Zeitgeschichte Bomben, Hunger, Wiederaufbau

Wuppertal · Karl Schütrumpf (84) hat Kindheit und Jugend während der Kriegs- und Nachkriegsjahre in Langerfeld verbracht. Die tiefgreifenden Erlebnisse hat er über 70 Jahre später in einem Buch festgehalten – ermuntert von seiner Familie.

 Karl Schütrumpf hält seine Jugendjahre in Wuppertal lebendig.

Karl Schütrumpf hält seine Jugendjahre in Wuppertal lebendig.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

„Meine Kinder haben immer gesagt, das musst du aufschreiben, wenn ich vom Krieg erzählt habe“, blickt Schütrumpf auf die Entstehungsgeschichte zurück. Tief hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt, was er damals in Wuppertal erlebt hat: „Wenn man heute Bilder aus Syrien sieht, dann ist das ähnlich, aber doch weit weg. Deshalb will ich der jungen Generation sagen, wie gut es den Menschen heute im Vergleich zu damals geht.“

Und das machen die detaillierten Schilderungen seiner Kindheit an der Leibuschsztraße in Langerfeld plastisch deutlich: Der komplizierte Alltag in den Kriegsjahren, die Angst bei den Luftangriffen auf Wuppertal, die Stunde Null, die harten Nachkrigesjahre und das aufkeimende Wirtschaftswunder – Schütrumpf nimmt speziell den Wuppertaler Leser mit auf eine Zeitreise an wohlbekannte Schauplätze vor Ort, die sich hier in ganz anderem historischen Licht darstellen.

„Ich habe 19 Bombenangriffe erlebt“, blickt Schütrumpf zurück und weiß noch genau: „Beim großen Angriff auf Barmen habe ich mir im Luftschutzkeller in die Hose gemacht.“ Wenn er von den Fußabdrücken der Flüchtenden im geschmolzenen Asphalt erzählt, wird die ganze Dramatik der Situation und die Angst der Menschen greifbar.

Am 13. März 1945 wurde die vierköpfige Familie ausgebombt, musste zeitweise unter freiem Himmel leben und hatte speziell in den bitterkalten ersten beiden Nachkriegswinern hart zu kämpfen. „Die Sorge um Brennmaterial war sogar noch größer als die um Lebensmittel“, erzählt er von den Zeiten, als man hinter dem zerstörten Haus mühsam eine Gartenbaracke bewohnbar machte und anfangs auf Ziegelsteinen mit einem Rost kochte. Dass Wuppertal in nur zehn Jahren weitgehend wieder aufgebaut wurde, hält er für denkwürdig: „Man muss heute noch den Hut vor dem ziehen, was damals geleistet wurde.“

Karl Schütrumpf heiratete früh und machte nach seiner Schreinerlehre später in Ostwestfalen Karriere in der Möbelbranche. Mit seiner zweiten Frau lebt er heute in Ennigerloh. Kennengelernt hat er sie übrigens vor 27 Jahren durch eine Bekanntschaftsanzeige in der Rundschau, auf die er zufällig stieß, als er auf Heimatbesuch bei seiner immer noch in Langerfeld lebenden Mutter war.

Wuppertal hat ihm also nicht nur schwere Stunden, sondern auch viel Glück gebracht ...

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