Stromspar-Checker des Caritasverbandes Energie zu sparen ist keine Kunst

Wuppertal · Der eigene Energieverbrauch ist gar nicht so leicht einzuschätzen und vor allem einzusparen. Um einkommensschwachen Familien zu helfen, weniger Energie und Geld zu verheizen, hat der Caritasverband Stromspar-Checker auf den Weg gebracht. Wie sie Wuppertalern zu mehr Geld im Portemonnaie und zu einer besseren Ökobilanz verhelfen, erklärt Projektleiter Dieter Rietmann Rundschau-Redakteurin Nina Bossy.

 Dieter Rietmann leitet das Projekt. In Wuppertal hat das Stromspar-Checker-Team seine Einsatzzentrale in der Hünefeldstraße 84.

Dieter Rietmann leitet das Projekt. In Wuppertal hat das Stromspar-Checker-Team seine Einsatzzentrale in der Hünefeldstraße 84.

Foto: Bettina Osswald

Rundschau: Der Stromspar-Check ist seit August am Start. Wie viele Wuppertaler Haushalte haben Sie bereits erreicht?

Rietmann: „Die Pandemie hat uns den Start in Wuppertal natürlich erschwert. Deshalb vielleicht ein paar Zahlen aus Solingen, wo unser Caritasverband inzwischen in fünf Jahren 1.354 Haushalte auf dem Weg zu einer besseren Ökobilanz und bei der Entlastung ihres Budgets verholfen hat. In Wuppertal ist das Interesse ebenso groß und wir haben inzwischen 85 Haushalte besucht.“

Rundschau: Eine durchschnittliche vierköpfige Familie lebt auf 90 Quadratmetern. Wie viel Strom verbraucht sie und wie viel ist das zu viel?

Rietmann: „Wie viele Elektrogeräte sind in Betrieb? Wie wird die Wohnung beleuchtet? Bleiben Stromfresser rund um die Uhr im Standby? Verschiedene Kriterien spielen da eine Rolle. Unsere Erfahrungen zeigen, dass eine durchschnittliche Familie rund 200 Euro Verbrauchskosten im Jahr sparen kann. Noch einmal zwei Zahlen aus Solingen: Hier haben die gecheckten Haushalte rund 3.600 Kilo CO2 und über drei Millionen Euro eingespart.“

Rundschau: Die Stromspar-Checker durchleuchten den Haushalt und die Gewohnheiten der Bewohnerinnen und Bewohner. Was können wir tun, um Strom im Alltag einzusparen?

Rietmann: „Alte Glühlampen gegen moderne LED-Leuchtmittel austauschen. Abschaltbare Stromspar-Steckerleisten benutzen, um Geräte aus dem Standby zu nehmen. Oder mit modernen Perlatoren in den Wasserkränen den Warmwasserverbrauch senken. Bei unseren Hausbesuchen bringen wir solche Stromsparartikel übrigens mit und bauen sie kostenlos ein.“

Rundschau: Welche Gebrauchsgegenstände sind typische Stromfresser und wie erkenne ich, ob sie viel zu viel Energie verbrauchen?

Rietmann: „Ein Gerät, das nicht genutzt wird, sollte auch keinen Strom aus der Steckdose zapfen. Das betrifft häufig moderne Fernsehgeräte, Spielekonsolen, Computer. Manchmal haben solche Geräte gar keinen Aus-Schalter. Und genau da machen sich unsere Stromspar-Steckerleisten nützlich.“

Rundschau: Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Wuppertaler Jobcenter. Wer sind die Stromspar-Checker und wen beraten sie?

Rietmann: „Stromspar-Checker können Menschen werden, die zuvor langzeitarbeitslos waren und genügend persönliches Potenzial mitbringen, um ihr Wissen mit technischem Knowhow und Beratungskompetenz aufzurüsten. Kostenlos beraten können wir Personen, die ALG II oder andere Transferleistungen beziehen.“

Rundschau: Strom ist teuer und muss monatlich bezahlt werden, sofern das Geld dafür zur Verfügung steht. Haben Sie bei den Beratungsstellen des Caritasverbands auch mit Menschen mit Stromschulden zu tun – und falls ja, was raten Sie diesen Familien?

Rietmann: „Stromschulden führen im schlimmsten Fall zur Stromsperre. Deshalb sollten Betroffene nicht warten, sondern schnell eine Beratung aufsuchen. Meist lassen sich dann mit den Stadtwerken Vereinbarungen treffen, wie die Schulden abbezahlt werden können. Die Bereitschaft, mit unserem Stromspar-Check zusammenzuarbeiten, um die persönliche Situation nachhaltig zu verbessern, ist da sicherlich sehr nützlich.“

Rundschau: Den Alltag zu ändern, das ist gar nicht so leicht. Wie helfen Sie den Familien, sich nachhaltig umzustellen?

Rietmann: „Beim ersten Hausbesuch machen wir eine Bestandsaufnahme über die stromverbrauchenden Geräte und auch über das Verhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen. Diese Daten werten wir aus und nehmen uns dann beim zweiten Besuch ausreichend Zeit, den Menschen anschaulich zu erklären, wie sie von den hohen Kosten herunterkommen. Immer mehr Leute freuen sich zudem, dass sie sich gleichzeitig aktiv am Klimaschutz beteiligen können.“

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