Einzelhandel Michael Kozinowski: „Wir bräuchten mehr Möglichmacher“

Wuppertal · Den Rundschau-Kommentar vom 8. Januar, in dem es zum Thema FOC/DOC-Streit hieß, der Wuppertaler Einzelhandel habe sich dafür „überhaupt nicht interessiert“, nahm Buchhändler Michael Kozinowski zum Anlass, noch einmal zurückzublicken – und auf einige weitere Probleme aufmerksam zu machen.

 Michael Kozinowski ist Buchhändler und engagiert sich in der Interessengemeinschaft Friedrich-Ebert-Straße nicht nur für sein unmittelbares Umfeld.

Michael Kozinowski ist Buchhändler und engagiert sich in der Interessengemeinschaft Friedrich-Ebert-Straße nicht nur für sein unmittelbares Umfeld.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Kozinowski, der seit Jahrzehnten die Buchhandlung Mackensen am Laurentiusplatz betreibt und im Vorstand der IG Friedrich-Ebert-Straße engagiert ist, macht deutlich: „Wir Einzelhändler haben uns für das Thema FOC in Wuppertal sehr wohl interessiert.“

Zahlreiche Fach- und Zahlen-Fragen zu möglichen Auswirkungen des Factory Outlet Centers auf den bereits bestehenden Wuppertaler Handel habe man gehabt – und diese Fragen immer wieder an die Stadt kommuniziert. Dort habe es stets geheißen, man wisse keine Antworten. Und auch die Clees-Gruppe, die das FOC-Projekt seinerzeit öffentlich vorgestellt hatte, kenne solche Antworten nicht. „Man hat uns sogar dazu geraten, so Michael Kozinowski im Gespräch mit der Rundschau, „uns doch mit der Clees-Gruppe zusammenzutun. Das wäre ja so, als würde man dem Kaninchen raten, dass es sich mit dem Koch über seine beste Zubereitungsweise verständigt.“

Der Buchhändler legt den Finger aber noch in einige Wunden, für die seiner Meinung nach das FOC-Thema nur ein Beispiel ist. So etwa die Frage eines modernen Wegeleitsystems, mit dem Wuppertal-Besucher nach dem Ende der B7-Sperrung vom neuen Döppersberg in die Innenstadt sowie ins Luisen- und Laurentiusviertel geführt werden könnten. Kozinowski: „Wo bleibt dieses System? Wir Einzelhändler hatten es doch für die Stadt zusammen mit Professor Johannes Busmann schon längst erarbeitet.“ Jetzt habe sich herausgestellt, dass die Stadt 20.000 Euro für das Konzept eines Barmer Wegeleitsystems bereitstellt. Kozinowski: „Da ist uns Elberfeldern natürlich erst einmal die Kinnlade heruntergefallen. Und die 20.000 Euro sind ja nur für ein Konzept. Bis dann etwas Tatsächliches steht, dauert es wieder sehr, sehr lang.“

Was der engagierte Einzelhändler, der in intensivem Kontakt zu vielen Kollegen und Kolleginnen sowie anderen Interessengemeinschaften steht, grundsätzlich betont: „Viele Mitarbeiter in der Stadtverwaltung sind sehr an reibungslosen Abläufen interessiert, helfen gern und auch durchaus unbürokratisch.“ Das Problem sieht Kozinowski eher weiter oben im Rathaus angesiedelt: „Die Stadtspitze zieht nicht an einem Strang. Die Wertschätzung, die man dort dem großen Einsatz von Zeit und Arbeit entgegenbringt, die Einzelhändler für ihre Interessengemeinschaften investieren, könnte viel größer sein.“

Ähnlich wie Dr. Frederik G. Pferdt, Chef-Innovator beim US-Riesen Google, der am Mittwoch den Festvortrag bei Neujahrsempfang der IHK hielt, beklagt auch Michael Kozinowski die negativen Folgen der Denkweise „Immer erst sagen, was nicht geht“. „Es gibt viel zu viele Bedenkenträger, dabei bräuchten wir sehr viele Möglichmacher.“ Beispielsweise in den Innenstädten, wo die jeweiligen Interessengemeinschaften für Feste sowie die Beleuchtung von Bäumen oder andere Aktionen sorgen. Die Frage der Gestaltung, Ausrichtung und Planung von Festen ist ein konkreter Punkt, an dem Michael Kozinowski eine Reihe von Kritikansätzen festmacht: „Ohne uns in IGs zusammengeschlossene Einzelhändler gäbe es viele dieser Feste gar nicht. Vor langer Zeit ist uns versprochen worden, dass es einen bestimmten Ansprechpartner in der Stadtverwaltung für uns geben soll, der uns bei Fragen weiterhilft. Auf diesen Ansprechpartner warten wir immer noch.“

Und Michael Kozinowski hat auch das Thema Stadtentwicklung (in Elberfeld) im Blick: Besonders wichtig seien in diesem Zusammenhang die Stadtplätze. Allen voran der Platz am Kolk, der in seiner zentralen Funktion von großer Bedeutung sei – und unbedingt eine neue, bürgerorientierte Zukunft brauche, um so ein positives Elberfelder beziehungsweise Wuppertaler Signal zu setzen. Intensiv hatten sich die Elberfelder Einzelhändler mit dem Thema Platz am Kolk auseinandergesetzt, um dann im Rahmen der „Qualitätsoffensive Innenstadt“ zu ihrer Überraschung zu erfahren, dass von der Stadt Fördergelder für den Von der Heydt-Platz beantragt wurden.

Michael Kozinowskis Fazit: „Da fühlt man sich nicht ernst genommen.“

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