Willkommene Flüchtlinge

Weder Schulministerin Sylvia Löhrmann noch Oberbürgermeister Peter Jung waren am vergangenen Freitag die Stars in der Junior Uni. Trotz des hochrangigen Besuchs standen Menschen im Mittelpunkt, die als Flüchtlinge oder Auswanderer aus aller Herren Länder nach Deutschland kommen — zum Beispiel der 15-jährige Waleed El-Kishawi.

 Nachwuchsphysiker Waleed El-Kishawi übersetzte die Grußworte von Junior-Uni-Geschäftsführer Ernst-Andreas Ziegler und Oberbürgermeister Peter Jung ins Arabische.

Nachwuchsphysiker Waleed El-Kishawi übersetzte die Grußworte von Junior-Uni-Geschäftsführer Ernst-Andreas Ziegler und Oberbürgermeister Peter Jung ins Arabische.

Foto: Florian Schmitz

Er sprach stellvertretend für alle Einwandererfamilien zwischen den hohen Gästen ins Mikrofon. Der Vater des Nachwuchsphysikers — in einem Wettbewerb zählt er momentan zu den zehn besten seines Alters in Deutschland — stammt aus Kuwait. Waleed ist zweisprachig aufgewachsen und übersetzte vor etwa 180 Besuchern die Worte von Löhrmann, Jung und Ziegler ins Arabische. Auch das ein Zeichen der Offenheit, das die Junior Uni beim "Tag der Willkommenskultur" setzen wollte.

 Dozent Fabian Schächt erklärt, mit welchen physikalischen Tricks der Pyramidenbau im alten Ägypten funktioniert hat.

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Foto: Florian Schmitz

Aktuell leben in Wuppertal rund 1.000 Flüchtlingsfamilien aus etwa 50 Ländern. "Wir wollen ein Signal an die Gesellschaft senden: Heißt alle willkommen, die vor Krieg, Terror und Not geflohen sind", sagte Junior-Uni-Geschäftsführer Ernst-Andreas Ziegler, der betonte, dass Bildung eine große Chance für jeden Einwanderer sei. Die Junior Uni wolle vorangehen, um Kindern und Jugendlichen den Zugang dazu zu ermöglichen.

Waleed ist das beste Beispiel für die Freude der Kinder an Wissenschaft und Technik. Er hat selbst schon Kurse besucht, als die Junior Uni noch nicht das neue Gebäude am Brögel bezogen hatte. "Man kann hier viel Neues lernen und selber forschen", sagt Waleed, der es gut fände, wenn die Menschen, die nach Wuppertal kommen, ihre Kinder zur Junior Uni schicken würden. Dort lernten sie viele neue Freunde kennen. Zuvor hatte Waleed NRW-Ministerin Löhrmann mit ähnlichen Worten übersetzt. "Wir wissen, dass Menschen ihr Land nicht leichtfertig verlassen. Deshalb müssen wir ihnen geben, was sie brauchen, um sich hier zu Hause zu fühlen", hatte Löhrmann gesagt.

Angetan vom "Tag der Willkommenskultur" waren Eltern und Kinder gleichermaßen: Nadja Popova ist seit einem Jahr mit ihrer Familie in Deutschland. "Es ist doch toll, wenn alle Nationalitäten in der Junior Uni miteinander lernen und spielen", sagt sie. Ihre kleinen Töchter möchte sie auch bald zu ihren ersten Kursen anmelden. Die 13-jährige Jiawei ist vor sieben Monaten aus China nach Deutschland gekommen. Über Klassenkameraden hatte sie von der Junior Uni erfahren. Vor allem die praktischen Experimente haben es ihr angetan. "Während wir unsere eigene Seife herstellen oder Spielzeug basteln, lernen wir neue Freunde kennen", sagt die Schülerin. Das trifft den Grundgedanken der Junior Uni: Bildung und Spaß spielerisch miteinander zu verbinden — und die Gemeinschaft zu fördern.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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