studierende untergebracht werden? „Und das zudem, ohne die Lebensqualität der Bewohner und die Verantwortlichkeit für nachhaltiges Bauen aus dem Blick zu verlieren“, ergänzt Michael Müller den Anspruch an den Auftrag. Die Lösung der Architekten: Die grüne Umgebung mit dem angrenzenden Kleingarten, dem weiter unten liegenden Wald und der unbebauten Fläche muss dem Bauprojekt einverleibt werden. Entstanden sind fünf Gebäude, zwischen denen das Licht hindurchfällt und die mit ihren Gemeinschaftsgärten und grünen Hängen wunderbar luftig und durchlässig wirken.

„Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich trotz der Stadtlage mitten in der Natur fühlen“, erklärt Michael Müller. Die entspannte Atmosphäre des Kleingartens fließt durch großzügig angelegte Beete an den Wohnheimen optisch weiter durch die Anlage. Wo es möglich ist, grünt das Grundstück, die Hänge werden in abgestuften Beeten überwunden. Das Rostrot der Gebäude bildet das Komplementär zur grünen Umgebung und verstärkt so die umliegende Natur trotz breiter Straße. Die teilweise perforierte Fassade umhüllt das Gebäude wie ein Vorhang, der bei Dunkelheit leicht und transparent wirkt.

Innen ist luftiges Wohnen auf kleinster Fläche entstanden. Denn obwohl jeder einzelne Bewohner nur rund 30 Quadratmeter zur Verfügung hat, vermitteln große Gemeinschaftsräume das Gefühl von räumlicher Freiheit. „Die großen Fenster schaffen helle Räume, einen schönen Ausblick und holen optisch die Natur auch in die Innenräume“, sagt Michael Müller. Wohnen am grünen Hang – und das sogar für jeden möglich. „Da wir die Terrassen als Zugangsebenen nutzen und kleine Stege von der Gartenseite integriert haben, sind 80 Prozent der Anlage tatsächlich barrierefrei zugänglich“, sagt Michael Müller.

Von außen wie nach innen gelungen. Das urteilte auch die Jury des BDA-Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2021 und begründete: „Hier ist bezahlbarer und anspruchsvoll gestalteter Wohnraum entstanden, der mit seinem besonders hohen energetischen Standard überdies ein Vorbild für nachhaltiges Bauen darstellt.“

Ästhetisch ansprechend – und nachhaltig – eine Auszeichnung, die Michael Müller sehr freut. „Wie sehr die Vision aufgegangen ist, spüre auch ich wirklich vor Ort.“ Wenn er die Hängematte sehe, dann merke er: Die Idee ist echte Lebensqualität geworden. „Und der Gedanke, die Natur hier zum Wohngefühl zu machen, ist wirklich bei den Bewohnern angekommen.“

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