Grün in der Stadt Landschaftspflege und Naturschutz in deutschen Städten

Der Naturschutz ist in deutschen Städten angekommen. Durch den Erhalt von Schutzflächen und das Pflanzen neuer Bäume setzen immer mehr Städte deutschlandweit auf konsequent grüne Konzepte, von denen neben den Menschen vor allem die Kommunen selbst profitieren.

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Foto: Ilham Fitrotul Hayat - Flaticon

Der urbane Raum boomt. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für das Leben in der Stadt und wissen kurze Entfernungen sowie die gut ausgebaute Infrastruktur zu schätzen. Viele wünschen sich aber auch die Nähe zur Natur. Durch Parks und Grünanlagen entstehen Rückzugsmöglichkeiten. Gleichzeitig steigern Grünflächen den Lebenswert der urbanen Räume. Schon seit vielen Jahren setzen sich Stadtentwickler im gesamten Bundesgebiet mit der effektiven und konsequenten Einbindung des Naturschutzes in der Stadt auseinander. Entstanden sind unterschiedlichste Konzepte, die meist auf einer Mischung von großen und kleinen Maßnahmen basieren.

Bäume im Mittelpunkt des Naturschutzes

Vor allem Bäume werden zunehmend zur Hauptfigur im urbanen Naturschutz. Immer mehr Städte setzen bewusst auf die Pflanzung neuer Bäume, um zum einen mehr Grün in den urbanen Raum zu bringen, zum anderen aber auch die Lebensqualität zu steigern. Bäume haben erheblichen Einfluss auf die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden des Menschen. So filtern sie die in den Städten aufkommenden Aerosole und können dadurch Feinstoffwerte vor allem mittel- und langfristig erheblich verbessern. Der Schadstoffgehalt an Straßen, die mit Bäumen bepflanzt sind, ist teilweise um bis zu 60 Prozent niedriger.

Darüber hinaus tragen Bäume insbesondere in den immer heißer werdenden Sommern zu einer erheblichen Verbesserung der Lufttemperatur bei. Durch die Baumkronen entstehen Schattenflächen. Gemeinsam mit der Verdunstungskühle sorgt sie dafür, dass die Lufttemperatur im Sommer spürbar sinkt und vor allem Hitzetage als angenehmer empfunden werden. Mit jedem Baum, der in einer Stadt gepflanzt wird, zieht zudem neues Leben ein. Für unzählige Tiere sind Bäume wichtige Lebensräume. Vögel, aber auch Insekten ziehen mit ihnen in die Städte. So fühlen sich Insekten schon jetzt in einigen Städten auf Bundesebene wohler als auf dem Land, wo vor allem die Landwirtschaft für viele Arten zur permanenten Gefahr wird.

Hannover setzt auf Programm für mehr Natur

Wie gut sich Naturschutz und urbaner Raum verbinden lassen, zeigt die Metropole Hannover. Mit dem Projekt “Mehr Natur in der Stadt” setzt sich Hannover gezielt für den Ausbau des Naturschutzes ein und sieht diesen als Grundlage für eine hohe Lebensqualität an. Im Fokus des neuen Programms steht die Biodiversität, die durch gezielte Maßnahmen gefördert werden soll. Durch mehr biologische Vielfalt versucht Hannover den Grundstein dafür zu legen, die natürlichen Ressourcen zu wahren.

Dabei verabschiedet sich Hannover zunehmend von der konsequenten Planung von Grünflächen und setzt stattdessen bewusst auf mehr Wildnis. Obwohl Hannover wie andere Städte auf Bundesebene auf neuen Baugrund angewiesen ist, hält sie an den bereits vorhandenen Wildschongebieten als Rückzugsort für wildlebende Tiere fest. Mittlerweile gibt es fünf dieser speziellen Schutzgebiete in und um Hannover.

Köln schützt mit Landschaftsplan freie Flächen

Der Naturschutz gehört ebenso in der Rheinmetropole Köln zu den Fokusthemen. Mit dem Landschaftsplan setzt sich die Stadt konsequent für den Erhalt der freien Außenflächen und dem Naturschutz ein. Dabei haben die Bemühungen in puncto Naturschutz und die hierfür größeren Budgets bereits in den letzten Jahren Früchte getragen. So hat sich mit dem Wolf eines der lange vertriebenen Raubtiere wieder in der Rhein-Region angesiedelt.

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Foto: Ilham Fitrotul Hayat - Flaticon

Dass es aber nicht immer die großen Projekte sein müssen, die den Naturschutz auf urbanem Raum vorantreiben, zeigt ein Blick nach Göppingen. Die Stadt möchte in diesem Jahr die Entstehung von insektenfreundlichen Blumenwiesen unterstützen. Hierfür hat die Stadt rund 2000 Samentüten ausgegeben, die für die Schaffung der Blühflächen genutzt werden können. Göppingen versucht dabei den einzelnen Bürger aktiv in das Vorhaben einzubeziehen und baut darauf, dass die Samentüten im Garten und auf dem Balkon ihren Platz finden. Über 60 verschiedene Wildblumenarten sollen auf diesem Weg Göppingens Gärten, Terrassen und Balkone zum Blühen bringen.

Naturschutz in der Stadt wird zur Gratwanderung

Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ist es unumstritten, dass der Naturschutz fest in die urbane Entwicklung integriert werden muss. Nicht nur Tiere finden mit grünen Städten ein lebenswertes Zuhause. Gleiches gilt auch für den Menschen und so genießen grüne Städte ein deutlich besseres Image. Doch dem steigenden Bewusstsein beim Naturschutz steht der Bedarf von Wohnraum gegenüber.

In vielen Städten ist bezahlbarer Wohnraum knapper denn je. Um neue Wohnungen zu schaffen und dem Interesse der Menschen gerecht zu werden, lenken immer mehr Stadtentwickler den Fokus auf die Freiflächen. Sie stellen eine attraktive Möglichkeit dar, um mit überschaubarem Aufwand neuen Wohnraum zu schaffen. Doch jede Freifläche, die letztlich der Bebauung zum Opfer fällt, steht in Konflikt mit den Bemühungen rund um den Naturschutz.

Darüber hinaus ist der Naturschutz im urbanen Raum viel komplexer. Häufig stößt die angedachte Sanierung von Flächen zugunsten neuer Grünanlagen durch den Artenschutz an ihre Grenzen. So gibt es durchaus Tierarten, die sich an außergewöhnliche Lebensräume, wie sie beispielsweise in Industriebrachen zu finden sind, gewöhnt haben.

Aus Flächen, die einst der starken industriellen Nutzung unterlagen, wurden über Jahre hinweg Stadtbiotope, deren Schutz im Rahmen der neuen Naturschutzkonzepte nicht verloren gehen darf. Wie wichtig diese Stadtbiotope zum einen für den Naturschutz und zum anderen für die Lebensqualität der Menschen in der Stadt sind, zeigt ein Blick auf Nürnberg.

Seit Jahren sind die Nürnberger intensiv darum bemüht, die schon vorhandenen Stadtbiotope zu erhalten, sodass inmitten des Stadtgebietes für Tiere und Pflanzen unzählige kleine Lebensräume entstehen. Um den Schutz der Stadtbiotope voranzutreiben, wurde in Nürnberg der Arbeitskreis Grünzug Eibach ins Leben gerufen. Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gemacht, durch den Erhalt und die konsequente Pflege der Stadtbiotope ein grünes Band zu etablieren. Dadurch bleiben nicht nur wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten. Es entstehen ebenso wichtige Erholungsmöglichkeiten für die Bewohner.

Verschiedene Projekte bilden Eckpfeiler des Naturschutzes in Wuppertal

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Foto: Ilham Fitrotul Hayat - Flaticon

Auch in Wuppertal und dem angrenzenden Umland ist der Naturschutz als aktuelles Thema angekommen. Neben bewährten Projekten, die seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten, gibt es vollkommen neue Ansätze. So bemüht sich der ansässige NABU Wuppertal beispielsweise um den Erhalt und die Pflege eines Biotops in Cronenberg. Hierfür ist die Organisation auf Hilfe von außen angewiesen. Insbesondere beim Obstbaumschnitt, aber auch bei der Wiesenmahd werden helfende Hände gebraucht.

Eines der bekanntesten Naturschutzprojekte der Stadt konzentriert sich auf die Turmfalken. Schon im Jahr 1991 begann der NABU sowohl in Wuppertal-Barmen als auch in Elberfeld Nistkästen für die Turmfalken anzubringen. Insgesamt 21 Nisthilfen dieser Art wurden in den ausgesuchten Stadtgebieten angebracht. Auch nach drei Jahrzehnten werden die Nistkästen regelmäßig beobachtet.

Urban Gardening erobert Deutschland

Wie einfach Naturschutz in der Stadt funktionieren kann, zeigt vor allem der Trend des Urban Gardening. In immer mehr deutschen Städten ist das Urban Gardening angekommen und wird konsequent betrieben. Dabei zeigen unzählige Projekte, das davon bei weitem nicht nur die Bienen und andere Tiere profitieren, sondern vor allem der Mensch selbst. So bringt das Urban Gardening Menschen zusehends zusammen und wird für Einwohner aller Altersklassen zum Begegnungsprojekt.

Besonders attraktiv ist das Urban Gardening auch für Kinder, die so Schritt für Schritt an die Natur und die Gartenarbeit herangeführt werden. Auch hier geht die bayrische Stadt Nürnberg mit besonderem Beispiel voran. In Nürnberg bepflanzen Grundschüler im Rahmen des BN-Projekts “Auf der Mauer” die historische Stadtmauer. Auf diesem Weg entstand auf einer Länge von beeindruckenden fünf Kilometern ein komplexes Graben- und Mauersystem, in dem allerhand Essbares von den Kindern angebaut wird. Sowohl für die Nürnberger selbst als auch für die Tiere entwickelte sich so ein wertvolles Naherholungsgebiet.

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