Ehrung in Wuppertal Heimat-Preis an „Chance!“, Krawatte und Gefängnisverein

Wuppertal · Der Wuppertaler Heimat-Preis ist am Dienstag (2. Dezember 2025) zum inzwischen sechsten Mal verliehen worden. Oberbürgermeisterin Miriam Scherff überreichte die Preise in feierlicher Atmosphäre im Internationalen Begegnungszentrum der Caritas.

Pater Joachim Stobbe ist die treibende Kraft von „Chance! Wuppertal“ (Archivbild).

Foto: Stadt Wuppertal

32 Vereine und Initiativen hatten sich in diesem Jahr beworben oder wurden vorgeschlagen. Die Jury hat sich für folgende Preisträgerinnen bzw. entschieden:

„Chance! Wuppertal“

„Chance! Wuppertal“ setzt sich seit vielen Jahren für Menschen in Wuppertal ein, die ohne Unterstützung kaum Sichtbarkeit oder Perspektiven hätten. Im „Haus des Teilens“ in Langerfeld erhalten bedürftige Familien Lebensmittel, Beratung und praktische Hilfe im Alltag. Kinder und Jugendliche finden hier Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und Ermutigung, damit Bildungswege nicht an Herkunft oder finanziellen Einschränkungen scheitern.

Seit Beginn wird dieses Engagement von Pater Joachim Stobbe getragen, der mit fast 90 Jahren noch immer Mentor und Motor ist. Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen, einigen Mitarbeitenden, Sponsorinnen und Sponsoren sowie Spenderinnen und Spendern schafft er einen Ort, an dem Menschen Stabilität, Orientierung und Zuversicht erfahren. Viele ehemalige Kinder der Einrichtung haben ihren Weg in Ausbildung, Beruf und ein selbstbestimmtes Leben gefunden. Täglich besuchen bis zu 120 Kinder und Jugendliche sowie viele Erwachsene die Einrichtung.

Chance! Wuppertal ist nicht nur der Name des Engagements, sondern Programm. Hier erhalten Menschen eine Chance, die sonst oft am gesellschaftlichen Rand leben. Das Engagement leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt. Es zeigt, dass Solidarität, Ausdauer und menschliche Nähe Veränderungen ermöglichen.

„Die Krawatte“

„Die Krawatte“ ist ein Ort der Begegnung in Heckinghausen, an dem Menschen mit und ohne Fluchterfahrung, unterschiedlicher Religionen, Sprachen und Lebensgeschichten zusammenkommen. In einer ehemaligen Krawattenfabrik, in Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen und des SkF Bergisch Land, ist ein deutschlandweit beachtetes Vorzeigeprojekt entstanden.

Bild vom „Krawatten-Talk“.

Foto: Kühn

Über 42 Projekte fördern Gemeinschaft, Teilhabe und Verständigung. Die Krawatte bietet Menschen Raum für Kreativität, Teamgeist und Eigeninitiative – ein Ort, der gemeinsam gestaltet wird. Ein Beispiel ist das Marionettentheater „Lebensfäden“, das geflüchteten Menschen eine kreative Plattform gibt, ihre Geschichten, Erfahrungen und Hoffnungen sichtbar zu machen. In gemeinsamen künstlerischen Prozessen entstehen Figuren, Bühnenbilder und Aufführungen, die von Liebe, Flucht, Hoffnung und Neuanfang erzählen.

Das Projekt zeigt, wie Kultur Integration ermöglicht: Menschen unterschiedlicher Hintergründe gestalten gemeinsam, übernehmen Verantwortung und bauen Vorurteile ab. Die Krawatte ist ein Ort von Teilhabe, Vielfalt und Demokratie – ein Raum, in dem Menschen einander begegnen, zuhören und voneinander lernen. Sie macht sichtbar, dass Engagement, Kreativität und Menschlichkeit Hand in Hand gehen.

Katholischer Gefängnisverein für das Bergische Land

Der Katholische Gefängnisverein setzt sich seit mehr als 20 Jahren dafür ein, dass inhaftierte Menschen und ihre Angehörigen nicht aus dem gesellschaftlichen Blick geraten. Mit dem Buddy-Programm begleiten ehrenamtlich Engagierte Einzelgespräche, Gruppenangebote, Ausgänge sowie den Übergang aus dem Strafvollzug zurück in das Leben außerhalb der Haft.

Auch in der JVA in Ronsdorf hilft der Gefängnisverein.

Foto: Justiz NRW

Diese Unterstützung schafft Orientierung, entlastet Familien, stärkt Beziehungsfähigkeit und ermöglicht verantwortliche Teilhabe. Regelmäßige Schulungen, Reflexionstreffen und die enge Zusammenarbeit mit Justizvollzug, Kirchen und weiteren Partnerinnen undPartner sichern Qualität und Verlässlichkeit. Viele ehemals Inhaftierte konnten mithilfe des Vereins eine Wohnung finden, Arbeit aufnehmen und ein selbstbestimmtes Leben beginnen.

Das Engagement erinnert daran, dass Resozialisierung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Vertrauen, Zeit und Respekt sind dafür unverzichtbar – Werte, für die der Verein steht und einsteht. Durch die Verleihung des Wuppertaler Heimat-Preises wird dieses besondere Ehrenamt sichtbar, anerkannt und gewürdigt. Der Verein erinnert uns daran, dass menschliche Nähe und Begleitung hinter Gefängnismauern entscheidend sein können für einen erfolgreichen Neubeginn.