Podiumsdiskussion des Sozialverbandes VdK Cybermobbing – ein riesiges Problem unserer Zeit

Wuppertal · Maßgeblich für diese fünfte und nun letzte von Berthold Gottschalk, dem Kreisverbandsehrenvorsitzenden des VdK, organisierte Podiumsdiskussion war der Selbstmord einer 17-jährigen Schülerin, die sich wegen des unerträglichen Leidensdruckes, dem sie sich durch Cybermobbing ausgesetzt sah, in den Tod stürzte.

Das Podium zum Thema Cybermobbing von links nach rechts: Margherita Hah (Diplom-Sozialpädagogin), Horst Kaldyka (VdK), Helge Lindh (SPD-Bundestagsabgeordneter), Kriminalhauptkommissar Ralf Weidner, Biggi Rosen (AOK Rheinland/Hamburg), Hana El Qasem vom Kinder- und Jugendschutz der Stadt Wuppertal, Moderator Matthias Müller, Markus Surrey, Leiter des Psychologischen Dienstes der Stadt Solingen sowie Berthold Gottschalk, VdK-Kreisverbandsehrenvorsitzender im Bergischen Land.

Foto: VdK

Maya Makro, eine 16-jährige Schülerin, deren Berufswunsch es ist, einmal Staatsanwältin zu werden, schilderte beklemmend die Beweggründe, wegen derer sich Jugendliche in ihrer Wut am Handy austoben und sich daran weiden, wenn ihre Opfer im Verborgenen leiden und krank werden, weil ihre heimlichen Hilferufe nicht erkannt werden.

Mit Ralf Weidner von der Kriminalpolizei Wuppertal, dem Schulpsychologen Markus Surrey, der Diplom-Sozialpädagogin Margherita Hahn, mit Hana El Qasem vom Kinder- und Jugendschutz der Stadt Wuppertal, mit Biggi Rosen, der Leiterin der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit der AOK Rheinland/Hamburg und dem Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh waren sechs Expertinnen und Experten auf dem Podium versammelt, die auch gegenüber dem Publikum keine Frage unbeantwortet ließen.

Kriminalist Ralf Weidner machte deutlich, dass Cybermobber nicht unerkannt bleiben: Der digitale Fingerabdruck sei bei der elektronischen Spurenverfolgung und der Täter-Identifizierung ein unverzichtbares Beweismittel. Weidner: „Das Internet vergisst nichts.“

Ob bloßstellende Fotos und Videos, Gerüchte, Drohungen oder demütigende Fake-Profile in den sozialen Medien: Gezieltes Mobbing im Netz kann Heranwachsende tief treffen, deprimieren, hilflos und auf Sicht krank machen. Therapeutische Behandlungen folgen mitunter jahrelang für die traumatisierten Jugendlichen. Für die Krankenkassen entstehen hierdurch Kosten in Milliardenhöhe. Im Jahr 2021 mussten 81.000 der Zehn- bis 17-Jährigen mit psychischen Erkrankungen im Krankenhaus behandelt werden. Die AOK Rheinland/Hamburg bietet für Mobbing-Oper Präventionsmaßnahmen, die Betroffenen helfen.

Schulpsychologe Markus Surrey sprach sich unmissverständlich für ein Handyverbot für Jugendliche unter 16 Jahren aus, die, wie er sagte, ihren „Mobber" 24 Stunden am Tag in der Tasche tragen.

Der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh räumte ein, dass noch zu wenig gegen Cybermobbing unternommen wird. So wurde Lindh eine symbolische Petition mit der Bitte der VdK-Mitglieder Horst Kaldyka, Matthias Müller und Berthold Gottschalk überreicht, um damit den Anstoß zu geben, dass sich alle 16 Kultusminister treffen mögen, um auch in Deutschland ein Verbot von Smartphones an Schulen zu erlassen – so wie es bereits erfolgreich in Österreich, Italien und Irland praktiziert wird.

Das Pilotprojekt von Markus Surrey, dass dazu beigetragen hat, dass in Solinger Schulen ein ganzjähriges Social-Media-Verbot für Fünftklässler verhängt wurde, hat deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt und sollte, so findet der VdK, auch an Wuppertaler Schulen umgesetzt werden.

Am Schluss waren sich die Podiumsgäste darüber einig, dass das Handy als Suchtmittel zu bekämpfen ist. Und: Wenn Jugendliche 48 Stunden in der Woche am Handy verbringen, sind auch Eltern gefordert, gegen das Handy-Suchtverhalten ihrer Kinder aktiv zu werden.

Berthold Gottschalk vom VdK: „Sollte diese Podiumsdiskussion im Ergebnis dazu beitragen, dass auch nur ein Mensch davon verschont bleibt, sich das Leben zu nehmen, dann haben wir unser erklärtes Ziel erreicht.“