Das Projekt, das 2023 initiiert wurde, hatte das Ziel, Orte, Persönlichkeiten und Ereignisse in Wuppertal sichtbar zu machen, die einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung demokratischer Strukturen in Deutschland geleistet haben. Dabei geht der Blick bewusst über die bekannten historischen Zäsuren wie die Weimarer Republik oder die Nachkriegszeit hinaus. Es geht darum, Demokratiegeschichte als lebendige Erinnerungskultur begreifbar zu machen, die Orientierung für die Gegenwart bietet. Die Ergebnisse der Recherchen und historischen Aufarbeitungen wurden nun in eine „Route der Demokratie“ überführt, die Wuppertaler Schauplätze mit besonderer demokratiegeschichtlicher Relevanz miteinander verbindet.
Die „Lange Nacht“ beginnt um 18 Uhr im Engels-Haus. Um 18:30 Uhr wird im Engels-Forum die Roll-up-Ausstellung zur Route der Demokratie feierlich eröffnet. Grußworte spricht Stadtdirektor Matthias Nocke, die Vorstellung des Projekts übernimmt Dr. Lars Bluma vom Museum Industriekultur. Die Ausstellung präsentiert 16 ausgewählte Orte, die exemplarisch für das demokratische Erbe der Stadt stehen. Sie ist das Ergebnis intensiver wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit Beatrix Burghoff vom Bergischen Kolleg sowie Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs von der Bergischen Universität und dem Bergischen Geschichtsverein. Ziel ist, diese Liste auch über das Jahr 2025 hinaus kontinuierlich zu erweitern.
Ab 19:30 Uhr steht die Frage „Wozu Demokratiegeschichte?“ im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde. Nach einem Impulsvortrag des Trierer Historikers Prof. Dr. Christian Jansen diskutieren er gemeinsam mit der Leipziger Geschichtslehrerin und Demokratievermittlerin Franziska Deutschmann sowie dem Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Helge Lindh über Ziele, Formate und Narrative der Demokratievermittlung. Moderiert wird die Diskussion von Dr. Lars Bluma. Die Gesprächspartner bringen unterschiedliche Perspektiven aus Forschung, Bildung und Politik mit, eint jedoch die Überzeugung, dass Demokratiegeschichte auch heute eine wichtige Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die politische Bildung spielt.
Der musikalische Höhepunkt des Abends startet um 21 Uhr im Engels-Haus mit dem Konzert „Klänge der Vielfalt – Lieder der Demokratie“. Die Sopranistin Tina Hermann und der Bariton, Pianist und Komponist Ulrich Klan gestalten ein ebenso nachdenkliches wie inspirierendes Programm aus Liedern und Texten, die demokratische Bewegungen, Aufbrüche und Widerstände thematisieren. Neben Kompositionen von Hanns Eisler, John Lennon, Yoko Ono und Udo Zimmermann werden auch Texte von Else Lasker-Schüler, Kurt Schwitters, Bertolt Brecht und Armin T. Wegner zu hören sein. Das Publikum ist eingeladen, sich im abschließenden Sing-Along aktiv zu beteiligen.
Ab 22 Uhr folgt ein Vortrag des Wuppertaler Kulturhistorikers Michael Okroy zum Thema Erinnerungskultur. Unter dem Titel „Nie wieder…! Aber was?“ beleuchtet er die Bedeutung von Erinnerung als gesellschaftliche Praxis und als Teil einer demokratischen Identität. Dabei wird deutlich, dass Erinnerungskultur heute vielfältigen Herausforderungen gegenübersteht: Sie muss nicht nur den Angriffen auf demokratische Werte standhalten, sondern sich auch mit Fragen von Pluralität, Perspektivenvielfalt und neuen Formen kollektiven Gedenkens auseinandersetzen.
Den Schlusspunkt setzt um 23 Uhr eine besondere Führung. Unter dem Titel „Friedrich Engels – radikaler Demokrat und Revolutionär“ werden seine politischen Schriften, sein Engagement während der Revolution von 1848/49 und seine Rolle in der frühen Arbeiterbewegung beleuchtet. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Zeitreise durch das Leben eines Mannes, der nicht nur als Theoretiker, sondern auch als aktiver Mitgestalter sozialer Bewegungen gewirkt hat.
Die Veranstaltung endet um Mitternacht. Mit der „Langen Nacht der Demokratie“ geht eine Projektphase, die sich mit Engagement für eine Auseinandersetzung mit demokratischen Traditionen eingesetzt hat. Die Projektverantwortlichen möchten mit dieser Abschlussveranstaltung ein Zeichen setzen – für eine lebendige Demokratie, für die Bedeutung historischer Erinnerung und für eine Bürgerschaft, die sich ihrer demokratischen Wurzeln bewusst ist.