Widerstand aus der Nachbarschaft Indisches Zentrum an der Mirke?

Wuppertal · Der Kaufvertrag ist unterschrieben. Rund 10.000 Quadratmeter Fläche am Mirker Bahnhof sind seit Januar im Besitz eines Investors. Sein Plan ist die Errichtung eines indischen Kulturzentrums. Nun regt sich Widerstand: Das „Forum:Mirke“ fordert die Stadt auf, ihr Vorkaufsrecht zu nutzen.

 Surinder Singh am Mittwochmittag auf der Nordbahntrasse. Auf dem Gelände hinter ihm soll ein indisches Kulturzentrum errichtet werden.

Surinder Singh am Mittwochmittag auf der Nordbahntrasse. Auf dem Gelände hinter ihm soll ein indisches Kulturzentrum errichtet werden.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Nina Bossy

Die Vision von Surinder Singh und seines Investors ist schon längst zu einem konkreten Bauvorhaben gewachsen. Ein Gebäude mit rund 650 Quadratmetern Nutzfläche soll direkt an der Nordbahntrasse schräg gegenüber dem Mirker Bahnhof entstehen. Dort, wo die Häuser im östlichen Teil des Solar-Decathlon-Geländes standen.

Die Pläne hat Surinder Singh am Mittwochmittag bei einem Termin mit der Wuppertaler Rundschau auf der Trasse bereits ausgedruckt in der Hand. Das Gebäude auf den Plänen ist zwei Etagen hoch, hat eine moderne holzverkleidete Fassade mit bodentiefen Fenstern. Angrenzend ist ein Biergarten eingezeichnet.

Surinder Singh plant für die indische Community ein Kulturzentrum samt Gastronomie, in dem alle indischen Religionen ihre Feste feiern können, jeden Sonntag und an den Feiertagen. „Die indische Gemeinschaft hat in Wuppertal keinen eigenen Ort“, sagt Singh, der auch seit vielen Jahren Inhaber des Restaurants „Bombay“ an der Berliner Straße ist. Er weiß, rund 300 indisch stämmige Menschen unterschiedlichster Religionen leben in der Umgebung und fahren zum Beten und Feiern bisher immer nach Köln. Aber nun habe man endlich für alle einen Platz in Wuppertal gefunden – direkt an der Trasse und im Quartier Mirke.

Während Surinder Singh das Projekt mit Inhalt füllt, stammen Geld und Unterschrift von einem indischen Investor, der namentlich nicht genannt werden möchte. Im Januar hat er das Grundstück von der Renaissance AG erworben.

Christian Baierl ist Vorstand und Geschäftsführer der Renaissance AG. Am Telefon bestätigt er auf Rundschau-Nachfrage den bereits abgewickelten Verkauf. Die Renaissance AG habe das rund 10.000 Quadratmeter große Areal bereits viel länger als gewollt gehalten, um den um zwei Jahre verschobenen Solar Decathlon nicht zu gefährden. Nachdem der internationale Architekturwettbewerb in diesem Sommer auf der Fläche erfolgreich stattgefunden hat, habe man nunmehr dringenden Handlungsbedarf gesehen, um keinen Wertverlust einzufahren.

Farbenfrohes hinduistisches Tempelfest in Wuppertal
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Farbenfrohes Tempelfest in Wuppertal

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Foto: Christoph Petersen

Bereits seit Jahren sorgt das Grundstück an der Trasse für Schlagzeilen und weckt auch beim Verein Utopiastadt, Betreiber des Mirker Bahnhofs, Begehren und Visionen. Während Surinder Singh mit dem Treffen an der Trasse seine Pläne der Öffentlichkeit vorstellen möchte, äußert sich diese Woche auch das „Forum:Mirke“. In einem offenen Brief erklärt der nachbarschaftliche Zusammenschluss, bereits 2018 ein Konzept erarbeitet zu haben. „In diesem wird die Fläche zwischen der Wüstenhofer und Uellendahler Straße als ein Gesamt-Möglichkeitsraum verstanden, der die Themen der gemeinwohlorientierten, experimentellen und zivilgesellschaftlichen Quartiersentwicklung bündelt.“

Weiter fordert das Forum die Stadtverwaltung auf, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Denn das gibt jeder Gemeinde das Recht, in einen wirksam abgeschlossenen Kaufvertrag anstelle des Käufers einzutreten – in einer Frist von zwei Monaten. Würde die Stadt ihr Vorkaufsrecht geltend machen und auf diese Weise das Areal an sich bringen? Die Verwaltung möchte sich dazu in dieser Woche nicht öffentlich äußern. Nur, dass mit allen Beteiligten „intensive und sensible Gespräche“ geführt werden, lässt Stadtentwicklungsdezernent Arno Minas mitteilen.

Der Investor und Surinder Singh hoffen, dass die Stadt den Verkauf nicht noch rückgängig macht. Wenn die für das Vorkaufsrecht geltende Frist in gut einem Monat abgelaufen ist, hoffen sie, zügig mit der Errichtung des Kulturzentrums beginnen zu können. Und auch für die restliche Fläche haben sie an diesem Tag im Februar bereits einige Ideen. Eine öffentliche Toilette neben dem Kulturzentrum sei fest eingeplant.

Auf der Seite des Mirker Bahnhofs könnte man sich ein Bildungszentrum vorstellen. Der Rest des Areals solle grün und für die Allgemeinheit nutzbar bleiben.

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